Germanwatch zur Studie von IEA und IRENA: Um das Paris-Abkommen einzuhalten, muss G20 Dekarbonisierung beschleunigen
Als dringende Aufforderung zum Handeln an die G20 bewertet Germanwatch die in Berlin vorgestellte Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zum Umbau des globalen Energiesystems. Sie wurde von der deutschen G20-Präsidentschaft in Auftrag gegeben. “Die Studie zeigt eindeutig: Klimaschutz lohnt sich”, sagt Lutz Weischer, Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. “Der Investitionsschub für die globale Energiewende bringt wirtschaftliche Impulse und Millionen neuer Arbeitsplätze. Die G20 trägt die Verantwortung, die globale Energiewende jetzt umzusetzen.”
Die Studie untersucht, welche Veränderungen bis 2050 erforderlich wären, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent unter 2 Grad Celsius zu halten, und welche ökonomischen Auswirkungen diese Veränderungen hätten. Die Berechnungen von IRENA in der Studie zeigen, dass die globale Energiewende zusätzlich 19 Billionen US-Dollar wirtschaftlicher Aktivität und sechs Millionen Arbeitsplätze bis 2050 schaffen würde. Die erforderlichen zusätzlichen Investitionen würden durch geringere Gesundheitskosten und die vermiedenen Kosten von Klimawandelfolgen um das Zwei- bis Sechsfache aufgewogen.
Die Studie gehe allerdings noch nicht weit genug, kritisiert Weischer: “Die Studie zeigt keine Szenarien im Lichte der verschärften Ziele des Pariser Klimaabkommens auf. Die Staatengemeinschaft hat sich in Paris dazu verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und 1,5 Grad anzustreben. Eine Begrenzung auf 2 Grad mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 66 Prozent ist nicht genug.” Germanwatch fordert, sobald demnächst entsprechende Szenarien vorliegen, eine Neuauflage der Studie. Weischer: “Eine solche Berechnung würde zeigen, dass Paris den Übergang ins Solarzeitalter bis Mitte des Jahrhunderts erfordert. Bis dann muss der Ausstieg nicht nur aus Kohle, sondern auch aus Öl und Gas gelungen sein.”
Die heute vorgestellte Studie zeigt, dass bei der Umsetzung der globalen Energiewende die G20-Staaten eine besonders wichtige Rolle spielen, da dort drei Viertel der zusätzlichen Emissionsminderungen erbracht werden müssen. “Die Fakten liegen auf dem Tisch. Die G20 muss jetzt handeln”, erläutert Weischer. “Der Gipfel in Hamburg muss konkrete Schritte vereinbaren, zum Beispiel bis 2018 die Vorlage von ambitionierten Klimaschutzplänen für die Zeit bis 2050, ein konkretes Enddatum in den nächsten Jahren für den Ausstieg aus Subventionen für fossile Brennstoffe und einen Prozess für die schrittweise Einführung von Mindestpreisen auf CO2-Emissionen durch Steuern, Abgaben oder Emissionshandel. Angesichts der Unterstützung vieler G20-Länder sollte die deutsche G20-Präsidentschaft diese Punkte mutig vorantreiben – auch wenn dies einen Konflikt mit der US-Seite bedeuten kann.”
Quelle: Pressemitteilung Germanwatch, 20.03.2017