The United Nations has proclaimed 22 May The International Day for Biological Diversity to increase understanding and awareness of biodiversity issues. The rapid loss of biodiversity can be traced back to human activity, and yet social scientists, who analyse the impact of human society on the environment, are under-represented in the field of biodiversity research.
Climate change, the destruction of forests and habitats, pollution, over-exploitation of resources, and poaching are all directly contributing to species decline. And then there are other factors which put indirect pressure on species diversity. For example, the only way to meet the growing demand for meat is to convert species-rich habitats to pasture and feed crops. At the same time, even well-intentioned climate change mitigation measures such as biofuel production can lead to biodiversity loss, as it requires significant changes in land use.
It is estimated that we are already losing up to 2,000 species each year, and that is only a rough figure, as most of the species in existence have more than likely not been discovered yet. On the whole, we are still very limited in our knowledge about how best to conserve biodiversity, and there are few resources to aid political actors in the decision-making process.
Consequently, the international community established the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) under the umbrella of the United Nations in 2012. IPBES deals with biodiversity issues in the same way that the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) deals with climate change issues. As an interface between policy-making and research, IPBES is responsible for analysing independent and credible information on the state and development of biodiversity, on the factors causing its loss, and on possible options for action, thereby providing policy-makers with a better basis for making informed decisions on species conservation.
There are 124 governments and 1,000 experts involved in the work of IPBES. The body released its first report on biodiversity among pollinators in February 2016. The publication served as a real wake-up call, underscoring the importance of biodiversity for human life. It found that 40 per cent of pollinating insects are at risk of extinction and pointed out that fruit, vegetables, seeds, nuts, oil, coffee and cocoa, which together account for between USD 235 and 577 billion worth of global food production, are all dependent on these pollinators.
The links between humans and biodiversity are clear. As such, the original idea behind the establishment of IPBES was to create a platform for collaboration between researchers from a wide range of disciplines (including natural scientists, social scientists and human scientists) and representatives of indigenous and local communities. The reality is somewhat different. It is estimated that less than 10 per cent of IPBES experts are social scientists, despite researchers calling for a minimum quota of 30 per cent. This imbalance is also reflected in the field of biodiversity research as a whole. There is significantly more research funding available for natural scientists, which is in turn enlarging the pool of natural science experts.
Currently, 80 per cent of IPBES experts are proposed by member states and 20 per cent by environmental and research organisations. This means that only those specialists who already work with governments and are recognised as biodiversity experts are included. The heavy use of natural science terminology in IPBES tenders means that certain groups of researchers, such as anthropologists and ethicists, do not feel that IPBES is for them. However, the organisation has already made adjustments to its current tendering process, setting up new networks to appeal to and attract social scientists as well. Nonetheless, the ultimate responsibly still rests with governments, as it is they who must nominate the experts.
There is a need for greater diversity in biodiversity research. If social scientists are to be better integrated into IPBES’s work, then more research funding must be provided as a matter of urgency for the social science dimension of biodiversity research. At the same time, IPBES and the member states themselves need to do more to mobilise and carefully select experts. IPBES aspires to influence future policy and research agendas through its reports and evaluation work. It would be a step in the right direction to recognise that we can only conserve biodiversity if we combine a wide range of experiences and scientific methods to tackle the far-reaching issues in this area.
Source: Website DIE, 20.05.2016Der 22. Mai steht jedes Jahr im Zeichen des Internationalen Tags der biologischen Vielfalt. Der rasante Verlust biologischer Vielfalt ist auf den Menschen zurückzuführen. Aber gerade Sozialwissenschaftler, die sich u.a. mit den Auswirkungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen auf die Umwelt auseinandersetzen, sind in der Biodiversitätsforschung unterrepräsentiert.
Klimawandel, die Zerstörung von Wäldern und wichtigen Lebensräumen, Verschmutzung und Übernutzung oder Wilderei tragen direkt zum Artenschwund bei. Indirekt üben noch andere Faktoren, Druck auf die Artenvielfalt aus. Zum Beispiel kann die steigende Nachfrage nach Fleisch nur durch die Gewinnung neuer Weideflächen und eine gesteigerte Produktion von Futtermitteln gedeckt werden. Natürliche Lebensräume und Biodiversitäts-Hotspots müssen weichen. Aber auch gut gemeinte Klimamaßnahmen, wie zum Beispiel der Anbau von Bioenergiepflanzen, können zum Verlust von Biodiversität beitragen, da sie große Landnutzungsänderungen erfordern.
Schätzungen zufolge verlieren wir bereits bis zu 2000 Arten pro Jahr. Und das ist nur eine grobe Schätzung, denn ein Großteil aller existierenden Arten wurde vermutlich noch gar nicht entdeckt. Insgesamt wissen wir immer noch wenig darüber, wie wir Biodiversität am besten schützen können und den politischen Akteuren mangelt es an Entscheidungshilfen.
2012 gründete die Staatengemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen daher die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, kurz IPBES. IPBES ist ein zwischenstaatliches Gremium zur wissenschaftlichen Politikberatung, das sich mit Biodiversität beschäftigt – vergleichbar mit dem Weltklimarat IPCC. IPBES soll als Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft unabhängige, glaubwürdige Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Artenvielfalt, über die Ursachen des Verlustes und über mögliche Handlungsoptionen auswerten, um somit der Politik eine bessere Grundlage für informierte Entscheidungen zum Schutz der Artenvielfalt zu bieten.
124 Regierungen und 1000 Experten beteiligen sich an IPBES. Der erste große Bericht des Gremiums zur Artenvielfalt von Bestäubern wurde im Februar 2016 veröffentlicht. Er sorgte für Aufsehen und unterstreicht die Bedeutung der Artenvielfalt für das menschliche Leben: 40 Prozent der bestäubenden Insekten sind vom Aussterben bedroht. Obst, Gemüse, Samen, Nüsse und Öle, aber auch Kaffee und Kakao sind von diesen Bestäubern abhängig; insgesamt zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar der globalen Nahrungsmittelproduktion.
Die Verbindungen zwischen Mensch und Artenvielfalt sind deutlich. Deshalb war die ursprüngliche Idee bei der Gründung von IPBES: Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen – Naturwissenschaftler, Sozialwissenschaftler und Geisteswissenschaftler – sowie Vertreter indigener und lokaler Gemeinschaften sollten in diesem Gremium mitarbeiten. In der Realität sieht es anders aus. Schätzungen zufolge sind weniger als 10 Prozent der IPBES-Experten Sozialwissenschaftler. Wissenschaftler fordern aber eine Quote von mindestens 30 Prozent. Die ungleiche Verteilung spiegelt sich auch in der Biodiversitätsforschung insgesamt wider. Für Naturwissenschaftler stehen wesentlich mehr Forschungsgelder zur Verfügung, was wiederum den Pool der naturwissenschaftlichen Experten vergrößert.
Bislang werden 80 Prozent der Experten durch die Mitgliedsstaaten vorgeschlagen; 20 Prozent von Umwelt- und Wissenschaftsorganisationen. Es werden daher nur die Experten einbezogen, die bereits mit Regierungen zusammenarbeiten und als Biodiversitätsexperten anerkannt sind. Da die Terminologie der IPBES-Ausschreibungen sehr naturwissenschaftlich geprägt ist, fühlen sich bestimmte Wissenschaftsgruppen (z.B. Anthropologen oder Ethiker) nicht angesprochen. Doch das Gremium hat in seiner aktuellen Ausschreibung bereits umgesteuert. Über neue Netzwerke sollen auch Sozialwissenschaftler angesprochen und gewonnen werden. Letztlich liegt die Verantwortung dennoch wieder bei den Regierungen: Sie müssen die Experten nominieren.
Biodiversitätsforschung braucht Vielfalt. Um die Voraussetzungen für eine bessere Einbindung von Sozialwissenschaftlern zu gewährleisten, müssen dringend mehr Forschungsgelder für die sozialwissenschaftliche Dimension in der Biodiversitätsforschung bereitgestellt werden. Aber auch IPBES und die Mitgliedsstaaten müssen mehr Anstrengungen unternehmen, Experten zu mobilisieren und sorgfältig auszuwählen. IPBES hat den Anspruch, mit seinen Berichten und Bewertungen zukünftige Politik- und Forschungsagenden zu beeinflussen. Es wäre ein Zeichen, anzuerkennen, dass wir die globale Artenvielfalt nur schützen können, wenn wir auch die Vielfalt an Erfahrungen und wissenschaftlichen Methoden bei der Bearbeitung solch weitreichender Fragestellungen zusammen bringen.
Quelle: Website DIE, 20.05.2016