GIZ Interview: „In europäischen Städten fehlt es an Grün und Blau“

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Hitzewellen sind in Großstädten besonders extrem, dies spürt nun auch Deutschland. GIZ-Projektleiterin Vaishali Nandan erklärt im Interview, wie indische Städte mit Hitze umgehen und welche Ideen sich nach Europa übertragen lassen.

Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 Grad treten auch in Mittel- und Nordeuropa immer häufiger auf. In Städten sind die Temperaturen aufgrund von Betonbauten und einer hohen Bevölkerungsdichte noch höher. Indien kämpft bereits seit mehreren Jahrzehnten mit den Herausforderungen von städtischer Hitze. Vaishali Nandan steuert für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das Climate Smart Cities Projekt in Indien. Das Projekt unterstützt Städte dabei, klimafreundliche Lösungen für urbane Infrastrukturen zu planen und umzusetzen –  darunter fällt auch die Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung von Hitze in Städten. Im Interview berichtet sie von den Auswirkungen der Hitze in Städten und von Ideen für Lösungen.

Das Wetter in Europa bringt das Thema Hitze in Städten auf die Tagesordnung. In Indien ist dieses Thema eine bekannte Herausforderung. Welche Auswirkungen hat die Hitze?

Vaishali Nandan: Der Klimawandel führt zu längeren und extremeren Hitzewellen: Im Norden Indiens hatten wir im Mai über mehrere Tage Temperaturen von fast 50 Grad. Städtische Gebiete sind besonders betroffen: Betongebäude und asphaltierte Straßen heizen sich auf, strahlen Hitze ab und erwärmen so die Umgebung. So entsteht das Phänomen der sogenannten Hitzeinseln, in denen die Temperatur deutlich höher ist als in anderen Teilen der gleichen Stadt. Dies schadet der Gesundheit der Menschen; sie dehydrieren oder erleiden Hitzschläge. Mittelfristig belastet die Hitze auch das Gesundheitssystem, die Wasser- und Stromversorgung und führt zu Schäden in der Infrastruktur.

Wie sieht die Arbeit der GIZ in Indien zu Hitze in Städten aus? Gibt es Ideen für Lösungen?

Im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUV) entwickeln wir klimafreundliche Lösungen und setzen diese in drei „Smart Cities“ – Bhubaneswar, Coimbatore und Kochi – um. In allen drei Städten hat unser Projekt Hitzeinseln identifiziert. Sie alle haben Gemeinsamkeiten: Eine hohe Bevölkerungsdichte, viele betonierte und asphaltiere Flächen und wenig Platz für Wasser oder Bepflanzungen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse entwickeln wir faktengestützte Lösungen, um diese Gebiete abzukühlen. So helfen wir Städteplaner*innen Maßnahmen zu priorisieren und umzusetzen, damit die Städte sich dem Klimawandel anpassen.

In Coimbatore will die Stadtverwaltung auf 100 freien Flächen neue Parks anlegen und dort einheimische Baumarten anpflanzen. 34 Parks werden derzeit bereits angelegt. In Bhubaneswar haben wir Maßnahmen unterstützt, mit denen das Wasser in der Regenzeit gesammelt und gespeichert wird (Sponge City Concept), um Pflanzen und Bäume zu bewässern, um damit heiße Gegenden abzukühlen und Überflutungen vorzubeugen. Und in Kochi haben wir ein Konzept für grünes Bauen für die Errichtung des neuen Gebäudes der Stadtverwaltung erstellt. So geben wir der Stadt Leitlinien, mit denen institutionelle Gebäude klimafreundlich gebaut werden können. Weiterhin unterstützen wir in Coimbatore und Bhubaneswar das nachhaltige Management von Bau- und Abrissschutt von Gebäuden.

Wie sieht es in Europa und Deutschland aus? Lassen sich diese Ansätze übertragen?

Die Herausforderungen in europäischen und indischen Städten sind sehr ähnlich. Wenn ich auf die Karte einer europäischen Großstadt schaue, sehe ich nur wenig Grün und Blau in dicht besiedelten Gebieten, ähnlich wie in indischen Städten. Es ist sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren, Hitzeinseln zu reduzieren und dort Platz für Wasser und Bepflanzung zu schaffen. Die Umsetzung kann recht einfach sein: Dächer zu begrünen und Regenwasser aufzufangen sind etwa effektive Ansätze. Darüber hinaus lag der Fokus in Europa bisher darauf, Gebäude so zu konzipieren, dass sie Wärme speichern, da sie im Winter beheizt werden. Mit den steigenden Temperaturen wird es nun auch wichtig sein, sie im Sommer effektiv zu kühlen.

Über das Climate Smart Cities Projekt

Um die Herausforderung des Klimawandels in Städten, darunter auch die urbane Hitze, anzugehen, hat die indische Regierung mit Unterstützung des Projekts 2019 das Climate Smart Cities Assessment Framework (CSCAF) für 100 Städte initiiert, ein Beurteilungsrahmen für Städte hinsichtlich ihres jeweiligen Standes bei Klimamaßnahmen. Für 200 weitere Städte wird dieser Prozess seit 2022 auf den Weg gebracht. Diese Kommunen sollen Lösungen entwickeln, um das Leben in Großstädten gesünder und lebenswerter zu machen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Dabei unterstützt die GIZ die indische Regierung seit 2018. In drei Pilotstädten hat das Projekt Hitzeinseln identifiziert und arbeitet an Lösungen, um sich den Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und sie zu mindern. Erfahren Sie mehr zum Projekt hier.

Quelle: GIZ

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Hitzewellen sind in Großstädten besonders extrem, dies spürt nun auch Deutschland. GIZ-Projektleiterin Vaishali Nandan erklärt im Interview, wie indische Städte mit Hitze umgehen und welche Ideen sich nach Europa übertragen lassen.

Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 Grad treten auch in Mittel- und Nordeuropa immer häufiger auf. In Städten sind die Temperaturen aufgrund von Betonbauten und einer hohen Bevölkerungsdichte noch höher. Indien kämpft bereits seit mehreren Jahrzehnten mit den Herausforderungen von städtischer Hitze. Vaishali Nandan steuert für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das Climate Smart Cities Projekt in Indien. Das Projekt unterstützt Städte dabei, klimafreundliche Lösungen für urbane Infrastrukturen zu planen und umzusetzen –  darunter fällt auch die Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung von Hitze in Städten. Im Interview berichtet sie von den Auswirkungen der Hitze in Städten und von Ideen für Lösungen.

Das Wetter in Europa bringt das Thema Hitze in Städten auf die Tagesordnung. In Indien ist dieses Thema eine bekannte Herausforderung. Welche Auswirkungen hat die Hitze?

Vaishali Nandan: Der Klimawandel führt zu längeren und extremeren Hitzewellen: Im Norden Indiens hatten wir im Mai über mehrere Tage Temperaturen von fast 50 Grad. Städtische Gebiete sind besonders betroffen: Betongebäude und asphaltierte Straßen heizen sich auf, strahlen Hitze ab und erwärmen so die Umgebung. So entsteht das Phänomen der sogenannten Hitzeinseln, in denen die Temperatur deutlich höher ist als in anderen Teilen der gleichen Stadt. Dies schadet der Gesundheit der Menschen; sie dehydrieren oder erleiden Hitzschläge. Mittelfristig belastet die Hitze auch das Gesundheitssystem, die Wasser- und Stromversorgung und führt zu Schäden in der Infrastruktur.

Wie sieht die Arbeit der GIZ in Indien zu Hitze in Städten aus? Gibt es Ideen für Lösungen?

Im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUV) entwickeln wir klimafreundliche Lösungen und setzen diese in drei „Smart Cities“ – Bhubaneswar, Coimbatore und Kochi – um. In allen drei Städten hat unser Projekt Hitzeinseln identifiziert. Sie alle haben Gemeinsamkeiten: Eine hohe Bevölkerungsdichte, viele betonierte und asphaltiere Flächen und wenig Platz für Wasser oder Bepflanzungen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse entwickeln wir faktengestützte Lösungen, um diese Gebiete abzukühlen. So helfen wir Städteplaner*innen Maßnahmen zu priorisieren und umzusetzen, damit die Städte sich dem Klimawandel anpassen.

In Coimbatore will die Stadtverwaltung auf 100 freien Flächen neue Parks anlegen und dort einheimische Baumarten anpflanzen. 34 Parks werden derzeit bereits angelegt. In Bhubaneswar haben wir Maßnahmen unterstützt, mit denen das Wasser in der Regenzeit gesammelt und gespeichert wird (Sponge City Concept), um Pflanzen und Bäume zu bewässern, um damit heiße Gegenden abzukühlen und Überflutungen vorzubeugen. Und in Kochi haben wir ein Konzept für grünes Bauen für die Errichtung des neuen Gebäudes der Stadtverwaltung erstellt. So geben wir der Stadt Leitlinien, mit denen institutionelle Gebäude klimafreundlich gebaut werden können. Weiterhin unterstützen wir in Coimbatore und Bhubaneswar das nachhaltige Management von Bau- und Abrissschutt von Gebäuden.

Wie sieht es in Europa und Deutschland aus? Lassen sich diese Ansätze übertragen?

Die Herausforderungen in europäischen und indischen Städten sind sehr ähnlich. Wenn ich auf die Karte einer europäischen Großstadt schaue, sehe ich nur wenig Grün und Blau in dicht besiedelten Gebieten, ähnlich wie in indischen Städten. Es ist sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren, Hitzeinseln zu reduzieren und dort Platz für Wasser und Bepflanzung zu schaffen. Die Umsetzung kann recht einfach sein: Dächer zu begrünen und Regenwasser aufzufangen sind etwa effektive Ansätze. Darüber hinaus lag der Fokus in Europa bisher darauf, Gebäude so zu konzipieren, dass sie Wärme speichern, da sie im Winter beheizt werden. Mit den steigenden Temperaturen wird es nun auch wichtig sein, sie im Sommer effektiv zu kühlen.

Über das Climate Smart Cities Projekt

Um die Herausforderung des Klimawandels in Städten, darunter auch die urbane Hitze, anzugehen, hat die indische Regierung mit Unterstützung des Projekts 2019 das Climate Smart Cities Assessment Framework (CSCAF) für 100 Städte initiiert, ein Beurteilungsrahmen für Städte hinsichtlich ihres jeweiligen Standes bei Klimamaßnahmen. Für 200 weitere Städte wird dieser Prozess seit 2022 auf den Weg gebracht. Diese Kommunen sollen Lösungen entwickeln, um das Leben in Großstädten gesünder und lebenswerter zu machen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Dabei unterstützt die GIZ die indische Regierung seit 2018. In drei Pilotstädten hat das Projekt Hitzeinseln identifiziert und arbeitet an Lösungen, um sich den Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und sie zu mindern. Erfahren Sie mehr zum Projekt hier.

Quelle: GIZ

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