[:en]Engagement Global | Wie ein nachhaltiges Leben zum Normalfall werden kann[:]

[:en]

Wieso tun wir oft nicht das, was wir für richtig halten? Und wie können wir das in Zukunft ändern? Über diese und ähnliche Fragen diskutierte Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, mit den rund 70 Teilnehmenden beim fünften und letzten Zukunftsforum 2020 am 11. November 2020.

Michael Kopatz stellte bei der digitalen Abschlussveranstaltung „Vom Wissen zum Tun: Wie ein nachhaltiges Leben zum Normalfall werden kann“ sein Konzept der Ökoroutine vor. Die Idee dahinter ist, lokale, nationale und globale Strukturen und Verhältnisse dahingehend zu ändern, dass es für alle im Alltag leichter wird, nachhaltig zu handeln. Michael Kopatz plädiert dafür, dass sich nicht nur die Menschen, sondern auch die politischen und wirtschaftlichen Strukturen ändern müssen. In der Praxis bedeute dies: Statt moralischer Appelle an die Bürgerinnen und Bürger, sollten gesetzliche Standards erhöht und Produktionsabläufe und Produkte effektiver und nachhaltiger gestaltet werden.

Als konkretes Beispiel führte er an, dass man den Mindestlohn für eine Näherin verdreifachen könnte, ohne dass es den Konsumentinnen und Konsumenten auffallen würde. Denn: Der Anteil der Lohnkosten einer Näherin am Gesamtpreis eines T-Shirts betrage in Deutschland lediglich 1%. Das Ergebnis sei Folgendes: „Wir können nachhaltig leben, ohne uns tagtäglich mit Klimawandel oder Massentierhaltung befassen zu müssen.“

Sind die richtigen Strukturen geschaffen, so der Umweltwissenschaftler, kann ein umweltbewusstes Verhalten ohne große Anstrengungen zur Routine werden. Es müsse sich besser anfühlen, das Richtige zu tun. Dann würden Menschen auch entsprechend handeln. Als Beispiel hierfür nennt er den Ausbau von Radwegen und Busspuren, um es für alle attraktiver zu machen, das eigene Fahrzeug stehen zu lassen. Solange Menschen mit dem Auto schneller in der Stadt sind und es überall Parkplätze gibt, während der Bus nur zweimal am Tag kommt und es keine sicheren Radwege gibt, haben sie laut Michael Kopatz nur wenige Anreize, das eigene Auto stehen zu lassen.

Trotzdem hätten auch Bürgerinnen und Bürger eine Verantwortung. Für Michael Kopatz gilt jedoch: „Politischer Protest ist wichtiger als die Veränderung des Konsumverhaltens“. Damit appellierte er an die Teilnehmenden des Zukunftsforums sich zu engagieren – sei es durch die Teilnahme an Demonstrationen oder in dem sich die Teilnehmenden vor Ort beispielsweise für die Umwandlung von Parkplätzen in Grünflächen oder Radwege einsetzen.

Das Zukunftsforum ist eine Kooperation der Hochschule Harz, der Stadt Wernigerode und Engagement Global im Rahmen des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD). Es bringt Expertinnen und Experten sowie lokale Akteure und Interessierte miteinander ins Gespräch. Ziel des Zukunftsforums ist die Sensibilisierung für und Auseinandersetzung mit der Agenda 2030 und ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.

Weitere Informationen

Quelle: Engagement Global, 13.11.2020[:]