BLE | Weihnachtsbaumkauf: Was ökologisch sinnvoll ist

Das Bewusstsein für die eigene Umweltbilanz wird beim Weihnachtsbaumkauf zunehmend wichtiger. Warum es ruhig eine Tanne aus dem Kulturanbau sein darf, wo der Unterschied zwischen konventionellen und Bio-Tannen liegt und was Schafe damit zu tun haben, erklärt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gemeinsam mit Bio-Weihnachtsbaumerzeuger Konrad Schulte-Göbel.

Die eigene Ökobilanz wird immer wichtiger – und macht auch vor Weihnachtsbäumen nicht mehr halt. „Immer mehr Menschen achten auf sich und ihre Umwelt, weil die ökologischen Folgen immer offensichtlicher werden“, sagt Bio-Weihnachtsbaumerzeuger Konrad Schulte-Göbel, der seit 1997 im Sauerland auf 20 Hektar Bio-Tannen anbaut. In sechs Jahren sei die Anzahl der Verkaufsstellen für Bio-Tannen von 100 auf über 700 gewachsen; dennoch stamme nur jeder 250ste verkaufte Weihnachtsbaum in Deutschland aus ökologischem Anbau.

Gut für die Klimabilanz: Bodenschonender Anbau

Nach aktuellen Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) stehen jährlich zwischen 23 und 25 Millionen Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern. Ökologisch besonders nachhaltig ist laut BZL der Baum vom Forstamt, wenn er bei der Bestandspflege sowieso entnommen werden muss. Beim örtlichen Forstamt erfährt man, ob dort eigene Weihnachtsbäume vermarktet werden oder ob private Waldbesitzer Weihnachtsbäume anbieten. Von diesen Bäumen gibt es aber nicht genug. Daher ist der Anbau in speziellen Kulturen durchaus sinnvoll, so die Einschätzung des BZL.

„Die meisten Menschen wissen nicht, dass der Baum rund zehn Jahre braucht, bis er die entsprechende Größe erreicht hat“, erklärt Konrad Schulte-Göbel. Daher ist ein wichtiger Klimaaspekt die möglichst umweltschonende Bodenbearbeitung im Anbau. Hier punktet der Baum vom Förster, da Bäume aus dem öffentlichen Wald weitestgehend ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel aufwachsen. Auch die Bio-Tanne wird bodenschonend groß: Bei Konrad Schulte-Göbel weiden Shropshire-Schafe zwischen den Tannen. Sie fressen das Gras rund um die Bäume ab, ohne die Tannentriebe anzuknabbern, und haben gleichzeitig eine Düngefunktion. Bei Bio-Tannen wird nach den Prinzipien des Ökolandbaus auf den Einsatz von leicht löslichen Mineraldüngern sowie chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet.

Wer seinen Weihnachtsbaum aus einer konventionellen Weihnachtsbaumkultur kauft, sollte auf Zertifikate achten. Werden die Weihnachtsbäume zertifiziert angebaut, gelten strengere Regeln beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Ein weiterer Klimaaspekt: Regionalität

Ideal ist der Kauf des Weihnachtsbaumes vom Förster, Direktvermarkter oder Hofladen vor Ort. Bei Tannen aus dem Einzelhandel sollte man auf die Herkunft achten: Je regionaler, desto besser. Und wer Platz hat, kann einen Baum im Topf – auch „Container“ genannt – kaufen. Sofern die Wurzel nicht beschädigt ist, lohnt sich der Versuch, den Baum nach Weihnachten in den Garten zu pflanzen. Hierfür gibt es spezielle Arten wie die Zuckerhutfichte, die sehr langsam wachsen. Wenn der Weihnachtsbaum lange im Warmen gestanden hat, besser bis zu einer wärmeren Temperaturphase warten, dann ist der Schock für den Baum geringer. Hier ist keine Eile geboten – er kann das ganze Jahr über ausgepflanzt werden.

Keine deutliche Preissteigerung wegen Corona

Es könnte sein, dass Weihnachtsbäume in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie teurer werden. Bio-Tannen kosten ohnehin etwas mehr, „es ist aber nicht davon auszugehen, dass es zu einer deutlichen Verteuerung in diesem Jahr kommen wird“, schätzt Schulte-Göbel die Situation ein. Er ist zuversichtlich: Die Preise für Bio-Tannen seien ohnehin moderat — „wenn also Mehrkosten aufgrund der aktuellen Pandemielage entstehen, wird die Kundschaft dafür sicherlich Verständnis haben.“

Hintergrundinformation

Der Weihnachtsbaumhof von Konrad Schulte-Göbel ist einer von 290 Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau in Deutschland. Gefördert im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gewähren die Betriebe Einblicke in ihre Arbeit. Ob bei Hofführungen oder Fachseminaren: Für alle Interessenten gibt es viel aus der Praxis zu lernen.

Weitere Informationen

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), 23.11.2020