Auch unabhängig von der Corona-Krise ist jetzt schon klar, dass das Leitprinzip der SDGs, „Leaving no one behind“, nicht eingelöst werden kann: Geflüchtete werden auf der Strecke bleiben.
BICC Policy Brief 1\2020 von Markus Rudolf, Conrad Schetter und Clara Schmitz-Pranghe arbeitet globale Trends in der Entwicklung von Fluchtdynamiken heraus, die die internationale Gemeinschaft im kommenden Jahrzehnt vor große Herausforderungen stellen wird.
Auch im Jahr 2030, wenn die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) umgesetzt sein sollen, werden Abermillionen von Geflüchteten unter prekären Bedingungen leben. Flucht ist vor allem an die Entstehung, Dynamiken und Eskalationswege gewaltsamer Konflikte gekoppelt, deren Ausmaße sich kaum vorhersagen lassen. Dennoch ist der deutliche Trend erkennbar, dass die Anzahl von Geflüchteten im kommenden Jahrzehnt nicht sinken, sondern weiter steigen wird. Heute befinden sich bereits ca. 70,8 Mio. Menschen auf der Flucht. Das „nackte Überleben auf der Flucht“ wird für das Gros der Geflüchteten zum Normalfall werden, sofern die Politik nicht radikal umsteuert und dauerhafte Lösungen für Geflüchtete anbietet. Basierend auf langjähriger, empirischer Forschung zu Flucht und Vertreibung des BICC, prognostizieren die Aurorinnen und Autoren von BICC Policy Brief „‘Leaving them behind‘—Trends globaler Fluchtdynamiken“ für die kommenden zehn Jahre die folgenden fünf Trends:
- Die aktuellen großen Fluchtbewegungen werden anhalten, solange die langanhaltenden Gewaltkonflikte nicht befriedet werden.
- Die Anzahl an Geflüchteten, die von langanhaltenden Fluchtsituationen betroffen sind, wird aufgrund der demographischen Entwicklung steigen, selbst wenn keine neuen Konflikte entstehen.
- Global werden Abschottungspolitiken zunehmen.
- Die zunehmend restriktive Haltung vieler Staaten wird zum Anstieg irregulärer Wanderungsbewegungen führen.
- Hilfsmaßnahmen für Geflüchtete werden sich drastisch ändern.
Sie finden den Volltext von BICC Policy Brief 1\2020 „‘Leaving them behind‘—Trends globaler Fluchtdynamiken“ als PDF hier
Quelle: Bonn international Center for Conversion, 27.04.2020