FEMNET | Der Landkreis Fürth macht sich stark für eine faire öffentliche Beschaffung

Der Landkreis Fürth traut sich: Seine Mitgliedskommunen arbeiten seit 2016 gemeinsam daran, die Einkäufe der öffentlichen Hand Schritt für Schritt sozial gerechter zu gestalten. Sie bestärken sich gegenseitig, sie stimmen Strategien ab und sie teilen Beschaffungsdaten. Im Landkreis Fürth greifen viele positive Aspekte ineinander: Aktive und engagierte Fairtrade-Town-Steuerungsgruppen, die nicht lockerlassen. Die Einsicht, dass faire Beschaffung einfacher sein kann als gedacht. Und der nötige politische Rückhalt, um die faire Beschaffung auch „von oben“ möglich zu machen.

Fairtrade-Town-Steuerungsgruppen bringen sich ein

Im Landkreis Fürth sind gleich mehrere Fairtrade-Towns und Fairtrade-Kommunen angesiedelt; der Kreis ist selbst Fairtrade-Landkreis. Das bedeutet vor allem: Viele engagierte Menschen in den Steuerungsgruppen, die sich unermüdlich für die faire Beschaffung einsetzen.  In mehreren Gemeinden – unter anderem in Langenzenn, Codolzburg und Roßtal – stellten Steuerungsgruppen Anträge zu umfassenden Ratsbeschlüssen, welche die faire öffentliche Beschaffung regeln. Auch wurde immer wieder angeregt, dass Bedarfsträger_innen die Möglichkeit bekommen, faire Schutzkleidung zu testen, um sich selbst ein Bild zu machen. „Dass die Stadt selbst fair hergestellte und gehandelte Kleidung nutzt, ist toll, soll aber nur der Anfang sein“, findet Angelika Dittmann von einer der Steuerungsgruppen. „Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen und hoffentlich andere Menschen inspirieren.“

Faire Arbeitskleidung: so groß war die Umstellung gar nicht!

Die Schritte hin zu einer fairen Beschaffungspraxis sind oft kleiner als gedacht. Fairen Kaffee kauften die Kommunen im Landkreis Fürth schon lange; auch faire Geschenkkisten waren geläufig. Als ein „größeres Projekt“ nahmen sich die Kommunen vor, Berufsbekleidung fair zu beschaffen. Dabei wurde schnell klar, dass sich gar nicht so viel ändern musste: Mitarbeiter_innen von Bauhöfen trugen schon faire Labels. Ziel war es festzuschreiben, dass auch in Zukunft faire Schutzkleidung gekauft werden soll. Im Landkreis Fürth geschah dies durch eine Dienstanweisung. Auch wurden unterstützende Strukturen geschaffen: Die Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik half, einen Überblick über den Markt zu gewinnen und Verfügbarkeiten abzufragen.

Leasing von Schutzkleidung kann Sparpotential bergen

Die Stadt Langenzenn aus dem Landkreis Fürth setzt auf Leasing von Schutzkleidung – und spart damit sogar. Für die Mitarbeiter_innen des Bauhofs wurde ein Vertrag mit einer Mietfirma geschlossen, die Arbeitsschutzkleidung bereitstellt, reinigt, repariert und austauscht. Nachdem in mehreren Ratsbeschlüssen faire Kriterien für die Berufsbekleidung beschlossen wurden, passte man die Anforderungen für die Kleidung an. Es wurde nun die Mitgliedschaft der Herstellerfirma in der Fairwear Foundation gefordert. Und siehe da: auch das konnte die bisherige Mietfirma liefern. Und bot das Ganze obendrein noch zu einem günstigeren Preis an.

Politische Rückendeckung: Leitfaden, Ratsbeschlüsse, Dienstanweisungen

Was den politischen Rückhalt angeht, so kann der Landkreis Fürth Inspiration für andere Kommunen bieten. Die politischen und administrativen Ebenen greifen vorbildlich ineinander, um faire Beschaffung möglich zu machen: Auf Landkreisebene erarbeitete die Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik einen Leitfaden Nachhaltige Beschaffung. Dieser wurde den Bürgermeister_innen der Kommunen zur Umsetzung empfohlen. Die Kommunen arbeiten nun an Ratsbeschlüssen und Dienstanweisungen; einige haben sie sogar schon umgesetzt. Auf Landkreisebene ist die Dienstanweisung bindend: Das Ziel der fairen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Beschaffung soll in allen Beschaffungsvorgängen berücksichtigt werden. Wo möglich, soll dies durch die Forderung von Gütezeichen in der Leistungsbeschreibung oder durch eine Gewichtung von mindestens 20% in den Wertungskriterien umgesetzt werden. Kämmerei und die Rechnungsprüfung sind froh: Endlich gibt es klare Richtlinien gibt, an denen sich alle orientieren können!

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Quelle: FEMNET e.V., 17.03.2020