Bundesregierung: So beeinflusst der Klimawandel den Wald

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Extreme Wetterereignisse hinterlassen schon heute deuliche Spuren in unseren Wäldern. Noch lässt sich nicht abschließend sagen, wie sich die Veränderungen des Klimas auf unser Ökosystem auswirken werden. Ein Gastbeitrag des Julius-Kühn-Instituts.

Die Prognosen der künftigen Klimaentwicklung sind – vor allem auf regionaler Ebene – noch mit großer Unsicherheit behaftet. Dies gilt besonders für die Stärke und Häufigkeit von Extremwetterereignissen wie Dürre, Sturm, Überflutungen und Hagel. Insgesamt gehen die Experten davon aus, dass sich die Durchschnittstemperaturen erhöhen und Extremwetterereignisse zunehmen werden. Für Mitteleuropa wird verstärkte Trockenheit in der Vegetationsperiode prognostiziert.

Die erwarteten Auswirkungen auf Wälder und ihre Gesundheit sind komplex. Jede der vielen Pflanzen- und Tierarten eines Waldökosystems wird dabei ganz individuell beeinflusst. Damit der Wald seine vielfältigen Ökosystemdienstleistungen wie Holzproduktion, Filter und Speicher von Grundwasser, Kohlenstoffspeicher sowie Erhaltung der Biodiversität erbringen kann, muss die Bewirtschaftung des Waldes nachhaltig sein.

Als Ökosystem bezeichnet man einen Lebensraum mit den darin lebenden Organismen. Ein nachhaltiges Waldökosystem ist demnach ein Lebensraum mit Gemeinschaften von Tieren und Pflanzenarten, die durch schonende und nachhaltige Waldbewirtschaftung in ihrem Fortbestand nicht gefährdet ist.

Gefahren für die Waldgesundheit

Durch die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels können ökologische Gleichgewichte in Schieflage geraten. Ein langfristiger Effekt ist beispielsweise, dass die Anpassung von Baumarten an ihre Standorte abnimmt, da sie aufgrund ihrer langen Generationszeiten mit relativ schnellen Umweltveränderungen nicht schritthalten können. Pilze, Bakterien oder Insekten hingegen haben wesentlich kürzere Generationszeiten und passen sich schnell an.

Weitere Auswirkungen, die die Waldgesundheit beeinflussen, sind unter anderem:

  • die schnellere Entwicklung von Insekten,
  • das Auftreten bisher unbekannter Schädlinge oder Erreger und
  • die Änderung von Verbreitungsgebieten von Schädlingen und Krankheitserregern.

Mehr Wärme und Trockenheit: mehr Schädlinge und Krankheiten

Höhere Durchschnittstemperaturen führen dazu, dass sich mehrere Generationen von Insekten pro Jahr entwickeln können. So haben sich in Deutschland bestimmte Borkenkäfer (Buchdrucker, Kupferstecher) an Fichten in Massen vermehrt. Begünstigt wurde dies durch bruttaugliches Material wie Sturmholz, das am Boden liegt, und durch Trockenheit geschwächte Bäume. Borkenkäfer können durch einen Massenbefall Waldbestände großflächig zum Absterben bringen.

Ein weiteres Beispiel, ausgelöst durch die Dürre 2018, ist die Rußrindenkrankheit des Ahorns. Der Erreger, ein Pilz, ist hochspezialisiert und schädigt seine Wirte in der Regel kaum. Bei Trockenstress wechselt er jedoch in eine krank machende Lebensweise. Nach der extremen Trockenheit im Sommer letzten Jahres kam es zu alarmierenden Schäden in Deutschland.

Wie komplex die Beziehungen sind, zeigt zum Beispiel der Erreger des Diplodia-Kieferntriebsterbens. Der Pilz lebt latent an Baum und Trieben. Werden Kiefern infolge höherer Temperaturen stärker von nadelfressenden Insekten befallen oder ist es über einen längeren Zeitraum sehr trocken, wird der Baum geschwächt. Der Pilz entwickelt sich dann so stark, dass die Triebe absterben können.

Auch wärmeliebende einheimische schädliche Insekten, die bisher kaum eine Rolle spielten, breiten sich aufgrund der Klimaerwärmung immer stärker aus. So zum Beispiel der Eichenprozessionsspinner. Die Raupen fressen vor allem Eichenblätter. Ihre Brennhaare können die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen.

Am Beispiel des Eschentriebsterbens in unseren Wäldern wird deutlich, dass schädliche Erreger vor allem dann verheerend sein können, wenn eine Baumart plötzlich mit einem für sie völlig neuen Erreger konfrontiert wird. Hierfür steigt die Wahrscheinlichkeit im Zuge des Klimawandels.

Neue Strategien gefragt

Dem Grundsatz der Nachhaltigkeit folgend, müssen die Ökosystemdienstleistungen der Wälder auch in Zukunft erhalten bleiben. Um dies zu erreichen, müssen die Bewirtschaftungsstrategien weiterentwickelt werden, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder zu erhöhen. Dies ist auch im Sinne der guten fachlichen Praxis und des integrierten Pflanzenschutzes.

Dabei ist essentiell, das Wald-Monitoring und die Forschung zu intensivieren. Eine von vielen möglichen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ist die Erhöhung der Baumartenvielfalt und ein naturnaher Waldumbau.

Das Julius Kühn-Institut (JKI) ist das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Hier werden ganzheitliche Konzepte für den gesamten Pflanzenbau, für die Pflanzenproduktion und die Pflege der Kulturpflanzen entwickelt. Es gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Mehr Informationen

Quelle: Aktuelles Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 21.08.2019[:de]

Extreme Wetterereignisse hinterlassen schon heute deuliche Spuren in unseren Wäldern. Noch lässt sich nicht abschließend sagen, wie sich die Veränderungen des Klimas auf unser Ökosystem auswirken werden. Ein Gastbeitrag des Julius-Kühn-Instituts.

Die Prognosen der künftigen Klimaentwicklung sind – vor allem auf regionaler Ebene – noch mit großer Unsicherheit behaftet. Dies gilt besonders für die Stärke und Häufigkeit von Extremwetterereignissen wie Dürre, Sturm, Überflutungen und Hagel. Insgesamt gehen die Experten davon aus, dass sich die Durchschnittstemperaturen erhöhen und Extremwetterereignisse zunehmen werden. Für Mitteleuropa wird verstärkte Trockenheit in der Vegetationsperiode prognostiziert.

Die erwarteten Auswirkungen auf Wälder und ihre Gesundheit sind komplex. Jede der vielen Pflanzen- und Tierarten eines Waldökosystems wird dabei ganz individuell beeinflusst. Damit der Wald seine vielfältigen Ökosystemdienstleistungen wie Holzproduktion, Filter und Speicher von Grundwasser, Kohlenstoffspeicher sowie Erhaltung der Biodiversität erbringen kann, muss die Bewirtschaftung des Waldes nachhaltig sein.

Als Ökosystem bezeichnet man einen Lebensraum mit den darin lebenden Organismen. Ein nachhaltiges Waldökosystem ist demnach ein Lebensraum mit Gemeinschaften von Tieren und Pflanzenarten, die durch schonende und nachhaltige Waldbewirtschaftung in ihrem Fortbestand nicht gefährdet ist.

Gefahren für die Waldgesundheit

Durch die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels können ökologische Gleichgewichte in Schieflage geraten. Ein langfristiger Effekt ist beispielsweise, dass die Anpassung von Baumarten an ihre Standorte abnimmt, da sie aufgrund ihrer langen Generationszeiten mit relativ schnellen Umweltveränderungen nicht schritthalten können. Pilze, Bakterien oder Insekten hingegen haben wesentlich kürzere Generationszeiten und passen sich schnell an.

Weitere Auswirkungen, die die Waldgesundheit beeinflussen, sind unter anderem:

  • die schnellere Entwicklung von Insekten,
  • das Auftreten bisher unbekannter Schädlinge oder Erreger und
  • die Änderung von Verbreitungsgebieten von Schädlingen und Krankheitserregern.

Mehr Wärme und Trockenheit: mehr Schädlinge und Krankheiten

Höhere Durchschnittstemperaturen führen dazu, dass sich mehrere Generationen von Insekten pro Jahr entwickeln können. So haben sich in Deutschland bestimmte Borkenkäfer (Buchdrucker, Kupferstecher) an Fichten in Massen vermehrt. Begünstigt wurde dies durch bruttaugliches Material wie Sturmholz, das am Boden liegt, und durch Trockenheit geschwächte Bäume. Borkenkäfer können durch einen Massenbefall Waldbestände großflächig zum Absterben bringen.

Ein weiteres Beispiel, ausgelöst durch die Dürre 2018, ist die Rußrindenkrankheit des Ahorns. Der Erreger, ein Pilz, ist hochspezialisiert und schädigt seine Wirte in der Regel kaum. Bei Trockenstress wechselt er jedoch in eine krank machende Lebensweise. Nach der extremen Trockenheit im Sommer letzten Jahres kam es zu alarmierenden Schäden in Deutschland.

Wie komplex die Beziehungen sind, zeigt zum Beispiel der Erreger des Diplodia-Kieferntriebsterbens. Der Pilz lebt latent an Baum und Trieben. Werden Kiefern infolge höherer Temperaturen stärker von nadelfressenden Insekten befallen oder ist es über einen längeren Zeitraum sehr trocken, wird der Baum geschwächt. Der Pilz entwickelt sich dann so stark, dass die Triebe absterben können.

Auch wärmeliebende einheimische schädliche Insekten, die bisher kaum eine Rolle spielten, breiten sich aufgrund der Klimaerwärmung immer stärker aus. So zum Beispiel der Eichenprozessionsspinner. Die Raupen fressen vor allem Eichenblätter. Ihre Brennhaare können die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen.

Am Beispiel des Eschentriebsterbens in unseren Wäldern wird deutlich, dass schädliche Erreger vor allem dann verheerend sein können, wenn eine Baumart plötzlich mit einem für sie völlig neuen Erreger konfrontiert wird. Hierfür steigt die Wahrscheinlichkeit im Zuge des Klimawandels.

Neue Strategien gefragt

Dem Grundsatz der Nachhaltigkeit folgend, müssen die Ökosystemdienstleistungen der Wälder auch in Zukunft erhalten bleiben. Um dies zu erreichen, müssen die Bewirtschaftungsstrategien weiterentwickelt werden, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder zu erhöhen. Dies ist auch im Sinne der guten fachlichen Praxis und des integrierten Pflanzenschutzes.

Dabei ist essentiell, das Wald-Monitoring und die Forschung zu intensivieren. Eine von vielen möglichen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ist die Erhöhung der Baumartenvielfalt und ein naturnaher Waldumbau.

Das Julius Kühn-Institut (JKI) ist das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Hier werden ganzheitliche Konzepte für den gesamten Pflanzenbau, für die Pflanzenproduktion und die Pflege der Kulturpflanzen entwickelt. Es gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Mehr Informationen

Quelle: Aktuelles Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 21.08.2019

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