FEMNET: Accord arbeitet weiter, doch Arbeitgeberlobby entscheidet künftig mit

Nach monatelangem Ringen und mehrfachem Aufschub der Entscheidungdurch den Obersten Gerichtshof wurde in Bangladesch am 19. Mai 2019 endlich eine Vereinbarung zum Accord-Abkommen getroffen: Dem Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz wird die Weiterarbeit für 281 Tage garantiert.

Darüber hinaus umfasst die Vereinbarung die Einrichtung eines nationalen Sicherheitsausschusses, der die Aktivitäten des Accord sowie seine gesamte Infrastruktur und das Personal nach Ablauf dieser Frist übernehmen wird. Es handelt sich um eine Vereinbarung zwischen dem Accord Steering Committee und der BGMEA (Arbeitgeberverband der bangladeschischen Bekleidungsindustrie) und wird von der bangladeschischen Regierung gebilligt.

Wir begrüßen es sehr, dass nun eine Vereinbarung getroffen wurde, die einen geordneten Übergang garantiert. Allerdings wird sich der neue Sicherheitsausschuss nicht nur aus Vertreter_innen von Markenunternehmen sowie globaler und nationaler Gewerkschaften zusammensetzen, wie es bislang beim Accord der Fall ist, sondern auch die BGMEA einschließen. Die BGMEA ist eine sehr starke Lobbyorganisation, sodass sich für uns die Frage nach der Unabhängigkeit und damit auch der Glaubwürdigkeit dieser neuen Einrichtung stellt.

FEMNET und die Kampagne für Saubere Kleidung werden beobachten, wie die Entscheidungs-, Finanzierungs- und Durchsetzungsmechanismen der angekündigten Nachfolgeinstitution organisiert werden. Es muss sichergestellt sein, dass diese nach denselben Grundsätzen arbeitet, die den Accord glaubwürdig und erfolgreich für die Sicherheit der Arbeiter_innen gemacht haben.

Desweiteren müssen noch Lösungen für wichtige Aspekte des Accord-Abkommens entwickelt werden, die nicht von der neuen Vereinbarung abgedeckt werden, wie zum Beispiel der Beschwerdemechanismus und die Sicherheitstrainings für Arbeiter_innen.

FEMNET-Referentin Sina Marx äußerte sich am 21. Mai 2019 bei DW Business Asia live zu diesem Thema.

Hintergrund: So entstand der Accord

Am 15. Mai 2013, drei Wochen nach dem Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in Bangladesch haben bangladeschische Gewerkschaften, globale Gewerkschaftsverbände und internationale Modeunternehmen eine Vereinbarung unterzeichnet, um alle Textilfabriken in Bangladesch zu sicheren Arbeitsorten zu machen. Unabhängige Sicherheitsuntersuchungen in den Fabriken und die öffentliche Berichterstattung der Ergebnisse dieser Untersuchungen sind Bestandteil des Accord-Abkommens. Nach Ablauf der fünf Jahre wollten die Regierung Bangladeschs und der nationale Verband der Textilproduzenten BGMEA jedoch das Gebäudesicherheitsabkommen aus dem Land verdrängen und somit die Weiterarbeit vor Ort unterbinden.

Quelle: Aktuelles FEMNET e.V., 21.05.2019