[:en]Horstmann, Britta / Bencini, Jacopo (DIE): Paris Agreement now needs clear rules, and higher ambition[:de]Horstmann, Britta / Bencini, Jacopo (DIE): Pariser Klimaabkommen braucht schnell klare Regeln und mehr Ehrgeiz[:]

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With the 2015 Paris Agreement, currently ratified by 184 countries, UN diplomacy successfully demonstrated that it can unite countries in the fight against climate change and its impacts. In the past 3 years, experts have been intensively elaborating the guidelines of how to implement the Agreement. These joint rules (also referred to as the “Paris Rulebook”) shall now be adopted at the upcoming climate conference, which starts next week in Katowice, Poland.

The rules are important for a successful implementation of the agreement. The goal is to secure transparency as well as comparability and thus a fair burden sharing on actions taken by countries. More importantly, the rules shall facilitate the monitoring and assessment on whether countries achieve the targets set in the Paris Agreement. Its ultimate objective is to reduce greenhouse gas emissions and keep the global average temperature to well below 2°, if possible 1.5°, Celsius above pre-industrial levels. However, as some changes in the climate are already irreversible, it’s not only about emission reduction targets any longer. The opportunities of the Kyoto Protocol are long gone. Countries now also have to raise their ambitions on adaptation to climate change and furthermore check whether their investments are “Paris-compatible”, i.e. help to reduce emissions and impacts of climate change. Developed countries furthermore have to demonstrate how they assist developing countries and scale up their climate finance. Until mid-November, 180 countries have submitted respective nationally determined contributions (NDCs) on how they want to do that.

Whether Katowice will deliver the Rulebook, and implementation guidelines for future, revised NDCs, is however uncertain. Only last September, negotiators tried to advance the text which they intend to finalize and adopt in mid-December in an additional, last-minute meeting in Bangkok. Results show that there are still too many opinions in the 307-pages long text. Chief negotiators noted with concern that progress remained “uneven” and was “insufficient on certain issues”.

Very important, but highly contested are for example the reporting requirements for future NDCs and to what extent they can differ between developed and developing countries, and how often countries will have to hand in their new plans. The question is also contested among developing countries which from 2020 onwards will for the first time present emission reduction targets that are subject to an international assessment. Just as important and contested is the kind of information that countries can use to assess the joint progress towards the Paris goals. Countries agreed to conduct such a global stocktake every five years from 2023 onwards in order to raise ambitions of future national climate plans.

Ambitious climate politics are however already needed in the next months and years. Delegations in Katowice will therefore for the first time discuss progress on their climate targets under the format of the Talanoa Dialogue. The dialogue was designed in a new way as a one-year participatory process which was also open for inputs from non-state actors. The inclusion of non-state actors in the process reflects their growing importance in climate politics. Overall, more than 90 events worldwide, such as the Global Climate Action Summit in California, associated themselves with the Talanoa dialogue with the goal to provide ideas and opinions on three questions: “Where are we now?”, “Where do we want to go?”, and “How do we get there?” The Fijian and Polish chief negotiators expressed the expectation that this new dialogue format can “generate greater momentum and enhance ambition” as well as “enthusiasm and the energy” for the upcoming national contributions that need to be handed in until 2020.

The encouraging words are facing hard climate realities. The previous implementation record of global climate politics is weak – global emissions as well as impacts of climate change and related loss and damage are increasing – and the political conflicts on the rulebook still need to be solved. According to the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), we can only reach the temperature goals of the Paris Agreement if global emissions start to decline well before 2030. Current commitments by countries are rather likely to lead us to a 3-degree-world. The next months are therefore crucial to deliver on what has been pledged back in 2015.

If UN climate policy still wants to influence climate reality in a positive way, it needs to increase speed. Robust global rules for the implementation of the Paris Agreement are a key prerequisite to accelerate this process. Countries themselves urgently have to deliver on more ambitious national climate policies. After all, also the UN is just the sum of its parts.

Source: The Current Column – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 26.11.2018[:de]

Mit dem 2015 verabschiedeten Pariser Klimaabkommen, welches aktuell von 184 Ländern ratifiziert wurde, hat die UN Diplomatie erfolgreich gezeigt, dass sie die Länder im Kampf gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen vereinen kann. In den vergangenen drei Jahren haben Experten intensiv an der Ausarbeitung der Richtlinien zur Umsetzung des Abkommens gearbeitet. Diese gemeinsamen Richtlinien sollen nun auf der bevorstehenden UN Klimakonferenz verbschiedet werden, die nächste Woche im polnischen Katowice beginnt.

Die gemeinsamen Richtlinien sind wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung des Abkommens. Sie sollen Transparenz und Vergleichbarkeit und damit eine gerechte Aufteilung der Lasten zwischen den Ländern gewährleisten. Vor allem aber sollen die Richtlinien eine Kontrolle und Einschätzung ermöglichen, ob die gemeinsamen Ziele des Pariser Abkommens von den Ländern auch erreicht werden. Das oberste Ziel ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und eine Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf deutlich unter 2°C bzw., wenn möglich, 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau. Aber es geht nicht mehr nur um die Minderung von Emissionen. Die Chancen des Kyoto Protokolls sind längst vorbei. Aufgrund von Klimaänderungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können, sieht das Pariser Klimaabkommen auch vor, dass die Länder   Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergreifen und darüber hinaus prüfen, ob ihre Investitionen „Paris-kompatibel“ sind, d.h. ob sie zur Reduzierung von Emissionen sowie den Auswirkungen des Klimawandels beitragen. Wirtschaftsstarke Länder müssen zudem nachweisen, wie sie Entwicklungsländern bei der Umsetzung des Abkommen unterstützen und ihre entsprechenden Finanzmittel dafür erhöhen. Bis Mitte November haben bisher 180 Länder ihre jeweils national festgelegten Klimapläne (engl. nationally determined contributions, NDCs) eingereicht, in denen sie darlegen, wie sie diese Ziele erreichen wollen. Die gemeinsamen Richtlinien sollen für zukünftige nationale Klimapläne gelten.

Ob diese gemeinsamen Richtlinien in Katowice verabschiedet werden können ist unklar. Noch im September haben Unterhändler in einer zusätzlichen und in letzter Minute anberaumten Sitzung in Bangkok versucht, das Dokument weiterzuentwickeln, welches Mitte Dezember finalisiert und verabschiedet werden soll. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass das 307 Seiten lange Dokument noch zu viele Meinungen enthält. Die Chefunterhändler zeigten sich besorgt und nannten den Fortschritt „holprig“ und „zu bestimmten Themen unzureichend“.

Sehr wichtig, aber auch äußerst umstritten sind beispielsweise die Berichtspflichten für zukünftige nationale Klimapläne und inwieweit sie sich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern unterscheiden können sowie die Frage, wie oft die Länder neue, möglichst ehrgeizigere Pläne einreichen müssen. Dies ist auch unter Entwicklungsländern umstritten, die ab 2020 zum ersten Mal Emissionsreduzierungsziele vorstellen, die nach internationaler Maßgabe beurteilt werden. Ebenso wichtig wie strittig ist die Frage, welche Informationen und Daten die Länder verwenden können, um ihren Fortschritt im Hinblick auf die Pariser Klimaziele zu bewerten. Das Paris Abkommen sieht vor, dass die Länder ab 2023 alle fünf Jahre eine globale Bestandsaufnahme durchführen, die dazu beitragen soll, dass die Länder ehrgeizigere nationale Klimapläne aufstellen.

Ambitionierte Klimapolitik wird allerdings bereits in den nächsten Monaten und Jahren nötig sein. Die Delegationen in Katowice werden daher zum ersten Mal offiziell im Rahmen der UN den bisherigen Erfolg ihrer Klimapolitik im Rahmen des „Talanoa-Dialogs” erörtern. Das Dialogformat wurde ganz neu als einjähriger Prozess konzipiert, der auch für nichtstaatliche Akteure offen war. Die Beteiligung nichtstaatlicher Akteure spiegelt deren zunehmende Bedeutung bei der Umsetzung von Klimapolitik wider. Insgesamt fanden weltweit mehr als 90 Veranstaltungen, wie beispielsweise der Global Climate Action Summit in Kalifornien in Verbindung mit dem Talanoa-Dialog statt, die Ideen und Meinungen zu den folgenden drei Fragen liefern sollten: „Wo stehen wir heute?”, „In welche Richtung wollen wir gehen?” und „Wie schaffen wir das?”. Die fidschianischen und polnischen Verhandlungsführer äußerten die Erwartung, dass dieses neue Dialogformat „stärkere Impulse setzen und Ambitionen verbessern” sowie den „Enthusiasmus und die Energie” für die anstehenden, bis 2020 einzureichenden nationalen Beiträge stärken kann.

Den ermutigenden Worten steht die harte „Klimarealität“, die des Klimawandels und der Klimapolitik gegenüber. Die bisherige Umsetzungsbilanz der UN Klimapolitik ist schwach. die globalen Emissionen wie auch die Folgen des Klimawandels und damit zusammenhängende Schäden und Verluste nehmen zu. Die Lösung der politischen Konflikte um die Umsetzungsregeln des Paris Abkommens steht noch aus. Laut dem Weltklimarat IPCC können wir die Temperaturziele des Pariser Abkommens nur dann erreichen, wenn die weltweiten Emissionen deutlich vor 2030 zu sinken beginnen. Mit den aktuellen Zusagen der Länder steuern wir eher auf eine Welt mit einem 3°C Anstieg zu. Die nächsten Monate sind daher von entscheidender Bedeutung, um die politischen Zusagen von 2015 auch in die Tat umzusetzen.

Wenn UN Klimapolitik die „Klimarealität“ noch positiv beeinflussen will, muss sie an Geschwindigkeit zulegen. Solide globale Richtlinien für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens sind eine wichtige Voraussetzung für die Beschleunigung dieses Prozesses. Die ehrgeizigere Klimapolitik und vor allem deren Umsetzung muss von den Ländern selber kommen. Denn letzten Endes ist auch die UN nur die Summe ihrer Teile.

Quelle: Die aktuelle Kolumne – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 26.11.2018[:]