UN Women: HeForShe oder warum Gleichstellung ein Männerthema ist

Die Welt ist an einem Wendepunkt. Gleichstellung ist nicht mehr nur ein Thema von und für Frauen. Es ist ein Thema für alle Menschen. Und das ist dringend nötig. Denn nicht nur Frauen sondern auch Männer leiden unter Klischees und festgefahrenen Rollenbildern. Wir passen nicht alle in dieselbe Schablone. HeForShe als weltweite Solidaritätskampagne setzt hier einen Meilenstein. Weil die Kampagne es schafft, dass Männer und Frauen gemeinsam einstehen für eine gerechtere Welt. Mit HeForShe wird Gleichstellung nicht als Bedrohung sondern als Bereicherung angesehen.

Am 3. Juli 2018 zeichnete das Deutsche Komitee für UN Women gemeinsam mit der Stadt Bonn die HeForShe Kampagne mit einem Preis in Höhe von 10.000 Euro aus. Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller begrüßte die Gäste im Alten Rathaus Bonn und verdeutlichte Hürden, die Männer beim Thema Gleichstellung bewältigen: „Fragen Sie mal einen jungen Vater, was ihm auf seinem Weg zur Erziehungszeit begegnet oder bei dem Versuch, die Arbeitszeiten so zu koordinieren, dass die Kindersorge in der Familie geteilt werden kann. Es ist die selbstverständliche Solidarität beider Geschlechter, die zu echter Gleichstellung führt.“ Klingmüller verwies darauf, dass die Stadt die Geschlechtergerechtigkeit fördere und bereits mehr als die Hälfte der städtischen Mitarbeitenden und 46 Prozent ihrer Führungskräfte weiblich seien.

Dass alle Geschlechter gleichermaßen von Gleichstellung profitieren machte auch die Vorsitzende des Deutschen Komitees für UN Women, Karin Nordmeyer, deutlich: „Gleichstellung ist ein Menschenrechtsauftrag, bei dem alle gewinnen: Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Aber das geht nur gemeinsam. Die HeForShe Kampagne ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis, sie vereint verschiedenste Akteur*innen unter diesem Dach, um weltweit für das Thema zu sensibilisieren und Fortschritte zu erzielen.“

Auch Dr. Katharina Greszczuk, Leiterin Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, betonte in ihrer Eröffnungsrede wie wichtig das Miteinander und die Kooperation von Männern und Frauen für eine gelingende Gesellschaft und die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter sei.

Einen inspirierenden Impuls lieferte Robert Franken, Botschafter HeForShe Deutschland, der in der Reflexion von Männlichkeit eine riesige Chance sieht: „Männer treten aus den engen Räumen stereotyper Erwartungshaltungen heraus. Sie erweitern ihr eigenes Repertoire und können so selbstbestimmt und im wahrsten Sinne des Wortes aufgeklärt neue Rollenkonzepte ausprobieren. Am Ende wartet ein Leben, das ihnen wirklich entspricht. Darin liegt ein großes Befreiungspotenzial: für Männer, für Frauen, für alle Gender – und für unsere ganze Gesellschaft.“

Die Geschäftsführerin des Isländischen Komitees, Stella Samúelsdóttir, nahm stellvertretend für UN Women den Preis entgegen. Island als Land mit den bisher größten Fortschritten in Sachen  Gleichberechtigung macht es vor: Gender Studies als Schulfach; ein eigenes Ministerium für Gleichberechtigung; ein Gesetz, das ungleiche Löhne bei gleichwertiger Arbeit unter Strafe stellt; ein Elternzeitgesetz, das dazu führt, dass über 70% aller Väter Elternzeit nehmen. Sie stellte die Barbershop Toolbox vor, ein Konzept, das von der isländischen Regierung mitentwickelt wurde, um Männer in den Gleichstellungsdiskurs einzubeziehen.

Durch den Abend führte Moderator Matthias Böhning, kulturelle Beiträge lieferten Melanie Raabe und Laura Totenhagen.

Informationen zur Barbershop Toolbox: http://www.heforshe.org/en/barbershop
Alles zur Kampagne HeForShe in Deutschland: https://www.unwomen.de/ueber-uns/kampagnen/heforshe.html

Quelle: Pressemitteilung UN Women Nationales Komitee Deutschland, 03.07.2018