[:en]Martin-Shields, Charles (DIE): Supporting a place to call home?[:de]Martin-Shields, Charles (DIE): Orte, die man als Zuhause bezeichnen kann?[:]

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After recent marathon negotiation, the EU policy community continues to face serious hurdles in finding a humane, functional way to manage migration in the Mediterranean. The problem is that policy makers are asking the question “how do we stop people from moving”. A better question, one that does not come packaged as a Faustian bargain, is “What are the circumstances under which people will want to stay?” This can be answered using development cooperation tools, and presents an excellent place for policy makers to draw on research to inform policy.

One of the key policy responses that has been debated at the European level is supporting embarkation centres in North Africa, where migrants can make asylum claims and apply for regular passage to Europe. This policy is based on constraining migrants’options though, which new research indicates is unlikely to lead to better outcomes for migrants or the EU. If policy makers want to step outside the relatively narrow policy space being debated at the EU level and find creative ways to support migrants in their home countries, the development community’s approach to managing forced displacement and refugee hosting is a good place to look.

In the Horn of Africa, the World Bank and IGAD are implementing a project called Development Responses to Displacement Impacts to support refugees and their receiving communities with sustainable social and economic development and governance. Development cooperation tools are well suited for engaging in the development of cities and other spaces of migration, including the development of infrastructure, financial systems, education and administrative apparatus. While there are major challenges to implementing these kinds of policies, what is important is that the policy approach is being increasingly framed through the lens of ‘why would people want to live here’ instead of ‘how do we keep them from leaving’. These development approaches work best though when donors are aware of the varying reasons people choose to leave their homes, or why they would stay in the face of significant hardship.

New research recently presented at the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) helps explain the complexity around migration decisions, whether it be to move or to stay. While jobs and housing are important factors in helping people settle, they may not be the solution. Anis Fellahi and Eva Youkhana from the Center for Development Research show that efforts in Algeria by local governments to encourage young people to stay in rural areas through offers of jobs and housing had little effect on their choice to leave for urban areas. In large part this was because of complexities at local levels regarding job programme access, and issues with qualifying for housing programmes. While the Algerian case shows how expectations might not match reality, oftentimes people will stay settled in a place when we fully expect them to take flight. The University of Washington’s Nathalie Williams provided an interesting example from Nepal of a police officer staying in his home area in spite of severe threats during the civil war.. He stayed not just because he had a job, but specifically because the job came with a pension. Fundamentally, the job made it possible to support a family over time, which made staying as long as possible worthwhile even in the face of high risks of violence. These examples demonstrate two key things for policy makers to bear in mind regarding migration decisions: Once people decide to move, it is hard to stop them, but if they have something in their home country that is worth keeping they will go to great lengths to stay.

People who flee poverty, environmental risks or violent conflict in their home areas want to seek out the best place to settle and build a life. The current migration policy options the EU has put on the table, though, are mainly centred on constraining movement, which is unlikely to achieve a good outcome for either migrants or the EU. A truly sustainable migration strategy should focus on increasing the agency of potential migrants – whether it be through creating new channels for legal migration, or understanding why people choose to settle and then channeling resources towards creating places people would want to call home.

Source: The Current Column – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 11.07.2018[:de]

Nach den jüngsten Marathonverhandlungen steht die EU-Politik weiterhin vor großen Hürden bei der Suche nach einem humanen und funktionsfähigen Weg zur Steuerung der Migration im Mittelmeerraum. Das Problem ist, dass die Politik die Frage stellt: „Wie halten wir Menschen von der Migration ab?“ Eine bessere Frage, die nicht als faustischer Pakt daherkommt, würde lauten: „Unter welchen Umständen wollen Menschen bleiben?“ Sie kann mit Instrumenten der Entwicklungszusammenarbeit beantwortet werden und bietet eine hervorragende Gelegenheit für politische Entscheidungsträger, Forschung für Politik nutzbar zu machen.

Eine der wichtigsten politischen Antworten, die auf europäischer Ebene diskutiert wurden, ist die Unterstützung von Aufnahmezentren in Nordafrika, in denen Migranten Asylanträge stellen und eine reguläre Einreise nach Europa beantragen können. Diese Politik basiert jedoch auf der Einschränkung der Möglichkeiten von Migranten, was nach neuen Untersuchungen kaum zu besseren Ergebnissen für die Migranten oder die EU führen dürfte. Wenn politische Entscheidungsträger den auf EU-Ebene diskutierten, relativ engen politischen Raum verlassen und kreative Wege finden wollen, um Migranten in ihren Heimatländern zu unterstützen, ist der Ansatz der Entwicklungshilfegemeinschaft bei der Bewältigung von Vertreibungen und der Aufnahme von Flüchtlingen ein guter Ausgangspunkt.

Am Horn von Afrika führen Weltbank und Intergovernmental Authority on Development (IGAD) ein Projekt mit dem Titel Development Responses to Displacement Impacts durch, um Flüchtlinge und ihre Aufnahmegesellschaften bei nachhaltiger sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung und Governance zu unterstützen. Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit eignen sich gut für die Entwicklung von Städten und anderen Räumen der Migration, einschließlich der Entwicklung von Infrastruktur, Finanzsystemen, Bildungs- und Verwaltungsapparaten. Es gibt zwar große Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Art von Politiken, aber wichtig ist, dass der politische Ansatz zunehmend durch die Frage, „warum sollten Menschen hier leben wollen?“ statt „wie halten wir sie davon ab, zu gehen?“ geprägt wird. Diese Entwicklungsansätze funktionieren jedoch am besten, wenn sich die Geber der unterschiedlichen Gründe bewusst sind, aus denen die Menschen ihre Heimat verlassen, oder warum sie trotz erheblicher Schwierigkeiten bleiben würden.

Neue Forschungsergebnisse, die kürzlich am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) vorgestellt wurden, helfen, die Komplexität von Migrationsentscheidungen zu erklären, sei es zu gehen oder zu bleiben. Arbeitsplätze und Wohnungen sind wichtige Faktoren, um Menschen zu helfen, sich niederzulassen, aber sie sind möglicherweise nicht die Lösung. Anis Fellahi und Eva Youkhana vom Zentrum für Entwicklungsforschung zeigten, dass die Bemühungen von Lokalverwaltungen in Algerien, junge Menschen dazu zu ermutigen, in ländlichen Gebieten zu bleiben, ergeben haben, dass das Angebot an Arbeitsplätzen und Wohnungen wenig Einfluss auf ihre Entscheidung hatte, in städtische Gebiete zu migrieren. Dies lag zum großen Teil an der Komplexität Zugang zu Arbeitsprogrammen zu erhalten oder sich für Wohnungsprogramme zu qualifizieren. Während der algerische Fall zeigt, dass die Erwartungen nicht immer der Realität entsprechen, bleiben die Menschen oft an einem Ort, an dem wir erwarten würden, dass sie fliehen. Nathalie Williams von der University of Washington zeigt das interessante Beispiel eines Polizeibeamten aus Nepal, der trotz massiver Bedrohung während des Bürgerkriegs in seinem Heimatgebiet blieb. Er blieb nicht nur, weil er einen Job hatte, sondern vor allem, weil der Job mit einer Pension verbunden war. Die Arbeit ermöglichte es, eine Familie dauerhaft zu unterstützen und dies machte sein Bleiben auch bei hohem Gewaltrisiko so lange wie möglich lohnend. Diese Beispiele zeigen zwei wichtige Dinge, die politische Entscheidungsträger bei Migrationsentscheidungen berücksichtigen sollten: Wenn Menschen sich zur Migration entscheiden, ist es schwer, sie aufzuhalten. Wenn sie aber etwas haben, für das es sich zu bleiben lohnt, werde sie trotzt Widrigkeiten ihre Heimat nicht verlassen.

Menschen, die vor Armut, Umweltgefahren oder gewalttätigen Konflikten in ihren Heimatregionen fliehen, suchen den besten Ort, um sich niederzulassen und ein Leben aufzubauen. Die derzeitigen von der EU vorgelegten Optionen für die Migrationspolitik konzentrieren sich jedoch hauptsächlich auf die Einschränkung der Freizügigkeit und zwingen die Menschen dazu, nach alternativen Migrationsrouten zu suchen und dadurch noch höhere Risiken einzugehen. Eine wirklich nachhaltige Migrationsstrategie für die Entwicklung sollte sich darauf konzentrieren, die Fähigkeit potenzieller Migranten zum eigenständigen Handeln zu verbessern. Sei es durch neue Kanäle legaler Migration oder durch die Schaffung von Orten on an denen Menschen sich niederlassen wollen.

Quelle: Die aktuelle Kolumne – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 11.07.2018[:]