[:en]Manlosa, Aisa / Matias, Denise Margaret (DIE): From gender parity to gender equality – changing women’s lived realities[:de]Manlosa, Aisa / Matias, Denise Margaret (DIE): Von Geschlechterparität zur Gleichstellung der Geschlechter – die Lebenswirklichkeit von Frauen verändern![:]

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Efforts to promote gender equality have come a long way in gaining attention and catalysing change, but there is still a long way to go. Women are now a part of the workforce, but the #MeToo campaign showed that the workplace can be a breeding ground of inequality and violence against women. This year’s International Women’s Day – celebrated on 8 March – carries the topic “Press for Progress”. In part, the theme is inspired by the World Economic Forum’s (WEF) Global Gender Gap Report in 2017, which indicated that – under current circumstances – gender parity in incomes may only be achieved in 217 years. This year’s International Women’s Day advocates for a “gender parity mindset.” But what is gender parity? What role does it play in promoting gender equality?

Gender parity is a statistical measure that provides a numerical value of female-to-male or girl-to-boy ratio for indicators such as income or education. For example, if there are equal number of girls and boys who completed primary education in a specific country, the gender parity ratio for that indicator is one. The greater the difference between girls and boys, the lower is the gender parity value. Gender parity is a useful tool for assessing gender inequality in specific areas, in setting goals, and in assessing change and progress under specific indicators of gender equality.

However, gender parity is not the same as gender equality and it is important to keep this difference in mind unless we mistake means for ends. One of the sub-indices in the WEF report concerns economic participation in 144 countries worldwide. This includes paid employment, whether formal or informal. Inevitably, the sub-index excludes unpaid work of women, which commonly supports economic activities in rural settings. However, unpaid work constitutes an important economic contribution, though it is not explicitly valued in monetary terms. It also has an implication on the extent to which women can participate in the economic activities they are interested in. If they are primarily responsible for unpaid work, they will hardly have as much time and energy to engage in economic activities as their male counterparts do.

Achieving gender equality is about making a real difference in women’s lives, particularly in labour contexts. It involves a substantive shift not only in the proportion of men and women under specific indicators, but in the deeper dimensions of societal norms and sense of identities – to be valued and respected equally, regardless of gender. If gender equality is to be realized, efforts need to go beyond achieving statistics for gender parity. In many parts of the world, there is still much room for progress in realising women’s access to basic human rights such as education, safe and secure employment, and to own property, among others. These aspects require supportive policies by governments, but work is needed to ensure that gender-sensitive policies are implemented and effective at enabling positive change in women’s lived realities. In southwest Ethiopia, for example, despite government policy providing formal recognition of women’s rights to land, customary practices of bequeathing land to sons are deeply entrenched. In many cases, women owned a piece of land to their name only after divorce or the death of a husband only to be dispossessed of land later on by male relatives. This happens despite a legal recognition of women’s rights. It takes more than a policy to make gender equality a reality.

“I believe that empowered women change society. The data tells (this to) us”, Melinda Gates said in Bill & Melinda Gates Foundation’s 2018 Annual Letter. She then posed a question “Why do working women get so much support in the Nordic countries?” that highlights the situation in other parts of the world, where even with laws in place, women do not get the support they need. In the Ethiopian example, the law required wives’ names to be included in the registration of land – a commendable step in the right direction. Yet the efficacy of laws is mediated by deeply entrenched ways of thinking and of being that shape people’s daily lived realities. Gender equality has several layers of complexity and we have just begun to scratch the surface. What does this complexity mean for policy-makers, researchers, development-practitioners, social workers, and anyone who is interested in promoting gender equality? Gender parity indicators will be useful for identifying problem areas that need attention. But when getting down to real change, it is important to look beyond the numbers and, paraphrasing UN Secretary-General António Guterres, look at the “facts on the ground.”

Source: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 05.03.2018[:de]

Bisherige Bemühungen zur Gleichstellung der Geschlechter haben viel dazu beigetragen, Aufmerksamkeit zu schaffen und Veränderungen zu fördern, doch es liegt noch ein langer Weg vor uns. Frauen sind nun erwerbstätig, aber die #MeToo-Kampagne hat gezeigt, dass der Arbeitsplatz ein Nährboden für Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen sein kann. Der diesjährige Internationale Frauentag am 8. März hat das Motto „Press for Progress“. Es ist teilweise inspiriert vom Global Gender Gap Report 2017 des World Economic Forum (WEF), der darauf verweist, dass wir unter gegenwärtigen Bedingungen erst in 217 Jahren Geschlechterparität bei Einkommen erreichen werden. Der Internationale Frauentag setzt sich dafür ein, „in Geschlechterparität zu denken“. Aber was ist Geschlechterparität? Welche Rolle spielt sie bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung?

Geschlechterparität ist ein statistisches Maß, das mit einem numerischen Wert das Verhältnis zwischen Frauen und Männern oder Mädchen und Jungen für Indikatoren wie Einkommen oder Bildung angibt. Wenn in einem Land die gleiche Anzahl von Mädchen und Jungen die Grundschule abgeschlossen hat, beträgt die Geschlechterparität bei diesem Indikator eins. Je größer der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen ist, desto niedriger ist der Geschlechterparitätswert. Geschlechterparität ist ein nützliches Instrument, um die Ungleichheit der Geschlechter in bestimmten Bereichen zu bewerten, Ziele zu setzen und Veränderungen und Fortschritte zu messen.

Geschlechterparität bedeutet jedoch nicht Gleichstellung der Geschlechter, und diese Unterscheidung ist wichtig, um Mittel nicht mit Zielen zu verwechseln. Einer der Teilindizes im WEF-Bericht betrifft die wirtschaftliche Partizipation in 144 Ländern. Dazu gehört bezahlte Arbeit, formelle und informelle. Zwangsläufig schließt der Teilindex unbezahlte Arbeit von Frauen aus, die gewöhnlich wirtschaftliche Aktivitäten in ländlichen Gebieten unterstützt. Unbezahlte Arbeit ist jedoch ein wichtiger wirtschaftlicher Beitrag, auch wenn sie nicht explizit monetär vergütet wird. Zudem hat sie Auswirkungen auf das Ausmaß, in dem Frauen an wirtschaftlichen Aktivitäten teilnehmen können. Sind sie hauptsächlich für unbezahlte Arbeit verantwortlich, bleibt ihnen weniger Zeit und Energie für wirtschaftliche Aktivitäten als ihren männlichen Gegenübern.

Geschlechtergleichstellung zu erreichen, bedeutet, einen tatsächlichen Wandel in der Lebenswirklichkeit von Frauen zu bewirken, insbesondere in Arbeitskontexten. Dies beinhaltet wesentliche Veränderungen nicht nur des Anteils von Männern und Frauen in Bezug auf bestimmte Indikatoren, sondern auch tiefgreifender gesellschaftlicher Normen und Identitätsgefühle – unabhängig vom Geschlecht geschätzt und respektiert zu werden. Um die Gleichstellung der Geschlechter zu verwirklichen, müssen die Bemühungen über das Erreichen von Statistikwerten hinausgehen. In großen Teilen der Welt sind noch Fortschritte nötig beim Zugang von Frauen zu grundlegenden Menschenrechten wie Bildung, sicheren Arbeitsplätzen und Eigentum. Hier sind unterstützende Politiken der Regierungen gefragt; aber es muss auch dafür gesorgt werden, dass geschlechtssensible Politiken umgesetzt werden und effektiv dazu beitragen, die Lebenswirklichkeit von Frauen positiv zu verändern. Im Südwesten Äthiopiens beispielsweise ist die Praxis, Land an Söhne zu vererben, tief verwurzelt – trotz einer Regierungspolitik, die das Recht der Frauen auf Land formell anerkennt. In vielen Fällen besitzen Frauen nach einer Scheidung oder dem Tod des Ehemannes ein Stück Land, nur um später von männlichen Verwandten enteignet zu werden. Dies geschieht trotz der gesetzlichen Anerkennung der Frauenrechte. Es braucht mehr als eine politische Maßnahme, um die Gleichstellung der Geschlechter zu verwirklichen.

„Ich glaube, dass ermächtigte Frauen die Gesellschaft verändern. Die Daten sagen es uns“, schreibt Melinda Gates im Jahresbrief 2018 der Bill & Melinda Gates Foundation. Dann fragt sie: „Warum bekommen berufstätige Frauen in nordischen Ländern so viel Unterstützung?“ Dies betont die Situation in anderen Teilen der Welt, wo Frauen trotz geltender Gesetze nicht die nötige Unterstützung erhalten. Im äthiopischen Beispiel sieht das Gesetz vor, dass die Namen der Ehefrauen in die Registrierung von Land aufgenommen werden müssen – ein lobenswerter Schritt in die richtige Richtung. Wie wirksam Gesetze sind, hängt jedoch von tief verwurzelten Denk- und Handlungsstrukturen ab, die die täglich gelebte Realität der Menschen bestimmen. Die Gleichstellung der Geschlechter hat mehrere Komplexitätsebenen und wir kratzen gerade erst an der Oberfläche. Was bedeutet diese Komplexität für politische Entscheidungsträger, Forscher, Entwicklungspraktiker, Sozialarbeiter und alle, die daran interessiert sind, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern? Indikatoren für Geschlechterparität sind nützlich, um Problembereiche zu ermitteln, die Aufmerksamkeit erfordern. Aber wenn es um echten Wandel geht, ist es wichtig, über die Zahlen hinauszuschauen und, mit den Worten des UN-Generalsekretärs António Guterres, die „Tatsachen vor Ort“ zu betrachten.

Quelle: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 05.03.2018[:]