CARE: Bericht „Suffering In Silence“ – Zehn humanitäre Krisen, die 2017 keine Schlagzeilen machten

Nordkorea, Burundi und Eritrea laut Analyse im vergangenen Jahr mit geringster Medienresonanz / Medien, Politik und Hilfsorganisationen müssen Verantwortung übernehmen

Am 23. Januar 2018 veröffentlichte die Hilfsorganisation CARE einen neuen Bericht, der zehn humanitäre Krisen beleuchtet, über die Medien im Jahr 2017 kaum berichteten. Die Studie „Suffering In Silence“ stellt fest, dass die Nahrungsknappheit in Nordkorea weltweit am wenigsten Beachtung fand. Andere Krisen, die selten Schlagzeilen machten, waren unter anderem die Vertreibungen um den Tschadsee, Flucht und Hunger in Mali, die Situation in der Demokratischen Republik Kongo und Fluten in Peru.

„Wir alle wissen, dass ein einziges Foto die weltweite Aufmerksamkeit auf eine Krise ziehen kann. Aber die Menschen, die in unserem Bericht erwähnt werden, sind weit weg von den Kameras und Mikrofonen dieser Welt“, erklärt Karl-Otto Zentel, CARE-Generalsekretär, bei der heutigen Veröffentlichung des Berichtes im Auswärtigen Amt, Berlin. „Krisen wie die in Mali oder rund um den Tschadsee mögen die Medien nicht in die Schlagzeilen bringen, aber das bedeutet nicht, dass wir sie vergessen dürfen.“ Es besteht auch eine direkte Verbindung zwischen der medialen Aufmerksamkeit und den finanziellen Mitteln, die für humanitäre Hilfe bereitgestellt werden. „Wir wissen, dass die Bereitschaft, Menschen in Not helfen zu wollen, groß ist“, erklärte Peter Felten, Leiter des Referats für Multilaterale Gestaltung der Humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt. „Für Vergessene Krisen aber gibt es kaum Spendengelder, weil diese Krisen kaum wahrgenommen werden. Das müssen wir ändern.“ Für die humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amts sind vergessene Krisen bereits ein Schwerpunkt.

Auch im kommenden Jahr werden viele dieser Katastrophen weiterhin Menschenleben bedrohen. Ärmere Familien kämpfen immer verzweifelter ums Überleben, weil Konflikte über viele Jahre teilweise Jahrzehnte andauern, Lebensgrundlagen verloren gehen und Ressourcen erschöpft sind. Laut der Vereinten Nationen werden 2018 mehr als 18 Milliarden Euro benötigt, mit dem Ziel 91 Millionen Menschen in Not zu helfen. Die Aufmerksamkeit der Medien kann helfen, die öffentliche Unterstützung für Menschen in Krisensituationen zu erhöhen.

Konkrete Empfehlungen der CARE-Studie an Medien, Politik und Hilfsorganisationen:

  • Die Zusammenarbeit mit lokalen freien Journalisten und Nichtregierungsorganisationen kann den Zugang zu Krisenregionen erleichtern
  • Medienhäuser sollten in internationale Korrespondenten und Rechercheprojekte auch in entlegenen Erdteilen investieren, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden
  • Hilfsorganisationen müssen Öffentlichkeitsarbeit als integralen Bestandteil eines Nothilfeeinsatzes miteinplanen, damit transparent und zeitnah berichtet werden kann
  • Politische Entscheidungsträger müssen sich vehement dafür einsetzen, dass der Zugang von unabhängigen Journalisten zu den Krisenregionen der Welt gewährleistet ist. Akteure, die Berichterstattung blockieren oder Journalisten angreifen, müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden

Redaktionelle Hinweise:

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht „Suffering In Silence“ in deutscher Sprache.

Dies ist das zweite Mal, dass CARE die Analyse „Suffering in Silence“ vornimmt. Mit Unterstützung des globalen Medienbeobachtungssystem Meltwater wurden insgesamt fast 40 Krisenherde auf ihre Nennung in Online-Medien hin untersucht. Die Krisen wurden ausgewählt auf der Basis von UN-Zahlen und dem Analyseportal ACAPS sowie CARE-eigenen Daten. Berücksichtigt wurden solche als humanitäre Krisen eingestuften Situationen, die mehr als eine Million Menschen betreffen. Untersucht wurden Quellen in englischer, französischer und deutscher Sprache. CARE plant die Analyse in den kommenden Jahren auszubauen.

Rohmaterial (Video) aus einigen der genannten Krisenregionen sowie Fotos und Transkripte gibt es hier kostenfrei unter Angabe der Quelle CARE/www.care.de zum Download.

Pressemitteilung CARE Deutschland-Luxemburg e.V., 23.01.2018