DIE: Post-2015: How to properly address biodiversity?

With the first round of stocktaking meetings of the Open Working Group on Sustainable Development Goals (SDGs) coming to a close, discussions about the post-2015 development agenda can begin to address the goals’ architecture and the themes that should be included as a goal or target. There is no doubt that many issues that are currently addressed by the Millennium Development Goals (MDGs) – such as poverty, education, hunger, drinking water and sanitation – will also be included in the new agenda. But it might not properly address biodiversity and ecosystem services. Biodiversity underpins most ecosystem services that are essential for human wellbeing and poverty eradication, including the provision of food and water and increasing people’s resilience to the impacts of climate change. Especially the poorest people directly depend on properly functioning ecosystems to meet their basic needs. It is therefore of utmost importance that biodiversity and ecosystem services are properly addressed in the post-2015 development agenda. How should this be done?

Three possible approaches
At a recent multi-stakeholder dialogue in Medellin, Colombia, three distinct approaches to integrating environmental issues – including biodiversity and ecosystem services – into the post-2015 development agenda were discussed: 1) maintaining the original set of MDGs, which included “ensure environmental sustainability” under goal 7, but increasing the level of ambition and extending the target year to 2030 (‘MDG+’); 2) adding other relevant issues to the MDGs, such as new standalone goals on biodiversity and ecosystem services, planetary biophysical limits and/or climate change (‘SDG Classic’); and 3) highlighting the cross-cutting character of environmental issues by integrating specific environmental targets into other development goals (‘SDG integrated’).

A comprehensive proposal
These approaches are not mutually exclusive. To properly address biodiversity and ecosystem services, the post-2015 development agenda should combine all three. Such a comprehensive approach builds on the success of the MDGs (MDG+), includes a standalone goal on earth system functioning and/or environmental limits (SDG classic), and integrates goals on poverty eradication and environmental sustainability (SDG integrated).

In order to build on the success of the MDGs, conserving a large part of its goals and targets is important for many countries that have integrated them in national policies (MDG+). This includes many goals and targets related to poverty eradication – poverty, education, health, nutrition, drinking water, sanitation, etc. However, the level of ambition (‘getting to zero’) and the timeframe (2030/2050) of the goals and targets must be revised. Although biodiversity was addressed in the MDGs, it was only one of many targets, fully isolated from other related issues. The target attracted only little attention and was not met. The post-2015 development agenda must include issues that are now acknowledged as relevant, but were inadequately, or not at all, addressed by the MDGs (SDG classic). Ecosystem services were not directly addressed in the MDGs, yet are crucial for sustainable poverty eradication. Furthermore, since the separate goal on environmental sustainability did not lead to an integrated approach to poverty eradication and environmental sustainability, biodiversity and ecosystem services must be mainstreamed in the relevant goals and targets (SDG integrated).

Integrated goals and environmental limits
An integrated approach aligns ecosystem service-related targets with other goals and targets. For example, a goal related to food security also needs specific targets on provisioning services such as water supply, and on regulating services such as controlling erosion or maintaining soil fertility. Integrated goals create joint responsibilities for ministries (for example, agriculture, food and the environment) and thereby promote coordinated policies. They thus allow for addressing trade-offs and promoting win-win solutions within the policy process.

Finally, to achieve global sustainability, some biophysical limits should be established to safeguard essential ecosystem services and biological diversity and to define a safe operating space for humanity. Since such limits are difficult to integrate with goals on poverty eradication, and are potentially left out in an MDG+- or SDG integrated approach, they should be addressed in a standalone goal or be a key part of a goal on life-support systems and environmental or resource limits.

This Current Column was cross-posted on the website of the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) and The Broker.

Authors: Paul L. Lucas, PBL Netherlands Environmental Assessment Agency; José A. González, Social-ecological Systems Lab, Universidad Autónoma de Madrid; Carmen Richerzhagen, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

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Quelle: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), The Current Column of 3 February 2014

Die erste Gesprächsrunde der Arbeitsgruppe der Generalversammlung zu Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) geht zu Ende, und so kann sich die Debatte über die Post-2015-Agenda auf die Architektur der Ziele und ihre wichtigsten Inhalte konzentrieren. Feststeht, dass viele Themen wie Armut, Bildung, Hunger, Trinkwasser- und Sanitärversorgung, die schon Gegenstand der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) sind, auch in die neue Agenda Eingang finden werden. Nicht klar ist dagegen, ob das Thema Biodiversität genug Beachtung erfahren wird. Biodiversität liegt den meisten Ökosystemdienstleistungen zugrunde. Sie kann zum Beispiel die Resilienz gegen den Klimawandel steigern oder garantiert die Bereitstellung von Wasser und Nahrung. Vor allem die Ärmsten sind auf diese Leistungen angewiesen. Demzufolge ist es äußerst wichtig, dass Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen in einer Entwicklungsagenda für die Zeit nach 2015 angemessen berücksichtigt werden – aber wie?

Drei Ansätze sind möglich
Auf einer kürzlich in Medellin (Kolumbien) veranstalteten Post-2015-Konferenz wurden drei Möglichkeiten diskutiert, Umweltthemen, darunter Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen, in die Post-2015-Agenda einzubinden. So könnte man: 1) die ursprünglichen MDGs beibehalten, aber die Ziele und den Zielhorizont erweitern, wobei Umweltthemen Teil des ursprünglichen Umweltzieles „Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit“ wären (‚MDG+‘); 2) die MDGs um andere wichtige Aspekte ergänzen, zum Beispiel neue Einzelziele für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen, globale biophysikalische Grenzen oder Klima (‚SDG klassisch‘); 3) durch die Integration spezifischer Umweltziele in andere Entwicklungsziele (‚SDG integriert‘) den Querschnittscharakter von Umweltthemen betonen.

Ein umfassender Vorschlag
Diese Ansätze schließen einander nicht aus. Vielmehr müsste die Post-2015-Agenda die drei Ansätze kombinieren, um dem Thema Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen gerecht zu werden. Ein so umfassender Vorschlag baut auf dem Erfolg der MDGs auf (MDG+), enthält ein Einzelziel, das sich auf die Erhaltung der Lebenserhaltungssysteme und/oder ökologische Grenzen bezieht (SDG klassisch), und integriert Ziele für Armutsbekämpfung und ökologische Nachhaltigkeit (SDG integriert).

Um auf dem Erfolg der MDGs aufbauen zu können, sollten viele Länder einen Großteil der Ziele, die ja bereits Bestandteil ihrer nationalen Politik sind, beibehalten (MDG+). Dazu zählen viele Ziele im Bereich Armutsbekämpfung – Armut, Bildung, Gesundheit, Ernährung, Trinkwasser- und Sanitärversorgung etc. Allerdings müssen sie mit Blick auf die Zielambitionen und ihren Zeitrahmen (2030/2050) allesamt erweitert werden. Biodiversität ist bereits im Umweltziel der MDGs verankert, doch nur als ein Ziel von vielen und vollständig isoliert von anderen verwandten Themen. Bislang wurde diesem Ziel nicht viel Beachtung geschenkt, und es wurde nicht erreicht. Die Post-2015-Agenda muss um Themen ergänzt werden, die heute relevant sind, die jedoch von den MDGs gar nicht (SDG klassisch) oder nur unzureichend aufgegriffen werden. Ökosystemdienstleistungen, bisher nicht explizit in den MDGs erwähnt, bleiben für eine nachhaltige Armutsbekämpfung von größter Bedeutung. Und da das einzelne Umweltziel der MDGs eine integrierte Herangehensweise an Armutsbekämpfung und ökologische Nachhaltigkeit nicht gefördert hat, müssen Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen in den neuen Zielen, wo immer sinnvoll, verankert werden (SDG integriert).

Integrierte Ziele und ökologische Grenzen
In einem integrierten Ansatz werden spezifische Ziele für Ökosystemdienstleistungen auf andere Ziele abgestimmt. So muss ein Ziel im Bereich Ernährungssicherheit auch Ziele beinhalten, die sich auf Versorgungsleistungen durch Ökosysteme wie Wasserversorgung und regulierende Leistungen wie die Erosionsbekämpfung oder die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit beziehen. Integrierte Ziele haben den Anspruch an eine gut koordinierte Politik, da gleich mehrere Ministerien (z. B. für Landwirtschaft, Entwicklung und Umwelt) in der Verantwortung sind, sie umzusetzen. Nur so können im Rahmen politischer Prozesse Kompromisse und Lösungen gestalten werden, die zur Zielerreichung führen und gleichzeitig allen Betroffenen gerecht werden.

Zu guter Letzt sollten, im Sinne einer globalen Nachhaltigkeit, bestimmte ökologische Grenzen festgelegt werden, um grundlegende Ökosystemdienstleistungen und die Biodiversität zu schützen und der Menschheit einen sicheren Handlungsspielraum zu geben. Es ist eine Herausforderung, diese Grenzen mit Armutsbekämpfungszielen zu vereinbaren und sie könnten deshalb in einem MDG+- oder integrierten SDG-Ansatz ausgelassen werden. Darum sollten sie ein Einzelziel oder Kernelement eines Ziels für Lebenserhaltungssysteme und ökologische Grenzen bzw. Nutzungsgrenzen von Ressourcen sein.

Autorinnen und Autoren:
Paul L. Lucas, PBL Netherlands Environmental Assessment Agency
José A. González, Social-ecological Systems Lab, Universidad Autónoma de Madrid
Carmen Richerzhagen, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

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Quelle: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne vom 03.02.2014