Deutsche UNESCO-Kommission: Verleihung von Jakob Muth-Preis für inklusive Schule in Bonn

Es ist eines der meistdiskutierten Themen in der Schulpolitik: das ge­meinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Seit vor vier Jahren eine UN-Konven­tion in Kraft trat, die auch für Kinder mit besonderem Förderbedarf Zugang zu Regelschulen for­dert, treiben viele Bundesländer die Inklusion voran. Die Herausforderungen, die das gemeinsame Lernen an die Schulen stellt, sind groß. Denn sie sollen jeden Schüler – ob mit oder ohne Behinde­rung – individuell bestmöglich fördern. Dass etliche Schulen dies bereits schaffen, zeigt der Jakob Muth-Preis, der am Mittwoch,den 23. Januar zum vierten Mal verliehen wird. Mit ihm werden seit 2009 jährlich Schulen ausgezeichnet, die vorbildlichen inklusiven Unterricht anbieten. In die­sem Jahr kommen die Preisträger aus Bonn, Jena und Kassel. Die Siegerschulen erhalten ein Preisgeld von jeweils 3.000 Euro.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, die Deutsche UNESCO-Kommission, die Sinn-Stiftung sowie die Bertelsmann Stiftung würdigen mit dem Preis die Leistung von Schulen, die besonders überzeugende Konzepte für das gemeinsame Lernen entwickelt haben. Die Ketteler-Grundschule in Bonn, die Grundschule an der Trießnitz in Jena und die Offene Schule in Kassel, eine Gesamtschule, haben die Jury mit ihren ganzheitlichen Konzep­ten überzeugt: Alle drei Preisträger sind Ganztagsschulen, in denen feste Teams aus Fach- und Förderlehrern, Sozialpädagogen und Erziehern die jeweilige Lerngruppe über die gesamte Schul­zeit betreuen. Die Schulen setzen im Unterricht auf verschiedene Lernformen, -methoden und -ziele, um jedes Kind optimal in seiner Entwicklung zu begleiten.

Alle drei Preisträgerschulen begreifen sich als Lern- und Lebensraum, der viele über den Unter­richt hinausgehende Angebote macht – vom gemeinsamen Mittagessen über ein Blasorchester bis zur Zirkus-AG. Die Schulen kooperieren mit Logopäden, Ergotherapeuten und Sportvereinen und schaffen insgesamt ein Klima, in dem jedes Kind als eigene Persönlichkeit wertgeschätzt wird. In der Kettelerschule in Bonn trägt zur guten Atmosphäre auch ein ausgebildeter Schulhund bei. Der Erfolg ist messbar: Seit 2006, als die Schule den Weg zur inklusiven Schule einschlug und auf jahrgangsübergreifenden Unterricht umstellte, hat sich der Anteil der Schüler verdoppelt, die an­schließend aufs Gymnasium gehen. Der Anteil der Schüler, die auf eine Realschule wechseln, ist mittlerweile sogar fast drei Mal so hoch.

Während die Bonner Kettelerschule seit sieben und die Jenaer Grundschule seit elf Jahren die Entwicklung zur inklusiven Schule intensiv vorantreiben, blickt die Kasseler Gesamtschule bereits auf 20 Jahre gemeinsames Lernen zurück. „Der Weg zur Inklusion braucht engagierte Kollegien, gut ausgebildete Lehr- und Fachkräfte, schlüssige Konzepte und auch Zeit“, sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Er richtete den Appell an die Politik, Schulen die notwendige Unterstützung und Entwicklungsräume zu gewähren, um den Weg zum inklusiven Lernen ähnlich erfolgreich beschreiten zu können wie die Gewinner des Jakob Muth-Preises. Denn, so Dräger: „Inklusives Lernen braucht die Akzeptanz und das Vertrauen der Eltern – und das entsteht nur, wenn kein Schüler unter- oder überfordert ist. Bei der Inklusion ist Qualität wichti­ger als Geschwindigkeit.“

Rund eine halbe Million Kinder in Deutschland haben diagnostizierten sonderpädagogischen För­derbedarf. Noch immer besuchen 78 Prozent dieser Kinder eine Förderschule, werden also ge­trennt unterrichtet. Zwar ist nur in zwei Bundesländern, Bremen und Hamburg, der Rechtsan­spruch auf den Besuch einer Regelschule im Schulgesetz verankert, fast alle Bundesländer jedoch treiben das inklusive Lernen voran. Mit höchst unterschiedlichem Tempo: Während in Hessen 14,8 und in Niedersachsen 8,5 Prozent der Förderschüler inklusiv unterrichtet werden, besuchen in Schleswig-Holstein die Hälfte und in Berlin und Bremen mehr als 40 Prozent aller lern- oder kör­perbehinderten Schüler eine Regelschule.

„Die Gewinner des Jakob Muth-Preises machen allen Schulen Mut, mehr Inklusion zu wagen“, sagte Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Ute Erdsiek-Rave, Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission, betonte, dass die erfolgreiche Arbeit in vielen Schulen vor Ort einen unentbehrlichen Beitrag zur Umsetzung inklusiver Bildung in Deutschland leistet. „Denn es gibt noch viel zu tun, bis wir die Verpflichtungen der UN-Behindertenrechtskonvention erfüllen,“ so Erdsiek-Rave. Christian Rauschenfels, Vorstandsvorsitzender der Sinn-Stiftung, zeigte sich zufrieden, dass „immer mehr LebensLernOrte eine Kultur gelebter Inklusion erfahrbar machen – so wie es unsere Preisträger­schulen täglich leisten.“

Über den Jakob Muth-Preis
Der Preis ist benannt nach einem Vorkämpfer und Wegbereiter des gemeinsamen Lernens von behinderten und nicht behinderten Kindern, dem Pädagogen Jakob Muth (1927-1993). Mit der Auszeichnung wollen die Projektträger positive Beispiele für gemeinsamen Unterricht bekannt ma­chen und zur Nachahmung anregen. Für den Jakob Muth-Preis beworben hatten sich in diesem Jahr 70 Schulen aus ganz Deutschland.

Öffentliche Preisverleihung:
23. Januar, ab 10:30 Uhr
Kettelerschule, Siemensstr. 248, 53121 Bonn

PressemitteilungEs ist eines der meistdiskutierten Themen in der Schulpolitik: das ge­meinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Seit vor vier Jahren eine UN-Konven­tion in Kraft trat, die auch für Kinder mit besonderem Förderbedarf Zugang zu Regelschulen for­dert, treiben viele Bundesländer die Inklusion voran. Die Herausforderungen, die das gemeinsame Lernen an die Schulen stellt, sind groß. Denn sie sollen jeden Schüler – ob mit oder ohne Behinde­rung – individuell bestmöglich fördern. Dass etliche Schulen dies bereits schaffen, zeigt der Jakob Muth-Preis, der am Mittwoch,den 23. Januar zum vierten Mal verliehen wird. Mit ihm werden seit 2009 jährlich Schulen ausgezeichnet, die vorbildlichen inklusiven Unterricht anbieten. In die­sem Jahr kommen die Preisträger aus Bonn, Jena und Kassel. Die Siegerschulen erhalten ein Preisgeld von jeweils 3.000 Euro.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, die Deutsche UNESCO-Kommission, die Sinn-Stiftung sowie die Bertelsmann Stiftung würdigen mit dem Preis die Leistung von Schulen, die besonders überzeugende Konzepte für das gemeinsame Lernen entwickelt haben. Die Ketteler-Grundschule in Bonn, die Grundschule an der Trießnitz in Jena und die Offene Schule in Kassel, eine Gesamtschule, haben die Jury mit ihren ganzheitlichen Konzep­ten überzeugt: Alle drei Preisträger sind Ganztagsschulen, in denen feste Teams aus Fach- und Förderlehrern, Sozialpädagogen und Erziehern die jeweilige Lerngruppe über die gesamte Schul­zeit betreuen. Die Schulen setzen im Unterricht auf verschiedene Lernformen, -methoden und -ziele, um jedes Kind optimal in seiner Entwicklung zu begleiten.

Alle drei Preisträgerschulen begreifen sich als Lern- und Lebensraum, der viele über den Unter­richt hinausgehende Angebote macht – vom gemeinsamen Mittagessen über ein Blasorchester bis zur Zirkus-AG. Die Schulen kooperieren mit Logopäden, Ergotherapeuten und Sportvereinen und schaffen insgesamt ein Klima, in dem jedes Kind als eigene Persönlichkeit wertgeschätzt wird. In der Kettelerschule in Bonn trägt zur guten Atmosphäre auch ein ausgebildeter Schulhund bei. Der Erfolg ist messbar: Seit 2006, als die Schule den Weg zur inklusiven Schule einschlug und auf jahrgangsübergreifenden Unterricht umstellte, hat sich der Anteil der Schüler verdoppelt, die an­schließend aufs Gymnasium gehen. Der Anteil der Schüler, die auf eine Realschule wechseln, ist mittlerweile sogar fast drei Mal so hoch.

Während die Bonner Kettelerschule seit sieben und die Jenaer Grundschule seit elf Jahren die Entwicklung zur inklusiven Schule intensiv vorantreiben, blickt die Kasseler Gesamtschule bereits auf 20 Jahre gemeinsames Lernen zurück. „Der Weg zur Inklusion braucht engagierte Kollegien, gut ausgebildete Lehr- und Fachkräfte, schlüssige Konzepte und auch Zeit“, sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Er richtete den Appell an die Politik, Schulen die notwendige Unterstützung und Entwicklungsräume zu gewähren, um den Weg zum inklusiven Lernen ähnlich erfolgreich beschreiten zu können wie die Gewinner des Jakob Muth-Preises. Denn, so Dräger: „Inklusives Lernen braucht die Akzeptanz und das Vertrauen der Eltern – und das entsteht nur, wenn kein Schüler unter- oder überfordert ist. Bei der Inklusion ist Qualität wichti­ger als Geschwindigkeit.“

Rund eine halbe Million Kinder in Deutschland haben diagnostizierten sonderpädagogischen För­derbedarf. Noch immer besuchen 78 Prozent dieser Kinder eine Förderschule, werden also ge­trennt unterrichtet. Zwar ist nur in zwei Bundesländern, Bremen und Hamburg, der Rechtsan­spruch auf den Besuch einer Regelschule im Schulgesetz verankert, fast alle Bundesländer jedoch treiben das inklusive Lernen voran. Mit höchst unterschiedlichem Tempo: Während in Hessen 14,8 und in Niedersachsen 8,5 Prozent der Förderschüler inklusiv unterrichtet werden, besuchen in Schleswig-Holstein die Hälfte und in Berlin und Bremen mehr als 40 Prozent aller lern- oder kör­perbehinderten Schüler eine Regelschule.

„Die Gewinner des Jakob Muth-Preises machen allen Schulen Mut, mehr Inklusion zu wagen“, sagte Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Ute Erdsiek-Rave, Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission, betonte, dass die erfolgreiche Arbeit in vielen Schulen vor Ort einen unentbehrlichen Beitrag zur Umsetzung inklusiver Bildung in Deutschland leistet. „Denn es gibt noch viel zu tun, bis wir die Verpflichtungen der UN-Behindertenrechtskonvention erfüllen,“ so Erdsiek-Rave. Christian Rauschenfels, Vorstandsvorsitzender der Sinn-Stiftung, zeigte sich zufrieden, dass „immer mehr LebensLernOrte eine Kultur gelebter Inklusion erfahrbar machen – so wie es unsere Preisträger­schulen täglich leisten.“

Über den Jakob Muth-Preis
Der Preis ist benannt nach einem Vorkämpfer und Wegbereiter des gemeinsamen Lernens von behinderten und nicht behinderten Kindern, dem Pädagogen Jakob Muth (1927-1993). Mit der Auszeichnung wollen die Projektträger positive Beispiele für gemeinsamen Unterricht bekannt ma­chen und zur Nachahmung anregen. Für den Jakob Muth-Preis beworben hatten sich in diesem Jahr 70 Schulen aus ganz Deutschland.

Öffentliche Preisverleihung:
23. Januar, ab 10:30 Uhr
Kettelerschule, Siemensstr. 248, 53121 Bonn

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