3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik: Nachhaltigkeitsthemen müssen in den Alltag der Menschen "übersetzt" werden

    Rund 850 Gäste aus dem In- und Ausland diskutierten in Bonn auf der 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik über die Bedeutung globaler Lebensstile für die Entwicklungspolitik. An der Bonner Konferenz waren in diesem Jahr zum ersten Mal auch mehr als 30 entwicklungspolitische Institutionen und Organisationen aktiv beteiligt.

    In ihrer Eröffnungsrede sagte die für die Eine-Welt-Politik der Landesregierung verantwortliche Ministerin Angelica Schwall-Düren: „Das Konferenzthema trifft den Nerv der Zeit. Milliarden neuer Konsumenten in den Entwicklungs- und Schwellenländern wollen leben und konsumieren, wie wir es ihnen vormachen. Das wollen und können wir ihnen nicht verwehren. Die große Herausforderung für Politik, Unternehmen und Gesellschaft besteht darin, die Verbesserung der Lebensumstände für alle ökologisch, sozial und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.“

    Als Gastgeberin der Konferenz sei sie stolz, dass die Bonner Konferenz den Rahmen für einen internationalen entwicklungspolitischen Diskurs auf hohem Niveau und vor großem Publikum biete. Zugleich sei die Konferenz ein wichtiger Baustein in der Profilierung Bonns als internationaler Standort der Entwicklungszusammenarbeit.

    Stadt Bonn unterstützt Bewegung zur Stärkung der Konsumentenverantwortung
    Der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch betonte in seiner Begrüßungsrede, dass schon lange klar sei, dass die Lebensweise in Industrieländern direkte Auswirkungen auf Lebensbedingungen in Entwicklungsländern hat. Doch gerade beim täglichen Konsum können Verbraucher auf Verantwortung und Nachhaltigkeit setzten: „Bonn hat sich in den letzten Jahren zu einer kleinen Zertifizierungshauptstadt entwickelt“, so Jürgen Nimptsch.

    In Bonn sitze der internationale Dachverband für fairen Handel – Fair Trade Labelling Organisations; hier habe das Forest Stewardship Council, das die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wäldern zum Ziel hat, seinen Sitz; von hier aus sei IFOAM, der internationale Dachverband der Bewegungen für biologisch-ökologischen Landbau aktiv – und hier habe die 4C Association ihr Büro, die sich für mehr Nachhaltigkeit im breiten Kaffeemarkt durch verbesserte Arbeits- und Umweltstandards einsetzt.

    „Als Stadt unterstützen wir diese Bewegungen zur Stärkung der Konsumentenverantwortung mit allen Kräften“, betonte Nimptsch, „wir möchten uns nicht darauf beschränken, einfach Sitz internationaler Einrichtungen zu sein.“ In Bonn würden daher die globalen Nachhaltigkeitsthemen, die von den internationalen Organisationen behandelt werden, auf kommunaler Ebene aufgegriffen und diese Themen in den Alltag „übersetzt“, um so Verhaltensänderungen zu unterstützen.

    Die Zertifizierung zur Fair-Trade-Town, städtische Aktionen wie die „Faire Woche“, Klimaschutz und Ressourcenschonung mit Programmen für Solarthermie und Energieberatung für Bürger sowie eine nachhaltige Beschaffung mit dem Verbot von Kinderarbeit sind nur einige Beispiele für das Engagement der Stadt Bonn.

    Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit sind untrennbar verbunden
    Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stand die Botschaft, dass Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden sind und dass Lebensstile und Konsummuster dabei eine Schlüsselrolle spielen. Trotz kontrovers geführter Debatten zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kristallisierte sich eine gemeinsame Linie auf der international besetzten Tagung heraus: Eine Überlebensperspektive für die Menschheit wird es nur geben, wenn eine globale gesellschaftliche Transformation zu weniger energie- und ressourcenintensiven Lebensstilen stattfindet. Damit müsse gleichzeitig eine stärkere Partizipation der Bevölkerung einhergehen.

    Dieses Signal will die Tagung auch für die Weltnachhaltigkeitskonferenz in Rio de Janeiro (Rio+20) geben. Dazu war Brice Lalonde, der Exekutiv-Koordinator der Vereinten Nationen für den Rio+20-Prozess auf der Konferenz zu Gast. Ein Anliegen des ehemaligen französischen Umweltministers ist es, dass die Nationen auf dem Gipfel im Juni dieses Jahres klare Vereinbarungen zur Fortschreibung der Millenniumsziele treffen.

    Doch die Millenniumsziele allein reichen nicht aus, um die Probleme in den Entwicklungsländern zu lösen. Das hat Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe aus Sri Lanka auf der 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik einmal mehr deutlich gemacht. Seiner Meinung nach können sich die Länder des Südens nur weiter entwickeln, wenn die Bewohner der reichen Industrieländer mehr Verantwortung übernehmen und ihr Konsumverhalten ändern. Nur so würden die zunehmende Armut und das Fortschreiten des Klimawandels verhindert. Auf dem Erdgipfel Rio+20 will sich der renommierte Klimawissenschaftler deshalb dafür einsetzen, dass globale Konsumziele als Ergänzung zu den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen verabschiedet werden.

    Hintergrund:
    Die 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik wird von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Bundesstadt Bonn, dem UNEP/Wuppertal Institute Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und dem Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO), sowie mit Unterstützung des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft e.V. und der Deutschen Welle (DW) veranstaltet.

    Die Konferenz wird – dem Thema entsprechend – nach den Prinzipien eines nachhaltigen Veranstaltungsmanagements durchgeführt. So wird beim Catering auf Fisch und Fleisch verzichtet, der Papierverbrauch auf das Nötigste reduziert und ein Ausgleich für die durch die Konferenz verursachten CO2-Emissionen geleistet.

    PressemitteilungRund 850 Gäste aus dem In- und Ausland diskutierten in Bonn auf der 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik über die Bedeutung globaler Lebensstile für die Entwicklungspolitik. An der Bonner Konferenz waren in diesem Jahr zum ersten Mal auch mehr als 30 entwicklungspolitische Institutionen und Organisationen aktiv beteiligt.

    In ihrer Eröffnungsrede sagte die für die Eine-Welt-Politik der Landesregierung verantwortliche Ministerin Angelica Schwall-Düren: „Das Konferenzthema trifft den Nerv der Zeit. Milliarden neuer Konsumenten in den Entwicklungs- und Schwellenländern wollen leben und konsumieren, wie wir es ihnen vormachen. Das wollen und können wir ihnen nicht verwehren. Die große Herausforderung für Politik, Unternehmen und Gesellschaft besteht darin, die Verbesserung der Lebensumstände für alle ökologisch, sozial und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.“

    Als Gastgeberin der Konferenz sei sie stolz, dass die Bonner Konferenz den Rahmen für einen internationalen entwicklungspolitischen Diskurs auf hohem Niveau und vor großem Publikum biete. Zugleich sei die Konferenz ein wichtiger Baustein in der Profilierung Bonns als internationaler Standort der Entwicklungszusammenarbeit.

    Stadt Bonn unterstützt Bewegung zur Stärkung der Konsumentenverantwortung
    Der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch betonte in seiner Begrüßungsrede, dass schon lange klar sei, dass die Lebensweise in Industrieländern direkte Auswirkungen auf Lebensbedingungen in Entwicklungsländern hat. Doch gerade beim täglichen Konsum können Verbraucher auf Verantwortung und Nachhaltigkeit setzten: „Bonn hat sich in den letzten Jahren zu einer kleinen Zertifizierungshauptstadt entwickelt“, so Jürgen Nimptsch.

    In Bonn sitze der internationale Dachverband für fairen Handel – Fair Trade Labelling Organisations; hier habe das Forest Stewardship Council, das die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wäldern zum Ziel hat, seinen Sitz; von hier aus sei IFOAM, der internationale Dachverband der Bewegungen für biologisch-ökologischen Landbau aktiv – und hier habe die 4C Association ihr Büro, die sich für mehr Nachhaltigkeit im breiten Kaffeemarkt durch verbesserte Arbeits- und Umweltstandards einsetzt.

    „Als Stadt unterstützen wir diese Bewegungen zur Stärkung der Konsumentenverantwortung mit allen Kräften“, betonte Nimptsch, „wir möchten uns nicht darauf beschränken, einfach Sitz internationaler Einrichtungen zu sein.“ In Bonn würden daher die globalen Nachhaltigkeitsthemen, die von den internationalen Organisationen behandelt werden, auf kommunaler Ebene aufgegriffen und diese Themen in den Alltag „übersetzt“, um so Verhaltensänderungen zu unterstützen.

    Die Zertifizierung zur Fair-Trade-Town, städtische Aktionen wie die „Faire Woche“, Klimaschutz und Ressourcenschonung mit Programmen für Solarthermie und Energieberatung für Bürger sowie eine nachhaltige Beschaffung mit dem Verbot von Kinderarbeit sind nur einige Beispiele für das Engagement der Stadt Bonn.

    Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit sind untrennbar verbunden
    Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stand die Botschaft, dass Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden sind und dass Lebensstile und Konsummuster dabei eine Schlüsselrolle spielen. Trotz kontrovers geführter Debatten zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kristallisierte sich eine gemeinsame Linie auf der international besetzten Tagung heraus: Eine Überlebensperspektive für die Menschheit wird es nur geben, wenn eine globale gesellschaftliche Transformation zu weniger energie- und ressourcenintensiven Lebensstilen stattfindet. Damit müsse gleichzeitig eine stärkere Partizipation der Bevölkerung einhergehen.

    Dieses Signal will die Tagung auch für die Weltnachhaltigkeitskonferenz in Rio de Janeiro (Rio+20) geben. Dazu war Brice Lalonde, der Exekutiv-Koordinator der Vereinten Nationen für den Rio+20-Prozess auf der Konferenz zu Gast. Ein Anliegen des ehemaligen französischen Umweltministers ist es, dass die Nationen auf dem Gipfel im Juni dieses Jahres klare Vereinbarungen zur Fortschreibung der Millenniumsziele treffen.

    Doch die Millenniumsziele allein reichen nicht aus, um die Probleme in den Entwicklungsländern zu lösen. Das hat Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe aus Sri Lanka auf der 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik einmal mehr deutlich gemacht. Seiner Meinung nach können sich die Länder des Südens nur weiter entwickeln, wenn die Bewohner der reichen Industrieländer mehr Verantwortung übernehmen und ihr Konsumverhalten ändern. Nur so würden die zunehmende Armut und das Fortschreiten des Klimawandels verhindert. Auf dem Erdgipfel Rio+20 will sich der renommierte Klimawissenschaftler deshalb dafür einsetzen, dass globale Konsumziele als Ergänzung zu den Millenniumsentwicklungszielen der Vereinten Nationen verabschiedet werden.

    Hintergrund:
    Die 3. Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik wird von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Bundesstadt Bonn, dem UNEP/Wuppertal Institute Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und dem Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO), sowie mit Unterstützung des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft e.V. und der Deutschen Welle (DW) veranstaltet.

    Die Konferenz wird – dem Thema entsprechend – nach den Prinzipien eines nachhaltigen Veranstaltungsmanagements durchgeführt. So wird beim Catering auf Fisch und Fleisch verzichtet, der Papierverbrauch auf das Nötigste reduziert und ein Ausgleich für die durch die Konferenz verursachten CO2-Emissionen geleistet.

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