UNESCO | „Fair Culture“ als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung

Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erstellt die Deutsche UNESCO-Kommission bis Juni 2021 die Studie „Fair Culture als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung“. Wissenschaftliche Kooperationspartnerin und Autorin der Studie ist die renommierte Wissenschaftlerin Prof. Dr. Véronique Guèvremont, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls „Vielfalt Kultureller Ausdrucksformen“ an der Universität Laval in Québec, Kanada.

Kultur, kulturelle Vielfalt und Kreativwirtschaft sind wichtige Innovationsressourcen und damit ein Schlüssel für nachhaltige Entwicklung. Gestärkte Kunst- und Kulturproduktion in Ländern des Globalen Südens mit ihrer vorwiegend jungen Bevölkerung kann zudem helfen, regionale sowie Nord-Süd-Ungleichgewichte abzubauen.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist einer der am schnellsten wachsenden Zweige der Weltwirtschaft. Auch in Ländern des Globalen Südens wächst der Sektor zunehmend. Er bietet gerade jungen Menschen zukunftsorientierte Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven. Produktdesign, Film, Musik und Mode aus Ländern des Globalen Südens sind auf dem Weltmarkt teils bereits wettbewerbsfähig. Dieses Potenzial kann für die Verbesserung sozialer und ökologischer Produktionsbedingungen genutzt werden.

Die Perspektive „Fair Culture“ gibt Anstöße, um die Wertschöpfungsketten im Kulturbereich nachhaltiger und fairer zu gestalten, sowie die Bedingungen und Marktzugänge für Kunst- und Kulturproduktion aus dem Globalen Süden weiter zu verbessern. Ein fairer und nachhaltiger Handel und die Stärkung benachteiligter Produzentinnen und Produzenten können dazu beitragen, Ungleichheiten und Armut zu reduzieren. Dies zeigen die Ergebnisse und Erfahrung aus dreißig Jahren „Fair Trade“-Bewegung und aus aktuellen entwicklungspolitischen Initiativen, wie dem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ oder „Grüner Knopf“. Multi-Akteurs-Partnerschaften und Siegel tragen in anderen Branchen, wie der Textilindustrie, zur Umsetzung internationaler Standards und Vereinbarungen bei. Faire Lieferketten durch die Einhaltung internationaler sozialer und ökologischer Mindeststandards sind dabei ein wesentliches Ziel.

Insbesondere im Kontext zunehmender globaler Vernetzung, Digitalisierung sowie veränderter Produktions- und Rezeptionsbedingungen, wie unter anderem durch Onlineplattformen oder Streaming-Dienste, müssen innovative Ansätze für die faire Produktion und den fairen Austausch von kulturellen Gütern und Dienstleistungen für den Kultur- und Kreativbereich entwickelt werden. Dies wird durch die aktuell veränderten Rahmenbedingungen im Zuge der Covid-19-Pandemie weiter unterstrichen.

Die Studie „Fair Culture als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung“ greift diese Herausforderungen und diesen Forschungsbedarf auf. Sie wird den aktuellen Forschungsstand und Analysen (kultureller) Wertschöpfungsketten sowie mögliche Ansatzpunkte aus den Bereichen Fair Trade und Nachhaltiger Handel auswerten und spezifische Potenziale für den Kultur- und Kreativsektors herausarbeiten. Die Expertise von Fachexpertinnen und Kulturproduzenten insbesondere aus dem Globalen Süden stehen hierbei im Mittelpunkt. Aufbauend auf dieser umfassenden Analyse und Auswertung formuliert die Studie bis Juni 2021 Empfehlungen für „Fair Culture“-Ansatzpunkte und -Maßnahmen insbesondere mit Blick auf die europäische und deutsche Entwicklungspolitik.

Hintergrund

Der UNESCO-Weltbericht Kulturpolitik „KULTURPOLITIK I NEU GESTALTEN“ (2018) unterstreicht die strukturellen Ungleichheiten zwischen den Ländern des Globalen Südens und Nordens im Kulturbereich. Diese Asymmetrien mittel- und langfristig abzubauen, ist zentrales Anliegen des UNESCO-Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen (2005) sowie des Weltzukunftsvertrags der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (u.a. SDG 5, 8, 10, 12 und 16).

Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) begleitet diese zentrale Zielsetzung der Konvention seit 2006 als nationale Kontaktstelle „Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“. Seit 2018 trägt die DUK mit der Initiative „Fair Culture“ gemeinsam mit strategischen Partnern weltweit dazu bei, das Thema bekannt zu machen und voranzubringen.

Quelle: Deutsche UNESCO Kommission – Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 17.07.2020