FEMNET | Transparenz in der Bekleidungsbranche wächst – aber viele Unternehmen im Textilbündnis verweigern sich noch immer

Textilunternehmen haben in den vergangenen Jahren große Fortschritte hin zur Offenlegung von Informationen über ihre Lieferketten gemacht. Dies zeigt ein im Dezember 2019 veröffentlichter Bericht eines Bündnisses von Gewerkschaften, Menschenrechtsgruppen und Arbeitsrechtsinitiativen, darunter die Kampagne für Saubere Kleidung. Die Kurzfassung hat FEMNET ins Deutsche übersetzt. Der Bericht ist eine Aktualisierung der Unternehmensbefragung aus dem Jahr 2017.

Mit seinem „Transparency Pledge“ hat das NGO-Bündnis damals Mindeststandards für die Transparenz in Lieferketten definiert. Dadurch soll es Beschäftigten, Arbeitsrechtsorganisationen und Konsument_innen ermöglicht werden, herauszufinden, wo die Produkte einer Marke hergestellt werden.

Dem 15-seitigen Nachfolge-Bericht „Fashion’s Next Trend: Accelerating Supply Chain Transparency in the Garment and Footwear Industry“ zufolge sind mittlerweile zahlreiche Unternehmen der Aufforderung des NGO-Bündnisses nachgekommen: Von den 74 kontaktierten Unternehmen haben bislang 39 ihre Praktiken am „Transparency Pledge“-Standard ausgerichtet oder sich verpflichtet, dies zu tun. „Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, denn Transparenz hilft dabei, Arbeitsrechtsver­letzungen in den Lieferketten der Bekleidungsindustrie zu erkennen und dagegen vorzugehen “, sagt Gisela Burckhardt von FEMNET. „Transparenz ermöglicht es Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften ein Unternehmen zu verständigen, wenn es in seinen Zulieferbetrieben zu Missbrauch kommt. Auch betroffene Arbeiter_innen selbst wissen dann besser, an wen sie sich wenden können.“

Seit Mitte 2018 ist das NGO-Bündnis auch mit sieben Responsible Business Initiativen (RBI) im Gespräch – darunter auch dem deutschen Textilbündnis und der in den USA ansässigen Fair Labour Association (FLA). Das NGO-Bündnis rief die RBI dazu auf, die Erfüllung des „Transparency Pledge“, also die Offenlegung der Lieferkette, zur Bedingung für eine Mitgliedschaft in den Initiativen zu machen.

Die Forderung zeigte Wirkung: Die FLA gab bekannt, dass alle Mitgliedsunternehmen bis März 2022 den „Transparency Pledge“-Standard erfüllen müssen. Das deutsche Textilbündnis hingegen hat keinerlei Schritte unternommen, um Transparenz in den Lieferketten zur Bedingung für eine Mitgliedschaft zu machen.

„Die Zivilgesellschaft im Textilbündnis fordert schon lange die Offenlegung der Lieferkette von den Mitgliedsunternehmen. Zusätzlich sollten auch die Kontrollberichte (Audits) über die Fabriken veröffentlicht werden, damit Arbeiter_innen sie kommentieren können“, erläutert Gisela Burckhardt.

Informationen über die 74 Unternehmen, an die sich die Koalition seit 2016 gewandt hat, und andere Unternehmen, die entweder Informationen veröffentlicht oder neue Verpflichtungen eingegangen sind, finden Sie unter Annex II

Weitere Informationen

Quelle: FEMNET e.V., 13.01.2020