[:en]Chan, Sander / Bencini, Jacopo (DIE): Lots of action, no room for complacency[:de]Chan, Sander / Bencini, Jacopo (DIE): Rege Aktivitäten, kein Raum für Selbstgefälligkeit[:]

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The 2018 Global Climate Action Summit held from 12 to 14 September in San Francisco, was possibly the largest climate summit in history specifically focused on business, civil society and local actors. The location of the summit was not accidental. The state of California and its Governor Jerry Brown have responded to the failing climate leadership of the current U.S. administration with a strong mobilisation of all kinds of climate action. In the days before the conference, Brown signed a set of executive orders aimed at decarbonising California’s power generation, and its economy in general, by 2045. An ambitious goal for a U.S. state, which by itself could be considered the fifth largest economy in the world. The level of ambition by California even took environmentalists by surprise, who did not expect such action from a State that also produces significant amounts of fossil fuels; and from a Governor who has issued thousands of oil and gas drilling permits during his administration.

On a global scale, however, local and non-state leadership in climate action is no longer an exception. The amount of commitments – for example to reduce greenhouse gas emissions that cause climate change and to adapt to climate impacts – is ever increasing in scale and scope. The UN currently records thousands of commitments by companies of all sizes and from all sectors. Cities provide local leadership in great numbers, both in developing and developed countries. Civil society organisations increasingly adopt two-pronged strategies, which include fierce advocacy and criticism of unsustainable practices, but also strong collaboration with willing economic and local leaders to achieve tangible progress.

In a rare wave of positive climate news, a host of reports released in advance and during the summit pointed out the extraordinary scale and mitigation potential for different sectors and different types of actors around the world. For instance, ‘America’s Pledge’ – a collaborative initiative of US-based non-state and subnational climate actors – reported that US-based non-state and subnational commitments – if fully implemented – could put the U.S. within striking distance of achieving its 2025 target – despite political backtracking by the federal government. Another report estimates that cooperative non-state and subnational actions such as the Under2Coalition, RE100, C40 and the Covenant of Mayors, could cut global emissions in 2030 by about a third.

While much attention focused on the great potential of non-state and subnational climate actions, less is known about their performance. New research by the ClimateSouth project, a cooperation between DIE, Blavatnik School of Government at Oxford University, The Energy and Resources Institute (TERI), and the African Centre for Technology Studies (ACTS), shows that cooperative actions between non-state and local actors are increasingly delivering on their promises. According to ClimateSouth, the output performance – defined as the production of relevant outputs that suit the aims of individual initiatives – has improved significantly between 2013 and 2017. Encouragingly, an increasing number of non-state and subnational actions is benefiting developing and emerging countries, where most of future emissions growth can be expected, and where vulnerable communities already feel the impacts of climate change. The report also pointed out how such climate actions potentially generate multiple sustainable development benefits.

Although the Global Climate Action Summit celebrated all kinds of action by a multiplicity of actors, there is no room for complacency. The real question is: what will happen after the summit? While non-state and subnational actions can help to implement national pledges to act on climate change, much more needs to be done as current pledges fall far short of the low-carbon and sustainable vision set out in the Paris Agreement. Moreover, with greater non-state and subnational engagement, national governments are by no means off the hook. Instead, the wave of non-state and subnational actions should motivate them to review their own policies and to adjust their climate targets upwards. Only then do we have a chance to reign in global warming in time, and to give sustainable development a chance.

Source: The Current Column – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 01.10.2018[:de]

Der Global Climate Action Summit 2018 ist wahrscheinlich der bedeutendste Klimagipfel in der Geschichte, der sich ausschließlich auf Unternehmen, die Zivilgesellschaft und lokale Akteure konzentriert hat. Er fand vom 12. bis zum 14. September in San Francisco statt, und die Wahl dieses Veranstaltungsortes war kein reiner Zufall. Da im Hinblick auf den Klimaschutz Impulse aus Washington derzeit gänzlich fehlen, sind der Bundesstaat Kalifornien und sein Gouverneur Jerry Brown selbst aktiv geworden und haben Klimaaktivisten der unterschiedlichsten Art mobilisiert. In den Tagen vor der Konferenz hat Brown eine Reihe von Dekreten unterzeichnet, die darauf abzielen, die Stromerzeugung und die gesamte Wirtschaft in Kalifornien bis 2045 zu dekarbonisieren. Ein ehrgeiziges Ziel für einen US-Bundesstaat, der für sich allein als fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt betrachtet werden könnte. Das Ausmaß des Ehrgeizes, den Kalifornien nun unter Beweis stellt, hat selbst Umweltschützer überrascht, die einen solchen Schritt keinesfalls von einem Bundesstaat erwartet hätten, der selbst fossile Brennstoffe in erheblicher Menge produziert – und von einem Gouverneur, der während seiner Amtszeit tausende von Genehmigungen für die Förderung von Öl und Gas erteilt hat.

Auf globaler Ebene ist es jedoch schon lange keine Seltenheit mehr, dass lokale und nicht staatliche Klimaschützer die Führung übernehmen. Die Anzahl der Zusagen – zum Beispiel zur Reduktion von Klima schädigenden Treibhausgasemissionen oder zur Anpassung an Klimaveränderungen – steigt stetig, und zwar sowohl hinsichtlich ihres Umfangs als auch ihrer Reichweite. Die UNO verzeichnet derzeit tausende von Initiativen von Unternehmen aller Größenordnungen und aus allen Branchen. Städte übernehmen in großer Zahl vor Ort die Führung, und das gilt sowohl für Entwicklungsländer als auch für Industriestaaten. Zivilgesellschaftliche Organisationen gehen vermehrt zu zweigleisigen Strategien über: Auf der einen Seite treten sie leidenschaftlich für den Klimaschutz ein und kritisieren Praktiken, die nicht nachhaltig sind, und auf der anderen Seite bauen sie starke Partnerschaften mit gewillten Führungskräften aus der Wirtschaft und den örtlichen Kommunen auf, um greifbare Fortschritte zu erzielen.

In einer seltenen Flut von positiven Klimanachrichten wiesen unzählige Berichte, die vor und während des Gipfels veröffentlicht wurden, auf den außergewöhnlichen Umfang und auf das Vermeidungspotenzial für unterschiedlichste Bereiche hin. Ermöglicht wird dies durch die Initiativen von verschiedenen Akteuren auf der ganzen Welt. Zum Beispiel berichtete „America’s Pledge” – eine gemeinsame Initiative von nicht staatlichen und subnationalen Klimaakteuren, die in den USA ansässig sind –, dass bei einer vollständigen Umsetzung der geplanten Aktivitäten das für 2025 gesetzte Klimaziel der USA in greifbare Nähe rücken könnte – und dies trotz des Rückzugmanövers der US-Regierung. Ein anderer Bericht schätzt, dass die gemeinsamen Aktionen von nicht staatlichen und subnationalen Initiativen, wie zum Beispiel Under2Coalition, RE100, C40 und Covenant of Mayors, bis 2030 die Emissionen global um ungefähr ein Drittel senken könnten.

Während die Aufmerksamkeit sich meist auf das hohe Potenzial von nicht staatlichen und subnationalen Aktionen konzentrierte, wurde weniger über deren Effizienz gesprochen. Die neuesten Forschungen im Rahmen des Projekts ClimateSouth, einer Kooperation zwischen dem DIE, der Blavatnik School of Government an der Oxford University, dem The Energy and Resources Institute (TERI) und dem African Centre for Technology Studies (ACTS) zeigen, dass gemeinsame Aktionen von nicht staatlichen und lokalen Akteuren zunehmend ihre Ziele erreichen. Den Ergebnissen von ClimateSouth zufolge hat sich die Leistungsfähigkeit – definiert als das Erreichen von Ergebnissen die sich die Initiativen jeweils gesetzt haben – zwischen 2013 und 2017 deutlich verbessert. Ermutigend ist, dass ein wachsender Anteil der Vorteile aus nicht staatlichen und subnationalen Klimaschutzmaßnahmen Entwicklungs- und Schwellenländern zugutekommt, wo in Zukunft mit der stärksten Zunahme von Emissionen zu rechnen ist, und wo gefährdete Kommunen schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Der Bericht wies auch darauf hin, dass diese Aktivitäten darüber hinaus oft in vielfacher Hinsicht eine nachhaltige Entwicklung fördern.

Obwohl der Global Climate Action Summit eine Bühne bot, um die vielfältigen Initiativen der zahlreichen unterschiedlichen Akteure lobend hervorzuheben, bleibt kein Raum für Selbstgefälligkeit. Die eigentliche Frage lautet: Was wird nach dem Gipfel passieren? Obwohl nicht staatliche und subnationale Aktionen dabei helfen können, die Versprechen einzelner Staaten im Hinblick auf die Bekämpfung des Klimawandels einzulösen, muss viel mehr getan werden, da die derzeitigen Zusagen bei Weitem nicht ausreichen, die im Pariser Abkommen verankerte Vision einer kohlenstoffarmen und nachhaltigen Zukunft zu verwirklichen. Und darüber hinaus sind nationale Regierungen keineswegs aus dem Schneider, weil nicht staatliche und subnationale Institutionen sich zunehmend engagieren. Stattdessen sollten staatliche Instanzen dieses Engagement zum Anlass nehmen, ihre eigenen Maßnahmen zu überdenken und ihre Klimaziele nach oben anzupassen. Nur dann wird es möglich sein, die globale Erwärmung noch rechtzeitig in den Griff zu bekommen und der nachhaltigen Entwicklung eine Chance zu geben.

Quelle: Die aktuelle Kolumne – German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 01.10.2018[:]