[:en]Rodríguez de Francisco, Jean Carlo et al. (DIE): Water Security and Ecosystem-based Adaptation to Climate Change[:de] Rodríguez de Francisco, Jean Carlo et al. (DIE): Wassersicherheit und ökosystembasierte Anpassung an den Klimawandel[:]

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The motto of this year’s World Water Day states “the answer is in nature”, referring to nature-based solutions to the “water challenges we face in the 21st century”. One of these challenges is climate change, the impacts of which threaten water security worldwide. About 1.9 billion people already face water scarcity today, a number that is projected to increase to 3 billion people by 2050, according to OECD estimates. These estimates also indicate that by 2050, nearly 20 percent of the world’s population will be at risk from floods. According to the World Economic and Social Survey, poor and marginalized groups are likely to experience the worst impacts of water shortages and flood hazards, as they tend to live in highly risk-prone areas and lack the funds to prepare for drought or flood scenarios. Thereby, climatic change stands to worsen existing inequalities, disproportionately threatening the water security and thus the development and well-being of already disadvantaged groups.

Ecosystems deliver a variety of water-related benefits to people. Next to recreational opportunities, they provide fish, timber, fruit, and a variety of other products, as well as water for agriculture, industry, drinking and hygiene. Additionally, ecosystems and their services can help people to cope with the impacts of climate change. For example, Andean highland ecosystems (paramos) capture and retain water, serving as a flood buffer in the rainy season and a balanced source of water in the dry season. Coastal mangroves and wetlands reduce the impact of flooding or gales on human communities. Considering the importance of ecosystem services for human wellbeing, many development and environmental agencies have turned towards promoting ecosystem-based adaptation strategies to confront the threat to water security and to help people adapt to the adverse effects of climate change.

The well-being of all humans is at the center of both, ecosystem-based adaptation and water security measures. However, existing inequalities tend to influence to what extent population groups are able to benefit from ecosystem services and how water resources as well as water-related risks are distributed. As a reality check, it is thus necessary to evaluate efforts that promote water security and ecosystem-based adaptation against the background of growing inequality in the world. For example, the use of water by a peasant community upstream (e.g. irrigation) may be at odds with the water security of a cut-flower company or a water company located further downstream as water may not be sufficient for all uses during the dry season or because agriculture upstream may change water quality. Thus, water security for some actors may entail water insecurity for others and political and economic power play an important role in determining whose water security prevails.

Many ecosystem-based adaptation projects are implemented in local communities at a relatively small or pilot scale. Yet, next to these communities, powerful economic actors (i.e. large-scale cattle ranchers, real estate developers) pursue activities that frequently reduce the adaptive capacities of communities, for example by draining wetlands or cutting down trees, which increases the risk of floods. Most ecosystem-based adaptation projects entail better environmental protection, meaning reduced access by communities to some ecosystem goods and services (e.g. less irrigation water, less wood, land use restrictions) and increased time-demand to keep up adaptative measures (e.g. living hedgerows, planting mangroves). Meanwhile, powerful economic actors tend to circumvent environmental protection laws with the use of political power, usually carrying on with destructive practices towards ecosystems. In that sense, the success of ecosystem-based adaptation not only depends on the efforts made by the communities themselves but also on environmental law enforcement and on the degree of responsibility that powerful economic agents are willing to adopt for these shared-ecosystems.

Ecosystem-based adaptation strategies offer an opportunity to enhance water security, climate-resilient livelihoods, and social cohesion simultaneously, while also benefiting natural systems. Thus, the potential of nature-based solutions is vast. So, however, is the dual challenge posed by the impacts of climatic changes on water security and the socio-economic inequalities that leave a rising number of people vulnerable. To ensure that they reach those who are most in need of assistance, interventions need to be sensitive to issues of social differentiation, careful about potential impacts on the social structure of the targeted communities, and honest about the lasting climate change adaptation that they can affect. Only in this manner can they lead to the realization of true win-win outcomes.

Authors: Rodríguez de Francisco, Jean Carlo / Schoderer, Mirja / Richerzhagen, Carmen

Source: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), The Current Column, 22.03.2018[:de]

Das Motto des diesjährigen Weltwassertages lautet „die Antwort liegt in der Natur“ und bezieht sich auf grüne Lösungen für die Wasserkrisen des 21. Jahrhunderts. Diese Krisen sind eng mit dem Klimawandel verknüpft, der die Wassersicherheit weltweit bedroht. Rund 1,9 Mrd. Menschen sind bereits heute mit Wasserknappheit konfrontiert. Nach Schätzungen der OECD wird diese Zahl bis 2050 auf 3 Mrd. Menschen steigen. Schätzungen zufolge werden außerdem bis 2050 fast 20 Prozent der Weltbevölkerung von Überschwemmungen bedroht sein. Nach dem World Economic and Social Survey bekommen arme und marginalisierte Gruppen wahrscheinlich die schlimmsten Auswirkungen von Wasserknappheit und Hochwassergefahren zu spüren, da sie in besonders risikobehafteten Gebieten leben und nicht die Mittel haben, um sich auf Dürren oder Hochwasser vorzubereiten. Der Klimawandel verschärft dabei bestehende Ungleichheiten und bedroht die Wassersicherheit und damit die Entwicklung und das Wohlergehen bereits benachteiligter Gruppen überproportional.

Wasser ist für Menschen lebenswichtig. Es wird als Trinkwasser genutzt und stellt die Grundbedingung für die Produktion von Fisch, Holz, Früchten und einer Vielzahl anderer Produkte aus der Landwirtschaft und Industrie sowie für eine Reihe von Freizeitmöglichkeiten dar. Darüber hinaus können wasserbasierte Ökosysteme und die von ihnen bereitgestellten Dienstleistungen den Menschen helfen, die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Die Hochland-Ökosysteme der Anden (Paramos) z.B. nehmen Wasser auf und speichern es, dienen als Hochwasserpuffer in der Regen- und als ausgleichende Wasserquelle in der Trockenzeit. Küstenmangroven und Feuchtgebiete reduzieren die Auswirkungen von Überschwemmungen und Stürmen auf Städte und Dörfer. Vor diesem Hintergrund setzen viele Entwicklungs- und Umweltagenturen auf die Förderung ökosystembasierter Anpassungsstrategien, um Wasserressourcen auch zukünftig zu sichern

Ökosystembasierte Anpassung sowie Maßnahmen zur Wassersicherheit stellen das Wohlergehen aller Menschen in den Mittelpunkt. Bestehende soziale Ungleichheiten beeinflussen jedoch oft, inwieweit Bevölkerungsgruppen von Ökosystemdienstleistungen profitieren können und wie sich Wasserressourcen und -risiken verteilen. Als Realitätscheck ist es daher notwendig, Maßnahmen zur Förderung der Wassersicherheit und ökosystembasierter Anpassung vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheit zu bewerten. Zum Beispiel kann die Wassernutzung einer bäuerlichen Gemeinschaft flussaufwärts (z.B. Bewässerung) mit der Wassersicherheit eines flussabwärts gelegenen Schnittblumenproduzenten oder eines Wasserversorgungsunternehmens. So kann die Bewahrung der Wassersicherheit einiger Akteure zu einer Wasserunsicherheit für andere führen.

Politische und wirtschaftliche Macht spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, wessen Wassersicherheit erreicht wird. Viele ökosystembasierte Anpassungsprojekte werden in lokalen Gemeinschaften in kleinen Projekten durchgeführt. Doch die Aktivitäten mächtiger Wirtschaftsakteure (z.B. große Viehzüchter, Immobilienentwickler) schränken häufig die Anpassungsfähigkeit der Gemeinschaften ein, z.B. durch das Trockenlegen von Feuchtgebieten oder das Fällen von Bäumen, was das Überschwemmungsrisiko erhöht. Die meisten ökosystembasierten Anpassungsprojekte sind mit Umweltschutzauflagen verbunden: Dies bedeutet jedoch einen eingeschränkten Zugang der Gemeinden zu einigen Ökosystemen und deren Dienstleistungen (z.B. weniger Bewässerungswasser, weniger Holz, Landnutzungsbeschränkungen) und einen erhöhten Zeitbedarf für Anpassungsmaßnahmen (z.B. lebende Hecken, Mangrovenanbau). Unterdessen versuchen mächtige Wirtschaftsakteure, Umweltschutzgesetze zu umgehen und zerstören weiterhin bestehende Ökosysteme. In diesem Sinne hängt der Erfolg ökosystembasierter Anpassung nicht nur von den Anstrengungen der Gemeinschaften selbst ab, sondern auch von der Durchsetzung der Umweltgesetze und der Verantwortung, die mächtige Wirtschaftsakteure für diese gemeinsamen Ökosysteme zu übernehmen bereit sind.

Das Potenzial naturbasierter Lösungen ist gewaltig. Sie bieten die Möglichkeit, Wassersicherheit,
Klimaresilienz und sozialen Zusammenhalt zu verbessern und gleichzeitig Ökosysteme zu schützen. Sozioökonomische Ungleichheiten und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wassersicherheit stellen jedoch eine doppelte Herausforderung dar. Um sicherzustellen, dass naturnahe Lösungen diejenigen erreichen, die am dringendsten Hilfe benötigen, müssen sie Fragen der sozialen Differenzierung in den Blick nehmen und mögliche Auswirkungen auf die Sozialstruktur der Zielgruppen genau betrachten. Nur so können sie zu echten Win-Win-Ergebnissen führen.

Autorinnen: Rodríguez de Francisco, Jean Carlo / Schoderer, Mirja / Richerzhagen, Carmen

Quelle: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 22.03.2018[:]