General Anzeiger: Politiker zweifeln an Kosten für Photovoltaikanlagen in Bonn

Die Stadt Bonn muss die Kalkulation für Photovoltaikanlagen und Dächer eigener Gebäude prüfen. Mit diesem Beschluss reagiert die Politik auf Aussagen des Städtischen Gebäudemanagements, dass sich Anlagen nicht rechneten.

In die Installation von Solaranlagen auf den Dächern städtischer Liegenschaften kommt Bewegung. Die Verwaltung soll ihre Kalkulationen für Photovoltaikanlagen und die dafür infrage kommenden Dächer eigener Gebäude prüfen. Wenn ein Betrieb wirtschaftlich möglich ist, soll die Stadt bevorzugt bei den eigenen Stadtwerken, aber auch bei anderen Interessenten Angebote einholen. Einen entsprechenden Antrag hat die Koalition aus CDU, Grünen und FDP in den Betriebsausschuss des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) eingebracht und einstimmig beschlossen.

Der Beschluss hat eine Vorgeschichte: Das SGB hatte die Installation für eine Beueler Gewerbehalle berechnet. Für die Bestückung eines Daches mit einer Fläche von 440 Quadratmetern hatte sie die Kosten für 267 Module auf 162.000 Euro geschätzt. Die Einnahmen lägen lediglich bei 132.060 Euro. Grundlage für diese Kalkulation ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Demnach wird die Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren gezahlt. Fazit der Verwaltung: unterm Strich ein Minusgeschäft.

Unverständnis über Zahlen

Nach einem Bericht im General-Anzeiger meldete sich nun ein Anbieter von Solardächern aus dem Sauerland bei der Stadt. „Ich verstehe diese Rechnung nicht“, sagte Diplom-Ingenieur Christian Förster im Gespräch mit dem GA. Wie das Presseamt auf Anfrage mitteilte, beruhten die Zahlen des SGB auf einem Bericht des Solar-Fachmagazins „Photon“. Dort seien zuletzt 1463 Euro pro kWp (steht für ein Kilowatt Höchstleistung) genannt worden. „Da das SGB nicht vorsteuerabzugsberechtigt ist, kalkuliert es aktuell mit 1700 Euro/kWp. Die Vergabeordnung lässt eine Angebotseinziehung hier nicht zu“, so die Stadt.

Förster legt ganz andere Zahlen vor, die die Stadt nicht kommentiert: „Das sind die Preise für ein Einfamilienhaus mit Ziegeldach. Aber es gilt: Je größer die Anlagen sind, umso weniger kosten sie.“ Im konkreten Fall der Gewerbehalle rechnet er bei der Größe mit einem Preis von höchstens 1000 Euro pro kWp. Und die Stadt könne ebenso wie jeder andere Bürger die Umsatzsteuer zurückverlangen.

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