[:en]von Haldenwang, Christian / Schwab, Jakob (DIE): Is Trump’s tax reform bad for developing countries?[:de]von Haldenwang, Christian / Schwab, Jakob (DIE): Ist Trumps Steuerreform schlecht für Entwicklungsländer?[:]

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The first successfully implemented project of US President Donald Trump, who has been in office for a year now, is one that will have global implications. The main criticism levelled at the largest US tax reform since 1986 concerns its effect on domestic distribution, as it greatly relieves the burden on higher earning households and companies, but does little or nothing to ease the load on low earners and the middle class. But at the same time, the reform also has ramifications internationally, because it is set to be financed largely through the repatriation of overseas assets, something for which it offers relevant incentives.

Known as the Tax Cuts and Jobs Act, the reform firstly cuts the US corporate tax rate from 35 per cent to 21 per cent of corporate income, reducing in one fell swoop what was one of the highest such rates internationally to below the global average of 23 per cent.

Secondly, it sees the US switch from a worldwide model employing the credit method, to a territorial system. This means that, in future, profits generated abroad by US companies will no longer be taxed at the US rate, but rather at the foreign rate, even if the latter is lower (though a minimum tax rate is set to be employed to prevent extreme abuses).

Thirdly, a special ruling will see all profits previously held abroad taxed at a particularly low rate of 15.5 per cent or 8 per cent. It is estimated that at least some of the over USD 2.5 trillion held abroad until now will be returned to the US. Companies such as Apple have already announced plans for such repatriations.

This has wide-ranging implications for all other nations. With a total stock of around USD 6 trillion, US corporations are by far the largest holder of foreign direct investment  in the world, including in many developing countries So what can these nations expect from the tax reform?

We see three main effects. Firstly, developing countries could benefit from the expected surge in worldwide growth. The IMF has just revised upwards its 2018 growth forecasts for the US and the global economy, making explicit reference to the tax reform. However, many experts fear that this growth stimulus could prove to be relatively short-lived, since several aspects of the reform, such as growing budgetary deficits (there is talk of an additional USD 0.5 to 1.5 billion over the coming decade), its regressive impact on distribution in the medium term, and rising production costs of an increasingly nationalised US economy, serve to dampen domestic demand.

Secondly, while the tax reform will change the investment behaviour of many large companies, this will affect other industrialised nations and low-tax countries such as Ireland and Luxembourg to a greater extent than most developing countries. Nonetheless, it is possible that a number of countries with close links to the US economy could see slower growth in direct investment, and even outflows, in their manufacturing industry.

Thirdly, the world now needs to gear up for a new round of global tax competition. A race to the bottom on the corporate tax front would not be good news for many developing countries, as they are often particularly dependent on such taxes, the lion’s share of which is often borne by a small number of multinational companies. At the same time, there is already barely likely to be any investment in the manufacturing industries of developing countries that does not enjoy several years of tax exemptions. By contrast, in capital-intensive sectors such as natural resources, energy and telecommunications, tax competition between countries does not play such a major role.

Consequently, the more relevant question for developing countries is how the US Government will position itself in regard to international tax avoidance and tax evasion, issues that affect these nations particularly adversely. While Trump’s reform does seek to combat a number of tax avoidance practices in the US, the US Government’s unilateral approach gives reason to fear that internationally agreed approaches to issues such as sharing tax-related information will remain a low priority in future too.

In summary, the additional growth stimulus generated by the US tax reform may be good news for developing countries in the short term, but global economic risks are more likely to increase in the medium term. The re-channelling of global financial flows and the threat of another round of international tax competition on the horizon will barely have any direct impact on most developing countries, but where they do, the effects will be negative.

Source: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 12.02.2018[:de]

Das erste erfolgreich durchgesetzte Projekt des seit einem Jahr im Amt stehenden US-Präsidenten Donald Trump ist gleich eines, das weltweite Auswirkungen haben wird. Es ist die größte US-amerikanische Steuerreform seit 1986. Sie wird vor allem für ihre inländischen Verteilungswirkungen kritisiert, weil sie große Entlastungen für besserverdienende Haushalte und Unternehmen, aber mittelfristig wenige bis keine Entlastungen für Geringverdiener und die Mittelschicht bringt. Gleichzeitig hat die Reform aber auch globale Auswirkungen. Finanziert werden soll sie nämlich größtenteils über die Rückführung von Auslandsvermögen, für welche die Reform die entsprechenden Anreize setzt.

Der sogenannten „Tax Cuts and Jobs Act“ verringert erstens die US-amerikanische Unternehmenssteuer von 35 Prozent auf 21 Prozent der erzielten Gewinne. Damit wird dieser Steuersatz, der zuvor im internationalen Vergleich zu den höchsten zählte, auf einen Schlag unter den weltweiten Durchschnitt von etwa 23 Prozent gesenkt.

Zweitens wechseln die USA vom Welteinkommensprinzip mit Anrechnungsmethode zu einem Territorialprinzip. Das bedeutet, dass die Auslandsgewinne amerikanischer Unternehmen in Zukunft nicht mehr mit dem amerikanischen, sondern nur noch mit dem ausländischen Steuersatz besteuert werden, auch wenn dieser niedriger ist (eine Minimalbesteuerung soll allerdings extremem Missbrauch vorbeugen).

Drittens werden als Ausnahmeregelung alle bisher geparkten ausländischen Gewinne mit einem besonders niedrigen Satz von 15,5 bzw. 8 Prozent besteuert. Schätzungen sprechen von über 2,5 Billionen US-Dollar, die bisher im Ausland geparkt wurden, jetzt aber wenigstens teilweise in die USA zurückfließen werden. Firmen wie Apple haben solche Rückflüsse bereits angekündigt.

Dies hat vielfältige Auswirkungen auf alle anderen Länder. Die USA sind mit einem Stock von insgesamt ca. 6 Billionen US-Dollar die mit Abstand größten Eigner von ausländischem Direktkapital in der Welt, auch in vielen Entwicklungsländern. Was also haben diese von der Steuerreform zu erwarten?

Wir sehen vor allem drei Effekte. Erstens könnten Entwicklungsländer vom erhofften Wachstumsschub profitieren. Gerade hat der IWF seine Vorhersagen zum Wachstum der US-amerikanischen wie auch der globalen Wirtschaft im Jahr 2018 nach oben korrigiert – ausdrücklich unter Bezug auf die Steuerreform. Viele Experten befürchten allerdings, dass sich der Wachstumsimpuls als relativ kurzfristig erweisen könnte, weil mehrere Aspekte der Reform dämpfend auf die heimische Nachfrage wirken. Dies sind steigende Haushaltsdefizite (die Rede ist von zusätzlich 0,5 bis 1,5 Billionen US-Dollar über die kommenden zehn Jahre), der mittelfristig regressive Verteilungscharakter der Reform sowie Kostensteigerungen einer zunehmend nationalisierten US-Wirtschaft.

Zweitens wird sich mit der Steuerreform zwar das Investitionsverhalten vieler großer Unternehmen ändern. Hiervon sind aber die anderen Industrienationen sowie Niedrigsteuerländer wie Irland und Luxemburg stärker betroffen als die meisten Entwicklungsländer. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es in einigen Ländern mit engen Verbindungen zur US-Wirtschaft in der verarbeitenden Industrie zu niedrigeren Zuwächsen oder sogar Abflüssen bei den Direktinvestitionen kommt.

Drittens muss sich die Welt nun auf eine neue Runde im globalen Steuerwettbewerb einstellen. Ein race to the bottom bei den Unternehmenssteuern wäre für viele Entwicklungsländer keine gute Nachricht, sind sie doch oft besonders abhängig von diesen Steuern – wobei der Löwenanteil zudem häufig von einer kleinen Zahl multinationaler Konzerne getragen wird. Andererseits dürfte es auch heute schon kaum Investitionen im verarbeitenden Gewerbe in Entwicklungsländern geben, die nicht über mehrere Jahre steuerbefreit sind. In anderen, kapitalintensiven Sektoren (wie zum Beispiel Naturressourcen, Energie, Telekommunikation etc.) spielt der Steuerwettbewerb zwischen Ländern hingegen eine weniger große Rolle.

Wichtiger für Entwicklungsländer dürfte daher die Frage sein, wie sich die US-Regierung im Hinblick auf internationale Steuervermeidung und -hinterziehung aufstellen wird, unter der diese Länder besonders leiden. Trumps Reform richtet sich zwar gegen einige Praktiken der Steuervermeidung in den USA, aber das unilaterale Vorgehen der US-Regierung lässt befürchten, dass international abgestimmte Vorgehensweisen – etwa beim Austausch steuerlich relevanter Informationen – auch künftig keinen hohen Stellenwert haben werden.

Zusammengefasst: Für die Entwicklungsländer mag der zusätzliche Wachstumsimpuls der US-Steuerreform kurzfristig eine gute Nachricht bedeuten. Mittelfristig werden die weltwirtschaftlichen Risiken vermutlich eher steigen. Die Umlenkung der globalen Finanzströme und der drohende Eintritt in eine neue Runde des internationalen Steuerwettbewerbs wird die meisten Entwicklungsländer kaum direkt betreffen – dort wo es solche Effekte gibt, werden sie aber negativer Natur sein.

Quelle: Website German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 12.02.2018[:]