GIZ: Virtuelles Universitätsnetzwerk ermöglicht Hochschulbildung für Indigene in Lateinamerika

Mehr als 1.400 Absolventen aus 19 Ländern haben das E-Learning-Angebot der Indigenen Interkulturellen Universität bereits genutzt.

Rein formal haben viele indigene Völker in Lateinamerika heute die gleichen Chancen auf Bildung und Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Prozessen wie die übrige Bevölkerung. Dennoch fehlen oft qualifizierte indigene Fach- und Führungskräfte in Schlüsselpositionen, um die Umsetzung der Rechte der indigenen Völker proaktiv voranzutreiben. Traditionelles indigenes Wissen fließt immer noch kaum in die allgemeine Hochschulausbildung ein, außerdem haben viele indigene Frauen und Männer wegen ihrer Arbeitsbedingungen oder Wohn- und Einkommenssituation keinen Zugang zu konventionellen Universitäten.

Das Netzwerk der Indigenen Interkulturellen Universität (IIU) ändert das – durch neue, in der Region einzigartige akademische Qualifizierungsangebote und durch den Einsatz digitaler Technologien. Die IIU bündelt das Wissen, Erfahrungen und die akademische Kompetenz von rund 25 indigenen und konventionellen Universitäten in Lateinamerika und Spanien, indigenen Organisationen und Wissensträgern. Die Kurse werden hauptsächlich online absolviert.

Das Konzept der IIU geht auf: Seit 2007 haben bereits 1.400 Absolventen – darunter die Hälfte Frauen – ein Studium oder einen Kurs zu Themen wie Regierungsführung, interkultureller Medizin oder indigenen Rechten erfolgreich abschließen können. Sie kommen aus 19 Ländern Lateinamerikas und der Karibik und gehören rund 140 verschiedenen indigenen Völkern an. Mehr als 60 Prozent der Absolventen übernehmen heute Fach- und Führungsaufgaben in indigenen oder staatlichen Organisationen oder geben als Dozenten ihr Wissen weiter.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat den Aufbau des regionalen Hochschulnetzwerks unterstützt. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beriet sie unter anderem zur Gestaltung der Studienprogramme und wie man die regionale, virtuelle Netzwerkstruktur aufbauen und dauerhaft etablieren kann – politisch, finanziell und akademisch. Mit Erfolg: seit 2015 ist der indigene Lehrstuhl der IIU als UNESCO-Lehrstuhl für indigenes Wissen anerkannt und gilt als Vorbild für alternative Hochschulbildungsmodelle.

Quelle: Meldung GIZ, 09.08.2017