BfN: Naturschutz – (auch) eine Frage der Gerechtigkeit!

    Der moderne Naturschutz sollte sich nicht nur auf internationaler Ebene, sondern auch in der nationalen Diskussion mehr denn je mit den aktuellen Fragen und Herausforderungen der Gerechtigkeit auseinandersetzen. Gerechtigkeitsaspekte sind beispielsweise dann betroffen, wenn es um die Abwägung des Naturschutzes mit unterschiedlichen Nutzungsinteressen an der Natur geht: Konflikte etwa zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, zwischen der Möglichkeit zum Naturerleben und der Ausweisung von Schutzgebieten oder zwischen dem Schutz der biologischen Vielfalt und dem Ausbau erneuerbarer Energien werfen Fragen auf nach einer gerechten Abwägung der betroffenen Interessen und einem gerechten Ausgleich für zu treffende Einschränkungen. Bei der zweitägigen Fachtagung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zum Thema Gerechtigkeit im Naturschutz möchte das BfN einen Impuls zur kommunikativen Bearbeitung solcher Konflikte setzen. „Ich bin davon überzeugt, dass die notwendigen Auseinandersetzungen besser zu führen sind, wenn man die moralische Empörung und das verletzte Gerechtigkeitsempfinden sowohl der Naturnutzer als auch der Naturschützer hinter vielen Naturschutzkonflikten in Deutschland wirklich ernst nimmt“, so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. “Obwohl das Thema Gerechtigkeit im Naturschutz nicht nur international, sondern auch auf nationaler Ebene von immenser Bedeutung ist, wird es bisher viel zu selten offen angesprochen!“

    Dabei weist das Thema viele Facetten auf: Fragen nach einem gerechten Zugang zu Natur und natürlichen Ressourcen (Verteilungsgerechtigkeit) sind genauso betroffen wie eine gerechte Beteiligung an Planungs- und Entscheidungsprozessen (Verfahrensgerechtigkeit) oder die Einbeziehung von Chancen und Handlungsmöglichkeiten auch für künftige Generationen (Zukunftsgerechtigkeit).

    Doch auch internationale Gerechtigkeitsfragen sind Bestandteil der Tagung. Mit dem früheren Umweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Prof. Dr. Klaus Töpfer sowie Prof. em. Hans-Jörg Sandkühler, Leiter der Deutschen Abteilung „Menschenrechte und Kulturen“ des europäischen UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie/Paris an der Universität Bremen beleuchten prominente Keynote Speaker Fragen der internationalen Gerechtigkeit sowie der Menschenwürde und der Rechte künftiger Generationen. Nach Ansicht der BfN-Präsidentin überschreitet die Inanspruchnahme von Naturgütern und biologischer Vielfalt dabei ökologische wie soziale Grenzen in der Welt: „Nach wie vor steht eine Antwort auf das globale Gerechtigkeitsproblem aus, wie mit den weltweit begrenzten und weiterhin sinkenden natürlichen Ressourcen umzugehen ist, damit heutigen wie auch künftigen Generationen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden kann,“ sagte Jessel auf der Fachtagung, die als Plattform zum Austausch und bundesweiten Diskurs zwischen Naturschutzpraxis, Wissenschaft und Politik dient.

    Hintergrund der Tagung bildet die Arbeit des BfN zu ethischen Fragen im Naturschutz und die Erkenntnis, dass die Beantwortung von Gerechtigkeitsfragen mit zu den wichtigsten und dringendsten Aufgabenstellungen der nationalen und internationalen Naturschutzpolitik gehört. Ohne Bezug auf das ethische Prinzip der Gerechtigkeit bleibt die bisher überwiegend ökologisch und ökonomisch geprägte Kommunikation über die Bedeutung der Natur und biologischen Vielfalt häufig ohne Konsequenzen. Diese Einseitigkeit verschleiert unausgesprochene Wertekonflikte und die Komplexität von Konfliktlagen. „Wenn Einzelne zugunsten der Allgemeinheit auf die Verwirklichung anerkennungswürdiger Interessen verzichten sollen, stellt sich die Frage nach dem Ausgleich: Die Frage, wie Naturschutzlasten und Naturschutznutzen in der Gesellschaft gerecht geteilt werden können, wird damit zu einer Schlüsselfrage des Naturschutzes,“ sagte Dr. Uta Eser, Ethikerin in ihrem Vortrag.

    Die heutige Veranstaltungstag konzentrierte sich auf Gerechtigkeitsfragen im nationalen Kontext und bearbeitete insbesondere die Spannungsfelder „Naturschutz und Energiewende“ sowie „Naturschutz und Landwirtschaft“.

    Die internationale Ebene bildet morgen den Schwerpunkt: Insbesondere die Rolle und Wirkung nationaler Naturschutzakteure auf internationaler Ebene sowie die Auswirkungen des Tourismus- und Konsumverhaltens von Menschen in Industrienationen auf Natur und Menschen in anderen Ländern soll zur Diskussion gestellt und in Arbeitsrunden reflektiert werden.

    Weitere Informationen zum Programm der Tagung sowie die Ergebnisse eines initialen BfN-Expertenworkshops “Gerechtigkeitsargumente – Chancen und Herausforderungen für die Naturschutzkommunikation” sind online unter www.bfn.de/0309_ethik.html abrufbar.

    Eine aktuelle und umfassende BfN-Studie zum Thema ist ab Mitte Mai 2013 über den Landwirtschaftsverlag unter dem Titel „Gerechtigkeitsfragen im Naturschutz. Was sie bedeuten und warum Sie wichtig sind“ in der Schriftenreihe Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 130, erhältlich.

    PressemitteilungDer moderne Naturschutz sollte sich nicht nur auf internationaler Ebene, sondern auch in der nationalen Diskussion mehr denn je mit den aktuellen Fragen und Herausforderungen der Gerechtigkeit auseinandersetzen. Gerechtigkeitsaspekte sind beispielsweise dann betroffen, wenn es um die Abwägung des Naturschutzes mit unterschiedlichen Nutzungsinteressen an der Natur geht: Konflikte etwa zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, zwischen der Möglichkeit zum Naturerleben und der Ausweisung von Schutzgebieten oder zwischen dem Schutz der biologischen Vielfalt und dem Ausbau erneuerbarer Energien werfen Fragen auf nach einer gerechten Abwägung der betroffenen Interessen und einem gerechten Ausgleich für zu treffende Einschränkungen. Bei der zweitägigen Fachtagung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zum Thema Gerechtigkeit im Naturschutz möchte das BfN einen Impuls zur kommunikativen Bearbeitung solcher Konflikte setzen. „Ich bin davon überzeugt, dass die notwendigen Auseinandersetzungen besser zu führen sind, wenn man die moralische Empörung und das verletzte Gerechtigkeitsempfinden sowohl der Naturnutzer als auch der Naturschützer hinter vielen Naturschutzkonflikten in Deutschland wirklich ernst nimmt“, so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. “Obwohl das Thema Gerechtigkeit im Naturschutz nicht nur international, sondern auch auf nationaler Ebene von immenser Bedeutung ist, wird es bisher viel zu selten offen angesprochen!“

    Dabei weist das Thema viele Facetten auf: Fragen nach einem gerechten Zugang zu Natur und natürlichen Ressourcen (Verteilungsgerechtigkeit) sind genauso betroffen wie eine gerechte Beteiligung an Planungs- und Entscheidungsprozessen (Verfahrensgerechtigkeit) oder die Einbeziehung von Chancen und Handlungsmöglichkeiten auch für künftige Generationen (Zukunftsgerechtigkeit).

    Doch auch internationale Gerechtigkeitsfragen sind Bestandteil der Tagung. Mit dem früheren Umweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Prof. Dr. Klaus Töpfer sowie Prof. em. Hans-Jörg Sandkühler, Leiter der Deutschen Abteilung „Menschenrechte und Kulturen“ des europäischen UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie/Paris an der Universität Bremen beleuchten prominente Keynote Speaker Fragen der internationalen Gerechtigkeit sowie der Menschenwürde und der Rechte künftiger Generationen. Nach Ansicht der BfN-Präsidentin überschreitet die Inanspruchnahme von Naturgütern und biologischer Vielfalt dabei ökologische wie soziale Grenzen in der Welt: „Nach wie vor steht eine Antwort auf das globale Gerechtigkeitsproblem aus, wie mit den weltweit begrenzten und weiterhin sinkenden natürlichen Ressourcen umzugehen ist, damit heutigen wie auch künftigen Generationen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden kann,“ sagte Jessel auf der Fachtagung, die als Plattform zum Austausch und bundesweiten Diskurs zwischen Naturschutzpraxis, Wissenschaft und Politik dient.

    Hintergrund der Tagung bildet die Arbeit des BfN zu ethischen Fragen im Naturschutz und die Erkenntnis, dass die Beantwortung von Gerechtigkeitsfragen mit zu den wichtigsten und dringendsten Aufgabenstellungen der nationalen und internationalen Naturschutzpolitik gehört. Ohne Bezug auf das ethische Prinzip der Gerechtigkeit bleibt die bisher überwiegend ökologisch und ökonomisch geprägte Kommunikation über die Bedeutung der Natur und biologischen Vielfalt häufig ohne Konsequenzen. Diese Einseitigkeit verschleiert unausgesprochene Wertekonflikte und die Komplexität von Konfliktlagen. „Wenn Einzelne zugunsten der Allgemeinheit auf die Verwirklichung anerkennungswürdiger Interessen verzichten sollen, stellt sich die Frage nach dem Ausgleich: Die Frage, wie Naturschutzlasten und Naturschutznutzen in der Gesellschaft gerecht geteilt werden können, wird damit zu einer Schlüsselfrage des Naturschutzes,“ sagte Dr. Uta Eser, Ethikerin in ihrem Vortrag.

    Die heutige Veranstaltungstag konzentrierte sich auf Gerechtigkeitsfragen im nationalen Kontext und bearbeitete insbesondere die Spannungsfelder „Naturschutz und Energiewende“ sowie „Naturschutz und Landwirtschaft“.

    Die internationale Ebene bildet morgen den Schwerpunkt: Insbesondere die Rolle und Wirkung nationaler Naturschutzakteure auf internationaler Ebene sowie die Auswirkungen des Tourismus- und Konsumverhaltens von Menschen in Industrienationen auf Natur und Menschen in anderen Ländern soll zur Diskussion gestellt und in Arbeitsrunden reflektiert werden.

    Weitere Informationen zum Programm der Tagung sowie die Ergebnisse eines initialen BfN-Expertenworkshops “Gerechtigkeitsargumente – Chancen und Herausforderungen für die Naturschutzkommunikation” sind online unter www.bfn.de/0309_ethik.html abrufbar.

    Eine aktuelle und umfassende BfN-Studie zum Thema ist ab Mitte Mai 2013 über den Landwirtschaftsverlag unter dem Titel „Gerechtigkeitsfragen im Naturschutz. Was sie bedeuten und warum Sie wichtig sind“ in der Schriftenreihe Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 130, erhältlich.

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