15. – 23.09.2012 | Ideen³ e. V.: Akademie "Ökonomien des Gemeinsamen. Neue Orte ökonomischer Bildung"

    Vor den gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrisen meinten Politiker, den Schlüssel für erfolgreiches Wirtschaften allein in der Privatisierung, also in den Kräften des Marktes gefunden zu haben. Umgekehrt rufen sie nun wieder nach Staatskontrollen für die Wirtschaft.

    Für soziale Alternativen jenseits von Markt und Staat mangelt es nicht nur an Erfahrung. Es fehlt vor allem an Sprache, um den Wert und die Besonderheiten dieser Alternativen zum Ausdruck zu bringen. Dieser Mangel ist auch auf ein Defizit der ökonomischen Bildung zurückzuführen, insbesondere der Volkswirtschaftslehre. Denn diese verleitet Menschen, die kulturelle, gesellschaftliche und ökologische Einbettung der Wirtschaft vollständig aus dem Blick zu verlieren. Damit schränkt sie den Raum des Denkens, in dem Menschen wirtschaftliche Probleme wahrnehmen und nach Lösungen suchen, systematisch ein. Neue Wege in der ökonomischen Bildung zu gehen, bedeutet, diese kognitiven Begrenzungen zu erkennen und zu überwinden.

    Die Herbstakademie stellt sich dieser Herausforderung, indem sie die Ökonomien des Gemeinsamen für neun Tage in den Mittelpunkt der ökonomischen Lehre rückt. Mit diesen Ökonomien sind dabei (vorläufig) all jene Orte des Miteinanders gemeint, in denen Menschen ihr wirtschaftliches Zusammenleben gemeinsam und freiwillig, also weder aufgrund von Eigennutz noch aufgrund vorgegebener Regeln oder Gesetze, bewusst gestalten. Die Herbstakademie reflektiert die Ökonomien des Gemeinsamen in drei sich vertiefenden Schritten.

    Erstens sucht sie im Dialog der Disziplinen – vor allem von Philosophie, Anthropologie und den heterodoxen Wirtschaftswissenschaften – nach einer neuer Sprache für gemeinschaftlich-schöpferisches Wirtschaften, die nicht rein im Denken von Markt und Staat verhaftet ist. Dabei fragt sie grundlegend nach den Bedingungen der Möglichkeiten, wie eine solche Sprachfähigkeit zu erlangen ist. Wie kann wissenschaftliche Reflexion tatsächlich zur sozialen Teilhabe und nicht allein zu einer distanziert-mitleidlosen Beobachtung befähigen? Wie kann sie das Zwischenmenschliche als schöpferischen Ort sichtbar machen, der allen wettbewerblichen Aktivitäten zugrunde liegt? Wie lassen sich darauf aufbauend die Bedeutungen etwa von Vertrauen und wechselseitigem Respekt zum Ausdruck bringen?

    Im zweiten Schritt gilt es zu klären, wie der ökonomische Mainstream die Ökonomien des Gemeinsamen aus unserem Wahrnehmungsfokus verbannt. Warum trifft auf diesen Mainstream insgesamt zu, was Friedrich
    A. Hayek einmal über sich selbst gesagt hat: „Ich muss gestehen, […] dass ich nicht sozial denken kann, denn ich weiß nicht, was das heißt“? Warum verstehen wir im Rahmen der Theorien und Modelle des ökonomischen Mainstreams das soziale Zusammenwirken nicht, blenden es aus oder bekämpfen es gar? Welche Folgen hat es, wenn diese Theorien unsere Meinungen und Haltungen zu den Ökonomien des Gemeinsamen unbemerkt prägen? Diesen Fragen – welche nicht zuletzt Elinor Ostrom, die Wirtschaftsnobelpreisträgerin von 2009, eindringlich stellt – wird die Herbstakademie wissenschaftstheoretisch und –geschichtlich nachgehen.

    Im dritten Schritt geht es um die Frage, wie wir die Ökonomien des Gemeinsamen aktiv stärken können. Wie können wir sie inmitten einer Wettbewerbswirtschaft fördern, ohne sie dabei einer ihnen fremden Logik zu unterwerfen und damit unter der Hand zu zerstören? Welcher Fähigkeiten bedürfen Gemeinschaften, um sich selbst zu organisieren und zu kooperieren? Wie kann ökonomische Bildung diese fördern? Wie muss sie hier zukünftig gestaltet sein? Gerade in diesem dritten Schritt bindet die Herbstakademie Personen, Organisationen und soziale Bewegungen in den Dialog ein, die sich in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft für die Ökonomien des Gemeinsamen einsetzen.

    Die Herbstakademie setzt nicht nur thematisch neue Akzente in der ökonomischen Bildungslandschaft. Sie beschreitet auch im Bezug auf die Form der akademischen Lehre innovative Wege. Jenseits „freier“ Bildungsmärkte und erstarrter Lehrbuchwissenschaft sucht sie Räume für jene Erneuerung des Denkens und Handelns zu öffnen, welche die Ökonomien des Gemeinsamen erst möglich machen. Hierfür begründet sie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft für neun Tage eine Werkstatt vereinten Nachdenkens. In ihr wird Wissen nicht abstrakt vermittelt, sondern im Dialog und Erfahrungsaustausch transformiert. Dozenten aus Forschung und Praxis geben in Impulsvorlesungen Anregungen, sich neu im ökonomischen Denken zu orientieren. Im Rahmen von Präsentationen, Workshops und Diskussionsrunden vertiefen Studierende und Dozenten gemeinsam einzelne Themen. In einem Abendprogramm (Vorträge, Filmvorführungen, Workshops, o.ä.), wird die Öffentlichkeit in den Dialog einbezogen.

    VERANSTALTER
    • Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
    Fachbereich Bildungswissenschaft, Institut für philosophische und ästhetische Bildung:
    Prof. Dr. Silja Graupe (Juniorprofessur für Philosophie und Wirtschaft)
    Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Lehrstuhl für Ökonomie und Gesellschaft:
    Prof. Dr. Steffen Koolmann
    • Kueser Akademie für europäische Geistesgeschichte: Prof. Dr. Harald Schwaetzer
    • Right Livelihood College – College des „Alternativen Nobelpreises“ (RLC) /
    Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Bonn

    ARBEITSSPRACHEN
    Deutsch und Englisch

    VERANSTALTUNGSORT
    Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Campus II, Alfter bei Bonn
    Right Livelihood College – College des „Alternativen Nobelpreises“ (RLC) / Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Bonn


    PROGRAMM
    Vorlesungen und Seminare mit Professoren aus Philosophie, Ökonomie und Wirtschaftsethik sowie Workshops, Diskussionsrunden etc. mit
    Vertretern von Stiftungen, Unternehmen und sozial-ökologischen Projekten, darunter Träger des „Alternativen Nobelpreises“.

    TEILNEHMER
    Die Teilnehmerzahl ist auf 70 Studierende begrenzt. Teilnehmen können Studierende der Wirtschaftswissenschaften sowohl im Bachelor als auch im Masterstudium. Zudem können sich Studierende anderer Fächer (ebenfalls BA und MA) mit Interesse an ökonomischen und bildungspolitischen Fragestellungen bewerben. Bei einer zu erwartenden Überbuchung der Akademie werden Teilnehmer seitens der Veranstalter ausgewählt.

    KOSTEN
    Die Kosten der Herbstakademie betragen 50,– Euro für Studierende, die nicht an der Alanus Hochschule eingeschrieben sind. Anreise, Unterkunft und Verpflegung müssen selbst organisiert und finanziert werden. In begründeten Ausnahmefällen versuchen wir, Studierende mit einem Stipendium zu unterstützen. Studentische Initiativen der Alanus Hochschule bemühen sich um günstige Übernachtungsmöglichkeiten für eine möglichst große Zahl externer Teilnehmer.

    BEWERBUNG
    Bitte senden Sie Ihre Bewerbung (auf Deutsch), die ein Motivationsschreiben sowie Angaben zu Person, Studienfach, Semesterzahl und Kontaktdaten umfassen sollte, an: E-mail.

    BEWERBUNGSSCHLUSS IST DER 30. JUNI 2012 // ZU- ODER ABSAGEN WERDEN BIS ZUM 15. JULI 2012 VERSCHICKT

    Weitere InformationenVor den gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrisen meinten Politiker, den Schlüssel für erfolgreiches Wirtschaften allein in der Privatisierung, also in den Kräften des Marktes gefunden zu haben. Umgekehrt rufen sie nun wieder nach Staatskontrollen für die Wirtschaft.

    Für soziale Alternativen jenseits von Markt und Staat mangelt es nicht nur an Erfahrung. Es fehlt vor allem an Sprache, um den Wert und die Besonderheiten dieser Alternativen zum Ausdruck zu bringen. Dieser Mangel ist auch auf ein Defizit der ökonomischen Bildung zurückzuführen, insbesondere der Volkswirtschaftslehre. Denn diese verleitet Menschen, die kulturelle, gesellschaftliche und ökologische Einbettung der Wirtschaft vollständig aus dem Blick zu verlieren. Damit schränkt sie den Raum des Denkens, in dem Menschen wirtschaftliche Probleme wahrnehmen und nach Lösungen suchen, systematisch ein. Neue Wege in der ökonomischen Bildung zu gehen, bedeutet, diese kognitiven Begrenzungen zu erkennen und zu überwinden.

    Die Herbstakademie stellt sich dieser Herausforderung, indem sie die Ökonomien des Gemeinsamen für neun Tage in den Mittelpunkt der ökonomischen Lehre rückt. Mit diesen Ökonomien sind dabei (vorläufig) all jene Orte des Miteinanders gemeint, in denen Menschen ihr wirtschaftliches Zusammenleben gemeinsam und freiwillig, also weder aufgrund von Eigennutz noch aufgrund vorgegebener Regeln oder Gesetze, bewusst gestalten. Die Herbstakademie reflektiert die Ökonomien des Gemeinsamen in drei sich vertiefenden Schritten.

    Erstens sucht sie im Dialog der Disziplinen – vor allem von Philosophie, Anthropologie und den heterodoxen Wirtschaftswissenschaften – nach einer neuer Sprache für gemeinschaftlich-schöpferisches Wirtschaften, die nicht rein im Denken von Markt und Staat verhaftet ist. Dabei fragt sie grundlegend nach den Bedingungen der Möglichkeiten, wie eine solche Sprachfähigkeit zu erlangen ist. Wie kann wissenschaftliche Reflexion tatsächlich zur sozialen Teilhabe und nicht allein zu einer distanziert-mitleidlosen Beobachtung befähigen? Wie kann sie das Zwischenmenschliche als schöpferischen Ort sichtbar machen, der allen wettbewerblichen Aktivitäten zugrunde liegt? Wie lassen sich darauf aufbauend die Bedeutungen etwa von Vertrauen und wechselseitigem Respekt zum Ausdruck bringen?

    Im zweiten Schritt gilt es zu klären, wie der ökonomische Mainstream die Ökonomien des Gemeinsamen aus unserem Wahrnehmungsfokus verbannt. Warum trifft auf diesen Mainstream insgesamt zu, was Friedrich
    A. Hayek einmal über sich selbst gesagt hat: „Ich muss gestehen, […] dass ich nicht sozial denken kann, denn ich weiß nicht, was das heißt“? Warum verstehen wir im Rahmen der Theorien und Modelle des ökonomischen Mainstreams das soziale Zusammenwirken nicht, blenden es aus oder bekämpfen es gar? Welche Folgen hat es, wenn diese Theorien unsere Meinungen und Haltungen zu den Ökonomien des Gemeinsamen unbemerkt prägen? Diesen Fragen – welche nicht zuletzt Elinor Ostrom, die Wirtschaftsnobelpreisträgerin von 2009, eindringlich stellt – wird die Herbstakademie wissenschaftstheoretisch und –geschichtlich nachgehen.

    Im dritten Schritt geht es um die Frage, wie wir die Ökonomien des Gemeinsamen aktiv stärken können. Wie können wir sie inmitten einer Wettbewerbswirtschaft fördern, ohne sie dabei einer ihnen fremden Logik zu unterwerfen und damit unter der Hand zu zerstören? Welcher Fähigkeiten bedürfen Gemeinschaften, um sich selbst zu organisieren und zu kooperieren? Wie kann ökonomische Bildung diese fördern? Wie muss sie hier zukünftig gestaltet sein? Gerade in diesem dritten Schritt bindet die Herbstakademie Personen, Organisationen und soziale Bewegungen in den Dialog ein, die sich in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft für die Ökonomien des Gemeinsamen einsetzen.

    Die Herbstakademie setzt nicht nur thematisch neue Akzente in der ökonomischen Bildungslandschaft. Sie beschreitet auch im Bezug auf die Form der akademischen Lehre innovative Wege. Jenseits „freier“ Bildungsmärkte und erstarrter Lehrbuchwissenschaft sucht sie Räume für jene Erneuerung des Denkens und Handelns zu öffnen, welche die Ökonomien des Gemeinsamen erst möglich machen. Hierfür begründet sie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft für neun Tage eine Werkstatt vereinten Nachdenkens. In ihr wird Wissen nicht abstrakt vermittelt, sondern im Dialog und Erfahrungsaustausch transformiert. Dozenten aus Forschung und Praxis geben in Impulsvorlesungen Anregungen, sich neu im ökonomischen Denken zu orientieren. Im Rahmen von Präsentationen, Workshops und Diskussionsrunden vertiefen Studierende und Dozenten gemeinsam einzelne Themen. In einem Abendprogramm (Vorträge, Filmvorführungen, Workshops, o.ä.), wird die Öffentlichkeit in den Dialog einbezogen.

    VERANSTALTER
    • Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
    Fachbereich Bildungswissenschaft, Institut für philosophische und ästhetische Bildung:
    Prof. Dr. Silja Graupe (Juniorprofessur für Philosophie und Wirtschaft)
    Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Lehrstuhl für Ökonomie und Gesellschaft:
    Prof. Dr. Steffen Koolmann
    • Kueser Akademie für europäische Geistesgeschichte: Prof. Dr. Harald Schwaetzer
    • Right Livelihood College – College des „Alternativen Nobelpreises“ (RLC) /
    Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Bonn

    ARBEITSSPRACHEN
    Deutsch und Englisch

    VERANSTALTUNGSORT
    Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Campus II, Alfter bei Bonn
    Right Livelihood College – College des „Alternativen Nobelpreises“ (RLC) / Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Bonn


    PROGRAMM
    Vorlesungen und Seminare mit Professoren aus Philosophie, Ökonomie und Wirtschaftsethik sowie Workshops, Diskussionsrunden etc. mit
    Vertretern von Stiftungen, Unternehmen und sozial-ökologischen Projekten, darunter Träger des „Alternativen Nobelpreises“.

    TEILNEHMER
    Die Teilnehmerzahl ist auf 70 Studierende begrenzt. Teilnehmen können Studierende der Wirtschaftswissenschaften sowohl im Bachelor als auch im Masterstudium. Zudem können sich Studierende anderer Fächer (ebenfalls BA und MA) mit Interesse an ökonomischen und bildungspolitischen Fragestellungen bewerben. Bei einer zu erwartenden Überbuchung der Akademie werden Teilnehmer seitens der Veranstalter ausgewählt.

    KOSTEN
    Die Kosten der Herbstakademie betragen 50,– Euro für Studierende, die nicht an der Alanus Hochschule eingeschrieben sind. Anreise, Unterkunft und Verpflegung müssen selbst organisiert und finanziert werden. In begründeten Ausnahmefällen versuchen wir, Studierende mit einem Stipendium zu unterstützen. Studentische Initiativen der Alanus Hochschule bemühen sich um günstige Übernachtungsmöglichkeiten für eine möglichst große Zahl externer Teilnehmer.

    BEWERBUNG
    Bitte senden Sie Ihre Bewerbung (auf Deutsch), die ein Motivationsschreiben sowie Angaben zu Person, Studienfach, Semesterzahl und Kontaktdaten umfassen sollte, an: E-mail.

    BEWERBUNGSSCHLUSS IST DER 30. JUNI 2012 // ZU- ODER ABSAGEN WERDEN BIS ZUM 15. JULI 2012 VERSCHICKT

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