[:de]Schwester Veronika Fricke osf hat sich in ihrer Diplomarbeit mit den Grundlagen nachhaltigen Investments und dessen  Anwendung auf dem Markt der Microfinance Investment Vehicles (MIVs) beschäftigt. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Hauptnutzen der Mikrofinanzierung nicht in einer erkennbaren Armutsreduktion zu sehen ist, sondern vielmehr eine Angleichung der Liquiditätsbedarfs der armen Haushalte heraus zu stellen ist.

In unserer Reihe “Die Zukunftsforscher – Junge Wissenschaftler forschen zur Nachhaltigkeit” stellen wir monatlich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Arbeiten vor.



© Sr. Veronika Fricke osf
© Sr. Veronika Fricke osf

Porträt: Sr. Veronika Fricke osf

Mikrofinanzierung als Anlageklasse für nachhaltiges und ethisches Investment

Diplomarbeit, 2010

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg



Bonn Sustainability Portal: Liebe Sr. Veronika, mit welchem Thema haben Sie sich in Ihrer Diplomarbeit beschäftigt?

Sr. Veronika:Die im Februar 2010 vorgelegte Diplomarbeit widmete sich der Frage, inwieweit Kapitalanlagen in Mikrofinanzierung nachhaltig sind.

Mikrofinanzierung ist durch die Nachfrage nach eher kleinen Kapitalbeträgen auf der Soll- wie der Habenseite mit kurzen Laufzeiten, i.d.R. unter einem Jahr, gekennzeichnet. Unter dem Begriff sind verschiedene Finanzprodukte für Kleinstunternehmen und Haushalte mit Niedrigeinkommen subsummiert.

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Abb.1: Armutspyramide und Zugang zu Finanzdienstleistungen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: van den Brock, 2008, S. 29.

Mikrofinanzierung ist 2006 durch M. Yunus bekannt geworden, als er für sein Engagement in Bangladesch den Friedensnobelpreis erhielt. Aber nicht nur M. Yunus entfaltete diese Idee, sondern zeitgleich entwickelten sich Mikrofinanzinstitutionen (MFIs) in Lateinamerika, die den Ärmsten der Armen durch kleinste Kredite halfen, sich selbständig zu machen und so ihren eigenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Nach und nach bildeten sich neben den Mikrokrediten weitere Mikrofinanzprodukte heraus.

Weltweit ergab sich im Laufe der Jahre ein immer höherer Kapitalbedarf, der nicht mehr alleine durch Entwicklungsförderungsgesellschaften und Entwicklungsbanken bzw. durch das Spendensammeln von NGOs zu decken war.

Die Privatwirtschaft wurde Anfang 2000 als potentieller Kapitalgeber entdeckt und für Investments gewonnen. Dadurch entstanden entsprechende Investmentfonds und verschiedenste Banken und Investmentgesellschaften engagierten sich in dem vermeintlich lukrativen, neuen Markt.

Welches ist die für Sie neueste Erkenntnis?

Es gibt nicht nur eine neue Erkenntnis zu dem Thema, sondern einige interessante Informationen, die sicher auch die Leser erstaunen werden:

1. Gemäß der Armutspyramide (vgl. Abb. 1) kann man eine Pyramide der Mikrofinanzinstitutionen darstellen, die entsprechend unterschiedliche Refinanzierungsmöglichkeiten haben, analog der Menschen, die Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen. (vgl. die nachfolgende Abb.2)

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Abb.2: Kategorisierung der Mikrofinanzinstitute
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Incofin, 2009, Folie 9; Meehan, 2004, S.3.

1. Der Hauptnutzen der Mikrofinanzierung ist nicht in einer erkennbaren Armutsreduktion zu sehen. Zumindest lässt sich dies bislang wissenschaftlich nicht nachweisen. Als wesentliche Wirkung kann jedoch eine Angleichung des Liquiditätsbedarfs der armen Haushalte herausgestellt werden.

2. Es besteht ein Überschuldungsrisiko der Mikrofinanz-Kunden, beispielsweise durch die Vergabe von mehreren Krediten an eine Person. Als erste Maßnahme gegen diese Gefahr hat CGAP (Consultative Group to Assist the Poor) die sogenannten Client Protection Principles (vgl. Tab. 1) entwickelt und die MFIs gebeten, diese Prinzipien anzuerkennen.

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Tab.1: Client Protection Principles
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: CGAP, The Client Protection Principles in Microfinance, 2009, 15.12.2009; Forster, Lahaye und McKee, September 2009, S. 2.

Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Entwicklung weiterer Angebote über die klassischen Mikrokredite hinaus einer möglichen Überschuldung der MFI-Kunden entgegenwirkt. Zusätzliche Produkte sind Mikroversicherungen, Mikrosparpläne oder Geldtransferleistungen.

Der Bereich der MFIs ist weltweit groß und heterogen. Ein Engagement in MFIs erfordert eine qualifizierte Marktkenntnis, um eine umfassende Beurteilung der Chancen und Risiken in allen Dimensionen eines nachhaltigen Investments vornehmen zu können.

Welchen praktischen Nutzen hat Ihre Arbeit?

1. Die Arbeit stellt die Grundlagen nachhaltigen Investments und dessen Anwendung auf dem Markt der Microfinance Investment Vehicles (MIVs), zu Deutsch der Mikrofinanz-Anlagenformen, bzw. der Mikrofinanzprodukte in den Entwicklungsländern dar.

2. Die Arbeit bietet Entscheidungshilfen an für ein Investment in Mikrofinanzierung bzw. sensibilisiert für die richtigen Fragen bei Angeboten von ethischen / nachhaltigen Kapitalanlagen.

3. Die Arbeit verdeutlicht die Anforderungen an die einzelnen Akteure der Wertschöpfungskette der Mikrofinanzierung, um ein nachhaltiges Investmentprodukt zu entwickeln bzw. zu fördern.

Was sollte Ihrer Ansicht nach optimiert werden?

1. Es bedarf weiterer ordnungspolitischer Maßnahmen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, reicht die gesetzliche Verankerung der derzeitig vorrangig ökonomisch ausgerichteten Aspekte nicht aus. Weitere Regelungen, die die sozialen und ökologischen Dimensionen stärker aufgreifen, sind notwendig, um eine umfassende Nachhaltigkeit in Unternehmensprozesse entsprechend eines Business Case zu integrieren. Dabei bedeutet Business Case, dass Unternehmen davon ausgehen, dass ihr Engagement in Corporate Social Responsability (CSR) direkt oder indirekt ihren zukünftigen Unternehmenserfolg positiv beeinflusst. Damit eine höhere Verträglichkeit zwischen ökonomisch ausgerichtetem und CSR orientiertem Handeln erreicht werden kann, sind alle gesellschaftlichen Kräfte aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und sich entsprechend zu verhalten. Dies gilt für Unternehmen, Konsumenten, die Politik sowie für alle, die meinungsbildend agieren.

2. Investoren haben nach wie vor Hürden zu überwinden, um die für sie richtigen Investmentangebote zu erkennen, da bei der Beurteilung der Investmentgesellschaften eine Vielzahl von CSR-Ratings die Nachhaltigkeit dieser Unternehmen beurteilt. Es ist wünschenswert, ähnlich den ökonomischen Ratings, eine Standardisierung der Beurteilungen, der Ergebnisse sowie der Ratingsystemen zu entwickeln.

3. Nachdem die ökonomische Nachhaltigkeit der MFIs für Investoren schnell bedeutsam war, richtet sich das Augenmerk derzeit deutlich auf die Social Performance der MFIs, um Finanzmittel dorthin lenken zu können, wo ein positives Ergebnis in Bezug auf eine Armutsreduktion in den Entwicklungs- und Transformationsländern wahrgenommen wird. Die dritte Dimension der Nachhaltigkeit, die Ökologie, darf darüber nicht aus dem Blick verloren werden und stellt eine Herausforderung der Zukunft dar.

Wo besteht weiterer Forschungsbedarf?

1. Für Investoren, Manager von MIVs sowie für die MFIs selber erscheint es äußerst hilfreich, sowohl die ökonomischen Ergebnisse, als auch die sozialen Wirkungen der Dienstleistungen für die Mikrofinanz-Kunden zu messen und darüber zu berichten. Die Entwicklung entsprechender Instrumente und die Angebote spezieller Ratings haben erfreulicherweise in den letzten Jahren zugenommen. Sie bedürfen jedoch einer weiteren Entfaltung, insbesondere in Bezug auf eine mögliche Standardisierung und damit einhergehend einer Vergleichbarkeit der MFIs.

2. Es sind einige grundlegende Werte ethischer Orientierung auszumachen, die global konsensfähig sind. Diese haben im betriebswirtschaftlichen Rahmen jedoch noch eine deutliche Entfaltungskraft für weiterführende Untersuchungen und praxisorientierte Umsetzungen. (Vgl. z.B. Weltethos-Initiative von H. Küng)

3. Inwieweit Mikrofinanzierung einen Weg aus der absoluten Armut darstellt, bedarf einer Langzeitbeobachtung. Dazu können nach ca. 30 Jahren der praktischen Anwendung noch keine wissenschaftlich haltbaren Aussagen getroffen werden.

Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?

Ich versuche in meinem Lebensstil als Franziskanerin, sprich einer katholischen Ordensfrau, die sich am Vorbild des hl. Franziskus von Assisi orientiert, meine materiellen Ansprüche immer wieder zu hinterfragen und an den Lebensbedingungen derer zu orientieren, die weniger haben als ich. Wie Franziskus möchte ich nicht nur meine Mitmenschen als Brüder und Schwestern verstehen, sondern mich auch solidarisch mit meiner Umwelt verhalten. Mein Sinnhorizont ermöglicht es mir zufrieden zu leben, ohne die verlockenden Angebote der modernen Wohlstandsgesellschaft haben zu wollen und dem „immer größer, höher, schneller, …“ nachzujagen.

Konkret heißt das, dass ich ohne persönliches Eigentum auskomme, mein Leben einfach zu gestalten versuche, mit den Energieressourcen möglichst sparsam umgehe und unnötige Energieverschwendung vermeide.

Da ich von dieser Art zu leben überzeugt bin und sie mich von vielen anderen Dingen befreit, lade ich die Menschen in meiner Umgebung immer wieder gerne ein, ähnliches auszuprobieren und mit weniger zufrieden leben zu können.

Sr. Veronika Fricke osf wurde für ihre Diplomarbeit mit dem Studienpreis 2010 der GIZ und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ausgezeichnet. Die Diplomarbeit ist als Buch erhältlich.

Bitte kontaktieren Sie uns hier, um mit der Autorin in Kontakt zu treten oder um einen Auszug der Arbeit zu erhalten.

[:en]Schwester Veronika Fricke osf hat sich in ihrer Diplomarbeit mit den Grundlagen nachhaltigen Investments und dessen  Anwendung auf dem Markt der Microfinance Investment Vehicles (MIVs) beschäftigt. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Hauptnutzen der Mikrofinanzierung nicht in einer erkennbaren Armutsreduktion zu sehen ist, sondern vielmehr eine Angleichung der Liquiditätsbedarfs der armen Haushalte heraus zu stellen ist.

In unserer Reihe “Die Zukunftsforscher – Junge Wissenschaftler forschen zur Nachhaltigkeit” stellen wir monatlich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Arbeiten vor.



© Sr. Veronika Fricke osf
© Sr. Veronika Fricke osf

Porträt: Sr. Veronika Fricke osf

Mikrofinanzierung als Anlageklasse für nachhaltiges und ethisches Investment

Diplomarbeit, 2010

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg



Bonn Sustainability Portal: Liebe Sr. Veronika, mit welchem Thema haben Sie sich in Ihrer Diplomarbeit beschäftigt?

Sr. Veronika:Die im Februar 2010 vorgelegte Diplomarbeit widmete sich der Frage, inwieweit Kapitalanlagen in Mikrofinanzierung nachhaltig sind.

Mikrofinanzierung ist durch die Nachfrage nach eher kleinen Kapitalbeträgen auf der Soll- wie der Habenseite mit kurzen Laufzeiten, i.d.R. unter einem Jahr, gekennzeichnet. Unter dem Begriff sind verschiedene Finanzprodukte für Kleinstunternehmen und Haushalte mit Niedrigeinkommen subsummiert.

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Abb.1: Armutspyramide und Zugang zu Finanzdienstleistungen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: van den Brock, 2008, S. 29.

Mikrofinanzierung ist 2006 durch M. Yunus bekannt geworden, als er für sein Engagement in Bangladesch den Friedensnobelpreis erhielt. Aber nicht nur M. Yunus entfaltete diese Idee, sondern zeitgleich entwickelten sich Mikrofinanzinstitutionen (MFIs) in Lateinamerika, die den Ärmsten der Armen durch kleinste Kredite halfen, sich selbständig zu machen und so ihren eigenen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Nach und nach bildeten sich neben den Mikrokrediten weitere Mikrofinanzprodukte heraus.

Weltweit ergab sich im Laufe der Jahre ein immer höherer Kapitalbedarf, der nicht mehr alleine durch Entwicklungsförderungsgesellschaften und Entwicklungsbanken bzw. durch das Spendensammeln von NGOs zu decken war.

Die Privatwirtschaft wurde Anfang 2000 als potentieller Kapitalgeber entdeckt und für Investments gewonnen. Dadurch entstanden entsprechende Investmentfonds und verschiedenste Banken und Investmentgesellschaften engagierten sich in dem vermeintlich lukrativen, neuen Markt.

Welches ist die für Sie neueste Erkenntnis?

Es gibt nicht nur eine neue Erkenntnis zu dem Thema, sondern einige interessante Informationen, die sicher auch die Leser erstaunen werden:

1.       Gemäß der Armutspyramide (vgl. Abb. 1) kann man eine Pyramide der Mikrofinanzinstitutionen darstellen, die entsprechend unterschiedliche Refinanzierungsmöglichkeiten haben, analog der Menschen, die Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen. (vgl. die nachfolgende Abb.2)

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Abb.2: Kategorisierung der Mikrofinanzinstitute
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Incofin, 2009, Folie 9; Meehan, 2004, S.3.

1.       Der Hauptnutzen der Mikrofinanzierung ist nicht in einer erkennbaren Armutsreduktion zu sehen. Zumindest lässt sich dies bislang wissenschaftlich nicht nachweisen. Als wesentliche Wirkung kann jedoch eine Angleichung des Liquiditätsbedarfs der armen Haushalte herausgestellt werden.

2.       Es besteht ein Überschuldungsrisiko der Mikrofinanz-Kunden, beispielsweise durch die Vergabe von mehreren Krediten an eine Person. Als erste Maßnahme gegen diese Gefahr hat CGAP (Consultative Group to Assist the Poor) die sogenannten Client Protection Principles (vgl. Tab. 1) entwickelt und die MFIs gebeten, diese Prinzipien anzuerkennen.

Fricke3
Tab.1: Client Protection Principles
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: CGAP, The Client Protection Principles in Microfinance, 2009, 15.12.2009; Forster, Lahaye und McKee, September 2009, S. 2.

Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Entwicklung weiterer Angebote über die klassischen Mikrokredite hinaus einer möglichen Überschuldung der MFI-Kunden entgegenwirkt. Zusätzliche Produkte sind Mikroversicherungen, Mikrosparpläne oder Geldtransferleistungen.

Der Bereich der MFIs ist weltweit groß und heterogen. Ein Engagement in MFIs erfordert eine qualifizierte Marktkenntnis, um eine umfassende Beurteilung der Chancen und Risiken in allen Dimensionen eines nachhaltigen Investments vornehmen zu können.

Welchen praktischen Nutzen hat Ihre Arbeit?

1.       Die Arbeit stellt die Grundlagen nachhaltigen Investments und dessen  Anwendung auf dem Markt der Microfinance Investment Vehicles (MIVs), zu Deutsch der Mikrofinanz-Anlagenformen, bzw. der Mikrofinanzprodukte in den Entwicklungsländern dar.

2.       Die Arbeit bietet Entscheidungshilfen an für ein Investment in Mikrofinanzierung bzw. sensibilisiert für die richtigen Fragen bei Angeboten von ethischen / nachhaltigen Kapitalanlagen.

3.       Die Arbeit verdeutlicht die Anforderungen an die einzelnen Akteure der Wertschöpfungskette der Mikrofinanzierung, um ein nachhaltiges Investmentprodukt zu entwickeln bzw. zu fördern.

Was sollte Ihrer Ansicht nach optimiert werden?

1.       Es bedarf weiterer ordnungspolitischer Maßnahmen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, reicht die gesetzliche Verankerung der derzeitig vorrangig ökonomisch ausgerichteten Aspekte nicht aus. Weitere Regelungen, die die sozialen und ökologischen Dimensionen stärker aufgreifen, sind notwendig, um eine umfassende Nachhaltigkeit in Unternehmensprozesse entsprechend eines Business Case zu integrieren. Dabei bedeutet Business Case, dass Unternehmen davon ausgehen, dass ihr Engagement in Corporate Social Responsability (CSR) direkt oder indirekt ihren zukünftigen Unternehmenserfolg positiv beeinflusst. Damit eine höhere Verträglichkeit zwischen ökonomisch ausgerichtetem und CSR orientiertem Handeln erreicht werden kann, sind alle gesellschaftlichen Kräfte aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und sich entsprechend zu verhalten. Dies gilt für Unternehmen, Konsumenten, die Politik sowie für alle, die meinungsbildend agieren.

2.       Investoren haben nach wie vor Hürden zu überwinden, um die für sie richtigen Investmentangebote zu erkennen, da bei der Beurteilung der Investmentgesellschaften eine Vielzahl von CSR-Ratings die Nachhaltigkeit dieser Unternehmen beurteilt. Es ist wünschenswert, ähnlich den ökonomischen Ratings, eine Standardisierung der Beurteilungen, der Ergebnisse sowie der  Ratingsystemen zu entwickeln.

3.       Nachdem die ökonomische Nachhaltigkeit der MFIs für Investoren schnell bedeutsam war, richtet sich das Augenmerk derzeit deutlich auf die Social Performance der MFIs, um Finanzmittel dorthin lenken zu können, wo ein positives Ergebnis in Bezug auf eine Armutsreduktion in den Entwicklungs- und Transformationsländern wahrgenommen wird. Die dritte Dimension der Nachhaltigkeit, die Ökologie, darf darüber nicht aus dem Blick verloren werden und stellt eine Herausforderung der Zukunft dar.

Wo besteht weiterer Forschungsbedarf?

1.       Für Investoren, Manager von MIVs sowie für die MFIs selber erscheint es äußerst hilfreich, sowohl die ökonomischen Ergebnisse, als auch die sozialen Wirkungen der Dienstleistungen für die Mikrofinanz-Kunden zu messen und darüber zu berichten. Die Entwicklung entsprechender Instrumente und die Angebote spezieller Ratings haben erfreulicherweise in den letzten Jahren zugenommen. Sie bedürfen jedoch einer weiteren Entfaltung, insbesondere in Bezug auf eine mögliche Standardisierung und damit einhergehend einer Vergleichbarkeit der MFIs.

2.       Es sind einige grundlegende Werte ethischer Orientierung auszumachen, die global konsensfähig sind. Diese haben im betriebswirtschaftlichen Rahmen jedoch noch eine deutliche Entfaltungskraft für weiterführende Untersuchungen und praxisorientierte Umsetzungen. (Vgl. z.B. Weltethos-Initiative von H. Küng)

3.       Inwieweit Mikrofinanzierung einen Weg aus der absoluten Armut darstellt, bedarf einer Langzeitbeobachtung. Dazu können nach ca. 30 Jahren der praktischen Anwendung noch keine wissenschaftlich haltbaren Aussagen getroffen werden.

Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?

Ich  versuche in meinem Lebensstil als Franziskanerin, sprich einer katholischen Ordensfrau, die sich am Vorbild des hl. Franziskus von Assisi orientiert, meine materiellen Ansprüche immer wieder zu hinterfragen und an den Lebensbedingungen derer zu orientieren, die weniger haben als ich. Wie Franziskus möchte ich nicht nur meine Mitmenschen als Brüder und Schwestern verstehen, sondern mich auch solidarisch mit meiner Umwelt verhalten. Mein Sinnhorizont ermöglicht es mir zufrieden zu leben, ohne die verlockenden Angebote der modernen Wohlstandsgesellschaft haben zu wollen und dem „immer größer, höher, schneller, …“ nachzujagen.

Konkret heißt das, dass ich ohne persönliches Eigentum auskomme, mein Leben einfach zu gestalten versuche, mit den Energieressourcen möglichst sparsam umgehe und unnötige Energieverschwendung vermeide.

Da ich von dieser Art zu leben überzeugt bin und sie mich von  vielen anderen Dingen befreit, lade ich die Menschen in meiner Umgebung immer wieder gerne ein, ähnliches auszuprobieren und mit weniger zufrieden leben zu können.

Sr. Veronika Fricke osf wurde für ihre Diplomarbeit mit dem Studienpreis 2010 der GIZ und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ausgezeichnet. Die Diplomarbeit ist als Buch erhältlich.

Bitte kontaktieren Sie uns hier, um mit der Autorin in Kontakt zu treten oder um einen Auszug der Arbeit zu erhalten.

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