Christine Heger
© Christine Heger

Porträt: Christine Heger

Nachhaltigkeitsstrategien als Wettbewerbsvorteil am Beispiel eines Druckfarbenherstellers

Diplomarbeit, 2009

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg



Bonn Sustainability Portal: Liebe Frau Heger, mit welchem Thema haben Sie sich in Ihrer Abschlussarbeit beschäftigt?

Christine Hegers: Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie eine Nachhaltigkeitsstrategie in Unternehmen aufgebaut sein sollte, um sowohl in ökologischer und sozialer, als auch in ökonomischer Hinsicht erfolgreich zu sein. Um für das globale Unternehmen Musterwerk Druckfarben AG (Name geändert) diese Fragestellung beantworten zu können, wurde eine umfangreiche empirische Erhebung unter den Kunden des Unternehmens durchgeführt. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Studie, und unter Berücksichtigung der theoretischen Fundierungen der Nachhaltigen Entwicklung, wurde im Folgenden eine abteilungs- und funktionsübergreifende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt.

Welches ist die für Sie erstaunlichste Erkenntnis ihrer Forschung?

Wirtschaftliches Potential von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen wird häufig eher dem Endkundenbereich unterstellt. Die Ergebnisse der Arbeit konnten hingegen zeigen, dass auch im B2B (Business-to-business) Geschäft eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu einem Wettbewerbsfaktor geworden ist. Die Implementierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen wird von Unternehmen häufig als Zukunftssicherung gesehen und aus eigenem Antrieb durchgeführt. Dies widerspricht der häufig von Öffentlichkeit und Medien vertretenen Meinung, die Einführung von Nachhaltigkeits- und Umweltschutzmaßnahmen sei ein reiner Pull-Effekt, d.h. Unternehmen wären aufgrund externer Trends und Vorgaben zum Handeln gezwungen.

In der Verpackungsbranche hat Nachhaltigkeit bereits einen hohen Stellenwert erreicht, die Bedeutung der Thematik wird noch zunehmen. Dabei wird der unternehmerische Beitrag zur Sicherstellung einer langfristig tragfähigen Entwicklung nicht nur als soziale und ökologische Verantwortung gesehen, sondern darüber hinaus auch als Möglichkeit zur Kostensenkung und Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten.

Welchen praktischen Nutzen hat Ihre Arbeit?

Der praktische Nutzen und die Umsetzbarkeit der Ergebnisse waren durch die Kooperation mit einem privatwirtschaftlichen Unternehmen von vornherein ein essentielles Ziel der Arbeit. Um wissenschaftliche Forschung und wirtschaftliche Realität sinnvoll zu verknüpfen, wurde eine dreistufige Herangehensweise gewählt. Auf Basis von

1. wissenschaftlichen Theorien zur Nachhaltigen Entwicklung,

2. einer Analyse der Verpackungsbranche und

3. den Ergebnissen einer unternehmensspezifischen Kundenumfrage

wurde die Nachhaltigkeitsstrategie ausgearbeitet. Diese wird vom Kooperationsunternehmen bis heute verfolgt und umgesetzt.

Wo besteht Ihrer Meinung nach weiterer Forschungsbedarf?

Die theoretische Fundierung der Nachhaltigkeit ist in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen angesiedelt. Nachhaltige Entwicklung ist ein Thema der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft, der naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Chemie, Physik und Biologie und nicht zuletzt der Betriebswirtschaftslehre. Hier ist die Forschung allerdings noch nicht auf Augenhöhe der realen Bedürfnisse angekommen. Aus diesem Grund mangelt es nicht nur an einer einheitlichen Definition und Abgrenzung des Begriffs. Eine Konkretisierung betriebswirtschaftlicher Ansätze und Instrumente zur Umsetzung einer unternehmerischen Nachhaltigkeit hat ebenfalls bisher kaum stattgefunden, hier besteht ein deutlicher Nachholbedarf. Die Arbeit konnte insbesondere zeigen, dass die betriebliche Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und die systematische Durchführung zielgerichteter Maßnahmen zum Aufbau eines langfristigen Wettbewerbsvorteils beitragen können. Die Herausforderung „Nachhaltige Entwicklung“ kann von Unternehmen in eine Chance verwandelt werden. Hierfür muss sowohl in universitäre, als auch in privatwirtschaftliche Nachhaltigkeitsforschung investiert werden.

Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?

Privat versuche ich darauf zu achten Lebensmittel zu kaufen, die aus ökologischer Landwirtschaft kommen. Fleisch essen wir kaum und wenn, dann definitiv nur „bio“!

Im Beruf ist es mir wichtig meine Entscheidungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu prüfen und das Thema in verschiedenen möglichen Bereichen des Arbeitsalltags einzubringen.

Frau Heger wurde mit dem Studienpreis 2009 der GIZ und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ausgezeichnet.

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