Klima-Bildung: Bonner Studierende denken Hochschule neu – Empfehlungen für fächerübergreifende Lehre und Lernen an Unis jetzt veröffentlicht

Fridays for Future hat das Thema Klimawandel auf die Straße gebracht – doch wie sieht eine Hochschulbildung aus, die Studierende fächerübergreifend dazu befähigt, zur Bewältigung des Klimawandels beizutragen? Bonner Studierende haben gemeinsam Empfehlungen entwickelt und jetzt veröffentlicht – im Rahmen des Projektes „KlimaWandel – Learning for Future“ von Wissenschaftsladen Bonn in Kooperation mit der Universität Bonn. Das Projekt wurde von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.

Veranstaltungsangebot durchgehen, Kurs auswählen, dann den Lehrplan im Semester bearbeiten – so oder so ähnlich läuft das Studium häufig. Nicht so im Seminar des Projektes „KlimaWandel – Learning for Future“ von Wissenschaftsladen Bonn in Kooperation mit der Universität Bonn. Hier haben Studierende aus acht verschiedenen Fachrichtungen von der Universität Bonn und der Hochschule Bonn Rhein-Sieg ihr eigenes Bildungsprogramm über zwei Semester entwickelt – zum hochkomplexen Thema Klimawandel. Den Empfehlungskatalog der Studierenden und weitere Bildungsmaterialien haben die Projektpartner*innen jetzt veröffentlicht.

Klima-Hochschulbildung braucht Freiräume – fürs Experimentieren und Scheitern

„Ich habe noch nie in einer universitären Veranstaltung so viele Freiräume bekommen und konnte mich gleichzeitig in so vielen Feldern kreativ ausprobieren und auch tätig werden“,so die Rückmeldung einer Studierenden. Dieses Ausprobieren zeigte sich im Projekt u. a. in den vielen Aktivitäten, die die Studierenden im Projekt umgesetzt haben: Ein eigenes Peer-to-Peer-Bildungsmodul, eine interaktive Klima-Kompetenzkarte, die „bereist“ werden kann, Podcasts, Podien, Instagram – die Studierenden gingen das Thema „Was will ich wie mit anderen lernen, um zur Bewältigung des Klimawandels beitragen zu können?” in verschiedenen Arbeitsgruppen auf ihre Weise an. Aus dieser Erfahrung heraus empfehlen sie: Eine Hochschulbildung, die dem so wichtigen und umfassenden Thema Klimawandel gerecht wird, braucht diese Freiräume fürs Lernen, fürs Ausprobieren, auch um herausfinden können, was die Einzelnen motiviert, was sie brauchen, um zu handeln.

Zukunftskompetenzen: Fachwissen und weit mehr

Mit diesen Empfehlungen reiht sich das Seminar in die Erkenntnisse ein, die sich unter dem Namen „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) immer mehr im Bildungsbereich durchsetzen. Die Erkenntnis hier: Um vom reinen Fachwissen in ein nachhaltigeres Handeln zu kommen, braucht es buchstäblich eigene Berührungspunkte – und weitere „Zukunftskompetenzen“ wie die Fähigkeit, mit Konflikten oder verschiedenen Blickwinkeln auf die Klimaerhitzung umzugehen. Diese Kompetenzen haben die Studierenden an verschiedensten Stellen immer wieder geübt und unter Beweis gestellt – zum Beispiel bei den insgesamt sechs Podiumsdiskussionen mit Bildungs-Expert*innen innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs. „Wir freuen uns sehr, dass mit dem Projekt „KlimaWandel – Learning for Future“ Erkenntnisse aus der Bildung für Nachhaltige Entwicklung so umfangreich in eine Lehrveranstaltung integriert werden konnten. Damit hat dieses Vorhaben einen Modellcharakter an dem sich andere Hochschulen orientieren können “, sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die neben diesem Projekt viele weitere Projekte zu BNE in Nordrhein-Westfalen fördert.

Nachhaltigkeit und Klima gehören ins Zentrum der Hochschullehre

Dass dieses Projekt ausgerechnet in Bonn an den Start gegangen ist, ist übrigens kein Zufall. Die Universität Bonn hat als eine der ersten in Deutschland ein Prorektorat für Nachhaltigkeit gegründet und im letzten Jahr mit Vertreter*innen aus Verwaltung, Lehre und Studierendenschaft ein Nachhaltigkeits-Leitbild entwickelt. Prorektorin für Nachhaltigkeit Annette Scheersoi: „Im Leitbild haben wir festgelegt, dass wir Nachhaltigkeit umfassend in allen Bereichen der Hochschule verankern wollen – in der Forschung, im Betrieb, aber auch in der Hochschullehre. In diesem Zusammenhang entwickeln wir gerade neue Lehr- und Lernaktivitäten, damit die Studierenden sich zukünftig viel mehr und vor allem aber auch praxisnah mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen können.“   

Inspiration für Nachahmung und weitere Aktivitäten

In diesem Sinne verstehen die Projektpartner WILA Bonn und Universität Bonn die jetzt veröffentlichten Empfehlungen, das Seminar „KlimaWandel – Learning for Future” und weiteres Bildungsmaterial als Impuls dafür, wie sich so zentrale Herausforderungen wie der Klimawandel, aber auch Nachhaltigkeitsthemen wie nachhaltigerer Konsum oder der Schutz von Artenvielfalt fächerübergreifend und praxisnah in die Hochschule hineintragen lassen. „Wir möchten weiter daran arbeiten, dass Wissenschaft und Studierende zur Lösung ganz konkreter Herausforderungen vor Ort beitragen können. Wir freuen uns daher darauf, uns hierzu weiter zu vernetzen und gemeinsam mit anderen Lösungen für den Hochschulbereich zu erproben“, so Projektleiterin Brigitte Peter, Geschäftsführerin des Wissenschaftsladen (WILA) Bonn. In der Zwischenzeit können Interessierte alle Empfehlungen, Podcasts, Aufzeichnungen der Podiumsdiskussionen schon einmal auf der Website einsehen. Und auch für Studierende des Seminars geht es im Frühjahr 2023 direkt weiter – sie probieren ihr im Seminar entwickeltes Peer-to-Peer-Bildungsmodul dann zum ersten Mal in der Praxis aus.

Über das Projekt

Das Projekt „KlimaWandel – Learning for Future“ wurde von Wissenschaftsladen Bonn und Universität Bonn durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt, das Podcasts, Podien sowie Workshops umfasst und in Empfehlungen für neue Hochschulbildung mündet, von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.