Heute, am 28. Juli haben wir alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die uns die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann. Drei Bereiche nehmen eine besondere Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, das Datum wieder nach hinten zu verschieben.
Wenn wir weitermachen wie bisher brauchen wir 1,75 Erden. Lag der Overshoot Day (dt. Erdüberlastungstag) in den 1980er Jahren noch im November bis Oktober, ist er – bis auf die Pandemie-bedingte Anpassung in 2020 – in den letzten Jahren immer Ende Juli gewesen. Wir sind also erst knapp über der Jahreshälfte und leben schon auf Pump.
Es ist vor allem der globale Norden, der mehr Ressourcen verbraucht als die Erde uns zur Verfügung stellen kann. Der deutsche Erdüberlastungstag fiel dieses Jahr zum Beispiel auf den 4. Mai.
Martina Schaub, Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde sieht nicht nur die Bürger*innen in der Pflicht: „Der nötige Wandel muss durch eine Stärkung und Durchsetzung von Umweltregulierungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene begleitet werden. Wir brauchen einen starken politischen und gesetzlichen Rahmen.“
An diese Hebel müssen wir ran
Die Klimakrise, der Verlust an Biodiversität und unsere Ernährung spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, durch einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen das Datum des Earth Overshoot Day nach hinten zu schieben.
Ob durch Waldbrände, Überflutungen oder Hitzerekorde: Die Folgen der Klimakrise sind inzwischen auch in Europa deutlich spürbar. Wenn wir Autofahrten weltweit um 50 Prozent reduzieren würden, und zum Beispiel ein Drittel durch öffentliche Verkehrsmittel und den Rest durch Radfahren oder zu Fuß gehen ersetzen, würde sich der Earth Overshoot Day um 13 Tage nach hinten verschieben.
Wir stecken mitten in einer Biodiversitätskrise: Inzwischen sind rund eine Millionen Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht und die kürzlich veröffentlichte Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wurde wieder um etliche gefährdete Arten ergänzt.
Unsere Ernährung steht ebenfalls weit oben, wenn es um nicht nachhaltigen Ressourcenverbrauch geht. Wenn wir 50 Prozent des weltweiten Fleischkonsums durch pflanzliche Ersatzstoffe ersetzen würden, würden wir den Earth Overshoot Day um sieben Tage verschieben, allein durch den geringeren CO2-Ausstoß und die geringere Landnutzung – durch die Reduzierung des Methanausstoßes kämen weitere 10 Tage dazu.
Virtueller Flächenimport made by Germany
Mit unseren Ernährungsgewohnheiten nutzen wir Deutschen jährlich etwa 18,3 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche für unseren Nahrungsmittelkonsum. Den Großteil des erforderlichen Flächenbedarfs für unsere Ernährung, 11,7 Millionen Hektar bzw. 64 Prozent decken wir über Flächen aus dem Ausland ab, mit steigender Tendenz. Solche virtuellen Flächenimporte sorgen genauso für einen immensen Verbrauch an Ressourcen wie unsere Lebensmittelverschwendung: Weltweit werden laut der FAO rund 1,3 Milliarden Tonnen essbare Lebensmittel unnötigerweise weggeworfen.
„Wir müssen weg davon, dass wir durch unseren Konsum Land in Anspruch nehmen, für das Tropenwald zerstört wird. Eine Ernährung, die pflanzliche Produkte in den Vordergrund stellt und tierische Produkte nur in einem geringen Maße nutzt, kann dazu einen großen Beitrag leisten.“
Aktiv werden
Wir müssen jetzt aktiv werden, um den Earth Overshoot Day wieder Schritt für Schritt an das Ende des Kalenderjahres zu bringen. Neben alltagsnahen Tipps wie „weniger Fleisch essen“ oder „lokal und Bio-Zutaten nehmen statt Fertiggerichte mit Palmöl“ sind es auch EU-weite Kampagnen wie die Together4Forests-Kampagne, die sich für entwaldungsfreie Lieferketten einsetzen: www.oroverde.de/together4forests