[:en]D + C: Ban solar geoengineering[:de]E+Z: Solares Geoengineering ächten[:]

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To mitigate global heating, this technology is being proposed as an option. The big problem is that it is impossible to assess what risks global application would lead to.

In January, 16 scholars published an open letter to governments around the world, asking them to ban solar geoengineering at planetary scale. I too have signed the appeal, and will elaborate the reasons here.

Global solar geoengineering aims at reducing incoming sunlight on Earth in order to mitigate global warming. The most prominent proposal is to inject the stratosphere with aerosols. Put simply, we would dim the sun a bit. Proponents say this is necessary because greenhouse gas emissions are not being reduced fast enough.

It would be wrong, however, to try to get a grip on the climate crisis by using a technology that incurs even bigger technological, political and ethical risks. We simply do not know the efficacy, the impacts and risks of solar geoengineering technologies applied at planetary scale. Nobody can tell what they would mean for regional weather, for sunshine, wind and precipitation. Equally unpredictable are the consequences for food and water supply (see Sundus Saleemi on our D+C/E+Z platform). It is indeed extremely difficult to assess whether these technologies will deliver the desired results and what the undesired side effects might be. Even related experiments are risky.

Moreover, relying on untested technologies could suggest that we still have plenty of time to transition away from fossil fuels. We do not. We must decarbonise economies and make them environmentally sustainable fast (see contribution by Hans Dembowski on our D+C/E+Z platform).

Given that so much remains unknown, decisions are needed at a global level concerning places, methods, intensity (aspired degree of cooling) and duration of global solar geoengineering interventions. Decisions regarding liability for potential damages and losses are equally required. All countries and all communities who might be affected would have to be involved in international deliberations.

In many low-income countries, the climate crisis is already harming. Most likely, rural communities’ livelihoods would be further depleted by unforeseen or uncontrollable impacts of global solar geoengineering. This is why indigenous communities have vehemently opposed related experiments in Sweden – and prevailed.

As low-income countries would be particularly at risk, they should be in control. Unfortunately, the countries that are in a position to use the technology are unlikely to give them much say – especially as they hope to buy time for decarbonisation.

Legitimate decisions on global solar geoengineering do not only require knowledge we lack and the acquisition of which is dangerous. They also require democratic global governance. The rights of future generations and living organisms in general must be considered. After all, impacts of solar geoengineering may threaten the survival of various species, very much including humans.

There actually is a considerable risk of governance failure because, even at planetary scale, solar geoengineering would not be expensive. Application would thus not depend on much international cooperation.

For these reasons, we argue that this technology should be banned. There should be no further research and development and no patents. Nor should global solar geoengineering figure in international agreements or national climate policies. The open letter is addressed to national governments and the UN, but others can act responsibly too. Research funders can stop funding research on global solar geoengineering technologies. Private philanthropies, universities, think tanks, civil-society groups, business lobbies and local governments can endorse our appeal. Of course, individual citizens are welcome too.

Link
Call for an international non-use agreement on solar geoengineering – plus option for signing it:
https://www.solargeoeng.org/take-action

Imme Scholz is the deputy director of the German Development Institute (DIE) and will soon move on to become co-president of the Heinrich Böll Foundation, which is close to the Green party.
imme.scholz@die-gdi.de

Source: Entwicklung und Zusammenarbeit[:de]

Die Technologie ist im Gespräch, um die Erderwärmung zu bekämpfen. In globalem Maßstab angewandt, sind ihre Risiken allerdings nicht absehbar.

Im Januar 2022 riefen 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem offenen Brief Regierungen weltweit dazu auf, solares Geoengineering, das auf planetarer Ebene ansetzt, zu ächten. Ich habe aus guten Gründen diesen Aufruf ebenfalls unterschrieben.

Globales solares Geoengineering soll die Sonneneinstrahlung insgesamt verringern, um die globale Erhitzung zu bremsen. Der bekannteste Vorschlag lautet, Aerosole in die Stratosphäre einzubringen und die Erde damit vereinfacht gesagt etwas zu verdunkeln. Verfechter sagen, das sei nötig, da die Minderung von Treibhausgasemissionen zu langsam vorankomme.

Zur Abwehr der Gefahren der Klimakrise sollte die Menschheit aber nicht noch viel größere technologische, politische und ethische Risiken eingehen. Aerosole in dieser Atmosphärenschicht hätten unabsehbare globale Auswirkungen. Niemand weiß, was das für das regionale Wetter, für Sonneneinstrahlung, Winde und Niederschläge bedeutet und welche Folgen dies für unsere Versorgung mit Wasser und Nahrung hätte (siehe hierzu auch Sundus Saleemi auf unserer E+Z/D+C-Plattform). Es ist schwer, Risiken und Wirksamkeit von solarem Geoengineering vor der Anwendung abzuschätzen. Aus unserer Sicht bergen selbst Experimente zu Forschungszwecken ein hohes Risiko. Zudem würde die Anwendung dieser Technologie dem Argument Vorschub leisten, sich mit dem Umbau der Gesellschaft für ein postfossiles und umweltverträgliches Zeitalter noch Zeit zu lassen (siehe hierzu auch den Blogpost von Hans Dembowski auf unserer E+Z/D+C-Plattform).

Aufgrund der großen Unsicherheiten bräuchte es globale Willensbildungsprozesse hinsichtlich der Orte, der Art und Dauer des Einsatzes, des Ausmaßes der angestrebten Abkühlung und der Haftung für möglicherweise entstehende Schäden. In solche Entscheidungen müssten alle betroffenen Länder und die dort lebenden Menschen einbezogen werden. In vielen Ländern mit geringem Einkommen ist die Landwirtschaft bereits jetzt besonders anfällig für Klimafolgen. Voraussichtlich wäre die Landbevölkerung dort von unvorhergesehenen oder unkontrollierbaren Auswirkungen des solaren Geoengineerings existenziell betroffen. Aus diesem Grund haben sich etwa in Schweden indigene Bevölkerungsgruppen massiv gegen ein derartiges Experiment gewehrt und es schließlich verhindert.

Da Länder mit niedrigem Einkommen potenziell besonders betroffen wären, sollten sie das Recht haben, solares Geoengineering zu kontrollieren. Doch andere Länder, die den Einsatz dieser Technologie ermöglichen könnten, würden das wohl kaum zulassen – insbesondere, wenn sie sich so Zeit für die eigene Dekarbonisierung erkaufen möchten.

Für eine legitime Entscheidung über den Einsatz von solarem Geoengineering bräuchte es also nicht nur mehr Wissen, dessen Erwerb riskant ist. Es bräuchte auch demokratisch kontrollierte globale Institutionen, die in der Lage sind, getroffene Entscheidungen durchzusetzen. Überdies müssten auch die Rechte künftiger Generationen und anderer Lebewesen berücksichtigt werden. Denn die negativen Auswirkungen würden nicht nur die Überlebenschancen von Menschen, sondern auch von anderen Arten betreffen. Da solares Geoengineering, das auf planetarer Ebene wirken soll, nicht besonders teuer ist, erfordert es aus technischer Sicht keine umfangreiche internationale Zusammenarbeit und könnte von Ländern oder Ländergruppen auch gegen den Willen anderer eingesetzt werden. Es besteht also das grundlegende Risiko, dass der Einsatz dieser Technologie eigentlich unregierbar ist.

Aus diesen Gründen halten wir es für angebracht, solares Geoengineering, das auf planetarer Ebene ansetzt, weltweit zu ächten – als Technologie in Forschung und Patentierung sowie als politische Option in internationalen Abkommen oder in nationalen Klimaplänen. Unser Appell richtet sich vor allem an Regierungen und die UN. Aber auch andere können mitmachen: Geldgeber können die Technologie von der Liste förderungswürdiger Aktivitäten streichen, Stiftungen können sich dem Aufruf anschließen, ebenso Universitäten, Forschungsinstitute, zivilgesellschaftliche Organisationen und Verbände, Kommunen sowie einzelne Bürgerinnen und Bürger.

Link
Petition zur Ächtung von solarem Geoengineering – plus Unterschriftensammlung_
https://www.solargeoeng.org/take-action

Imme Scholz ist stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik und wechselt demnächst in den Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.
imme.scholz@die-gdi.de

Quelle: Entwicklung und Zusammenarbeit[:]