Für eine maximale Wirksamkeit seiner Forschungsergebnisse zur Bewältigung der globalen Biodiversitätskrise setzt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) auf einen engen Austausch mit der Gesellschaft und nutzt dafür auch innovative, multimediale Instrumente.
Die neu aus dem Leibniz-IZW ausgegründete Plattform „Keep Nature Alive” (www.keepnaturealive.de) setzt diesen Weg konsequent fort: „Keep Nature Alive” verbindet digitale Kommunikation und Crowdfunding und zielt auf diese Weise darauf ab, lebendige und engagierte Communities für Projekte an der Schnittstelle von Forschung und Umweltschutz zu etablieren. Zudem soll die Plattform kommunikationswissenschaftlich begleitet werden – als erste ihrer Art.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek setzt sich schon lange für eine zukunftsgerichtete Wissenschaftskommunikation ein, die eine Positionierung der Wissenschaft in der Mitte der Gesellschaft zum Ziel hat. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) umzusetzende Strategie zur Wissenschaftskommunikation (formuliert in einem Grundsatzpapier von 2019) betont die hohe gesellschaftliche Relevanz der Wissenschaftskommunikation und benennt Dialogorientierung, Allgemeinverständlichkeit sowie Vertrauensbildung in die Wissenschaft als bedeutende Parameter für dessen Qualität. Um diese Art von Wissensaustausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen und zu fördern, sieht sich auch das Leibniz-IZW in der Pflicht, vielfältige und effiziente Instrumente zu entwickeln. Insbesondere digitale Tools zur Plattform-Kommunikation sind dazu geeignet, niederschwellige und reichweitenstarke Kommunikation mit hohem Interaktionsgrad anzuregen.
Mit der Ausgründung von „Keep Nature Alive” trägt das Leibniz-IZW diesen Zielen Rechnung. Die Plattform unterstützt nationale und internationale Projekte, die sich dafür einsetzen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, und die negativen Auswirkungen des Menschen auf Natur und Klima zu reduzieren. Dabei arbeitet die Plattform in enger Kooperation mit dem Leibniz-IZW und weiteren Forschungseinrichtungen und Institutionen zusammen. Zugleich wird auf der Plattform eine Gemeinschaft von Interessierten und Unterstützer:innen aufgebaut, die direkt mit den Initiator:innen der geförderten Projekten in kommunikativen Austausch treten können. Mithilfe der Plattform lernen Untersützer:innen aus erster Hand etwas über die Arbeit von Naturschutzforschung und deren positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Die Plattform hält Nutzer:innen über die unterstützten Projekte auf dem Laufenden, organisiert Online-Treffen mit Projektwissenschaftler:innen und ermöglicht zukünftig eventuell Aufenthalte und Vor-Ort-Termine bei den Projekten. Dies gibt den Nutzer:innen wertvolle Einblicke in die Arbeit der Projekte und bringt Wissenschaft und Gesellschaft in engen Austausch.
Keep Nature Alive ist die erste Kommunikations- und Crowdfunding-Plattform, die kommunikationswissenschaftlich begleitet werden soll. Um zukünftig Erkenntnisse über die Kommunikation mit verschiedenen Adressaten zu gewinnen und ausgewählte Kommunikationsinstrumente für Wissenschaftler:innen zu verbessern, soll u.a. eine internationale Kommunikations- und Crowdfunding-Kampagne zum BMBF-geförderten BioRescue-Projekt (www.biorescue.org) für die sozialen Medien entwickelt und kommunikationswissenschaftlich begleitet werden. BioRescue ist ein Artenschutzforschungsprojekt zum Erhalt des Nördlichen Breitmaulnashorns. Die geplante Kampagne wird eine Weiterentwicklung der 2014 stattgefundenen „Ice Bucket Challenge” sein. Diese sehr erfolgreiche amerikanische Kampagne machte weltweit auf die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam und warb wesentliche Drittmittel für die Forschung ein. Ziel der Begleitforschung von Keep Nature Alive wird es sein, Charakteristika von Nutzergruppen und Nutzerverhalten aus verschiedenen Ländern sowie Kommunikationswege und Funktionsprozesse von viralen Kampagnen zu untersuchen.
„Durch meine 20-jährige Kommunikationstätigkeit in der Naturschutzforschung am Leibniz-IZW habe ich tiefe Einblicke in aktuelle und zukünftige Herausforderungen für den Erhalt von Biodiversität gewonnen. Während dieser Zeit habe ich aus erster Hand erfahren, wie wichtig es ist, erlangtes, evidenzbasiertes Wissen fachgerecht zu vermitteln. Dadurch können Forschungsergebnisse maximal wirksam werden und zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen nachhaltig beitragen. Darüber hinaus habe ich auch den hohen Bedarf an Forschungsgeldern gesehen, den Naturforschungsprojekte zusätzlich zu staatlichen Förderstrukturen benötigen. Daher kann unsere neue Kommunikations- und Crowdfunding-Plattform „Keep Nature Alive” hier einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung von neuen Synergien leisten”, erklärt Steven Seet, Gründer der Plattform und Leiter der Wissenschaftskommunikation am Leibniz-IZW.
„Nur was man kennt und zu schätzen weiß, schützt man. Aus diesem Grund haben wir „Keep Nature Alive” so konzipiert, dass es mehr ist als eine Naturschutzkasse oder eine Mautstation für unseren Planeten – unser Ziel ist es, durch Kommunikation und vielseitige Interaktionen zu informieren, zu engagieren und zu motivieren. Wenn wir das Bewusstsein für die aktuellen Umweltherausforderungen schärfen, Wissen über mögliche Lösungen verbreiten und Unterstützer:innen mit Wissenschaftler:innen und Naturschützer:innen in Kontakt bringen, können wir unsere Welt zum Besseren verändern”, sagt Jan Zwilling, Mitbegründer von Keep Nature Alive.
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Unterabteilung Nachhaltigkeit; Zukunftsvorsorge, 15.11.2021