Die BACKUP Initiative der GIZ unterstützt afrikanische Länder dabei, Bildung für alle zu ermöglichen – und geht neue Wege. Seit der Corona-Pandemie ist das notwendiger denn je.
Bildung ist ein Grundrecht – und doch besuchen 260 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit keine Schule. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2020, vor der Corona-Krise. Die Pandemie hat die Lage noch verschärft, besonders Afrika ist von Schulschließungen und Unterrichtsausfall betroffen. Die Hauptprobleme sind Armut und Lücken in der Bildungsfinanzierung: In vielen afrikanischen Ländern fehlt das Geld, um guten, kostenlosen oder gar digitalen Schulunterricht für alle anzubieten. Es gibt zu wenige gut ausgebildete Lehrer*innen, viele öffentliche Schulgebäude sind marode und technische Hilfsmittel wie Taschenrechner oder Computer sind Mangelware.
Das Problem ist nicht neu. Bereits seit 2011 unterstützt das Programm „Deutsche BACKUP Initiative – Bildung in Afrika“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH daher afrikanische Länder dabei, internationale Fördergelder zu beantragen und ihre Bildungssysteme zu verbessern.
Eine wichtige Rolle für die Bildungsfinanzierung in Afrika spielt die Globale Bildungspartnerschaft (Global Partnership for Education, GPE): Das Bündnis ist gleichzeitig der größte internationale Fonds für Grundbildung. Regierungen von mehr als 65 Entwicklungs- und Schwellenländern und rund 20 Geberländern gehören ihr genauso an wie internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und die Privatwirtschaft. Seit ihrer Gründung 2002 hat GPE den Partnerländern fast fünf Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt und 160 Millionen Kindern Zugang zu hochwertiger Bildung ermöglicht.
Für die Beantragung von Bildungsmitteln braucht es Know-how
Entwicklungs- und Schwellenländer können Mittel für Bildung aus dem Fonds beantragen, allerdings ist die Bewerbung anspruchsvoll: Die Länder müssen eine nationale Bildungsstrategie vorlegen, dazu eine Reihe von Analysen und Umsetzungsplänen. Dafür braucht es Fachwissen, das bei den Regierungen oft nicht ausreichend vorhanden ist. Sind die Mittel genehmigt, benötigen viele Länder zudem Beratung bei der Umsetzung der Bildungsprojekte.
Hier kommt die BACKUP Initiative ins Spiel: Sie unterstützt afrikanische Länder dabei, Gelder aus dem GPE-Fonds zu beantragen und Bildungsprojekte erfolgreich umzusetzen – mit Fachberatung, kurzfristiger finanzieller Unterstützung und internationalen Netzwerken. Auftraggeber ist das Bundesentwicklungsministerium (BMZ). Bis Ende 2020 hat die BACKUP Initiative rund 225 landesweite und regionale Maßnahmen in insgesamt 40 afrikanischen Ländern gefördert. Das Besondere: Aktiv wird die BACKUP Initiative ausschließlich auf Anfrage der Länder. So stellt das Programm sicher, dass die Unterstützung genau dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Mit einer Stimme sprechen
Das GIZ-Programm will die Bildungsplanung zusammen mit den afrikanischen Partnern gestalten und verbessern: „Wir verstehen uns als Innovationswerkstatt“, sagt Ronja Hölzer, die die BACKUP Initiative bei der GIZ leitet. „Gemeinsam mit den Partnern haben wir Pionierarbeit geleistet und viele neue Dinge ausprobiert – die oft so gut funktionierten, dass andere Länder sie übernommen haben.“
Die Programmleiterin erinnert sich zum Beispiel noch gut daran, wie die BACKUP Initiative die Demokratische Republik Kongo 2014 bei ihrer jährlichen Bestandsaufnahme zur Umsetzung ihrer nationalen Bildungsstrategie unterstützt hat. „Die Bestandsaufnahme sollte konsultativ mit vielen Partnern, darunter NGOs und Entwicklungsorganisationen, durchgeführt werden und war sehr wichtig für den Erhalt weiterer Fördergelder von GPE“, erzählt sie. „Die Regierung hatte so etwas in dieser Größenordnung noch nie gemacht, also haben wir ihr einen erfahrenen Berater zur Seite gestellt, der bei der Vorbereitung, Moderation der Workshops und bei der Erstellung guter Berichte geholfen hat.“ GPE konnte damit weitere Mittel bewilligen und Kongo seinen Bildungsplan weiter umsetzen. Das Vorgehen ist bis heute Vorbild für andere Länder.
Die BACKUP Initiative hat auch dazu beigetragen, dass sich die afrikanischen Mitgliedsländer der GPE besser untereinander abstimmen und bei wichtigen Gremienentscheidungen mit einer Stimme sprechen. Vorher hatte so ein Austausch nicht stattgefunden. „Wir haben vor wichtigen GPE-Sitzungen Treffen organisiert und den afrikanischen Ländern damit geholfen, ihre Interessen innerhalb von GPE effektiver zu vertreten und ihren Einfluss zu vergrößern“, erinnert sich Hölzer. Das war so erfolgreich, dass diese Vorbereitungstreffen seither standardmäßig stattfinden – organisiert und finanziert von GPE, für alle Mitgliedsländer des Globalen Südens.
Die Zivilgesellschaft als „kritischer Freund“
Die BACKUP Initiative unterstützt aber nicht nur Bildungsministerien, sondern auch die Zivilgesellschaft. „Es ist wichtig, NGOs im Bildungsbereich als ‚kritischen Freund‘, also als Korrektiv der Regierungen, in nationale Bildungsprozesse miteinzubeziehen und zu stärken“, sagt Ronja Hölzer.
Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit der Globalen Bildungskampagne (Global Campaign for Education, GCE), einem Dachverband von Bildungs-NGOs weltweit. Die BACKUP Initiative hat GCE dabei unterstützt, zahlreichen afrikanischen Bildungs-NGOs eine starke Stimme zu geben und sie für Verhandlungen mit den Regierungen fit zu machen.
„Mit Unterstützung der GIZ haben wir Online-Kurse für NGOs entwickelt“, erzählt GCE-Leiter Grant Kasowanjete. „Sie lernen dort alles über Bildungsfinanzierung und Advocacy-Arbeit: Wie baust du Beziehungen zur Regierung auf und wie pflegst du sie?“ Außerdem haben GCE und GIZ digitale Monitoringsysteme entwickelt, mit denen sich Bildungsetats überprüfen lassen. So können die NGOs nachverfolgen, wieviel die Regierungen tatsächlich für Bildung ausgeben – und ob sie sich an die Pläne halten.
Neuer Schwerpunkt: Digitalisierung der Bildung
Seit 2021 wird der fonds- und nachfragebasierte Ansatz der BACKUP Initiative weitergeführt – aufgrund der Corona-Pandemie jedoch mit neuem Schwerpunkt: Digitalisierung der Bildung in Afrika. Denn in vielen Regionen ist der digitale Wandel längst nicht so weit fortgeschritten, dass Online-Unterricht in Krisenzeiten möglich ist. Vor allem, weil die technische Infrastruktur fehlt: Internet, Mobilfunk, Radio, TV, manchmal sogar Strom.
Als weiterer Auftraggeber ist auch die Europäische Union (EU) mit an Bord des Vorhabens. Mit Unterstützung der EU und des BMZ hat die GIZ gemeinsam mit der belgischen Entwicklungsorganisation Enabel die neue #TeamEurope-Initiative ResiCOdi entwickelt. Ziel von ResiCOdi ist es die Bereiche Bildung und Gesundheit durch digitale Lösungen zu stärken und resilienter zu gestalten – auch mit Blick auf künftige Krisen. Enabel konzentriert sich dabei auf die Themen Gesundheit und Berufsbildung, die GIZ weiterhin auf Grundbildung. Acht afrikanische Länder und verschiedene lokale Partner, darunter Ministerien und NGOs, machen bei dieser neuen Initiative mit.
„Digitalisierung ist das Zukunftsthema, wenn es darum geht, Bildung für alle zu ermöglichen“, sagt Ronja Hölzer. Corona habe die Lage dramatisch verschärft und die Prioritäten verschoben. Dank der zehnjährigen Erfahrung habe die BACKUP Initiative schnell handeln können. „Wir helfen unseren Partnern nun dabei, ihre Bildungssysteme durch digitale Lösungen krisenfest zu machen und die Zukunftsperspektiven der Menschen zu verbessern.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), 11.11.2021