In dem Bemühen, die Corona-Pandemie einzudämmen und gleichzeitig die Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu minimieren, ist die „Systemrelevanz“ von Wissenschaft für politische Entscheidungsprozesse zuletzt immer deutlicher geworden. Südwind blickt im Jahr 2021 auf genau 30 Jahre Expertise in diesem Spannungsfeld zurück. Mit den entwicklungspolitischen Erfahrungen und Enttäuschungen der 1980er Jahre im Rücken wurde die Organisation im Jahr 1991 gegründet, um mit wirtschaftspolitischen Analysen aus der Perspektive global sozial Benachteiligter Veränderungen zu erreichen.
Auch 30 Jahre nach der Vereinsgründung prägen die weltweiten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen die Arbeit von Südwind. Die Strukturen, die heute die Lebensbedingungen vieler Menschen bestimmen, haben sich noch verschlechtert. Machtverhältnisse haben sich verschoben, die Welt hat so viele Krisen wie noch nie zu bewältigen, und soziale Spaltungen haben sich enorm verschärft.
Gleichzeitig aber ist unter anderem dank des Einsatzes von Südwind einiges in Bewegung geraten. So wird gegenwärtig über einen rechtlichen Rahmen wirtschaftlichen Handelns diskutiert, der ökologische und soziale Standards verbindlich regeln soll. Zunehmend ist das Wissen von Expertinnen und Experten gefordert, um die Standards zu definieren, Zusammenhänge klar zu benennen und daraus rechtliche wie politische Schlussfolgerungen zu ziehen.
„Wir bei Südwind sind weiterhin der Meinung, dass eine andere, eine gerechte Welt möglich ist“, sagt Dr. Ulrike Dufner, Geschäftsführerin bei Südwind. „Dafür arbeiten wir auf lokaler, regionaler, europäischer und globaler Ebene mit engagierten Akteuren, Gewerkschaften, Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und Bündnissen zusammen. Wir brauchen verbindliche Regelungen, die auch im Globalen Süden einklagbar und wirksam sind. Um diese zu erreichen, stehen wir beharrlich im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik.“
Oberbürgermeisterin Katja Dörner gratuliert Südwind zum runden Geburtstag und würdigt das Engagement der Organisation für mehr wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit: „Südwind liefert seit 30 Jahren fundierte Studien und entwicklungspolitische Analysen und zeigt auf, wie Verbraucherinnen und Verbraucher, Zivilgesellschaft, Politik und Unternehmen konkret zu einem weltwirtschaftlichen Wandel beitragen können. Als anerkannter Dialogexperte zählt Südwind zu den rund 150 Nichtregierungsorganisationen, die gemeinsam mit den Einrichtungen der Vereinten Nationen, Bundesbehörden, Wissenschaftsinstitutionen und Unternehmen den internationalen Standort Bonn bilden. Ihr Zusammenwirken und ihr Dialog zu den Fragen einer zukunftsfähigen menschenwürdigen Entwicklung macht Bonn zu einem der zentralen Orte, von dem aus Nachhaltigkeit gestaltet wird.“
Aktivitäten im Jubiläumsjahr
Das Jubiläumsjahr soll zum Anlass genommen werden, unter dem Slogan „Wissenschaf(f)t Gerechtigkeit“ an die gegenwärtigen Diskussionen um die Rolle von Wissenschaft in politischen Prozessen anzuknüpfen. Südwind will mit zahlreichen Aktivitäten Handlungsoptionen für eine Transformation in Richtung globaler Gerechtigkeit anbieten und die Bedeutung einer Wissenschaft hervorheben, die globale Gerechtigkeit im Blick hat.
Unter anderem ist eine Reihe von Online-Diskussionsveranstaltungen geplant. Passend zum Leitmotiv soll in diesen „Südwind-Salons“ eine Diskussion darüber stattfinden, inwiefern Wissenschaft für globale Gerechtigkeit relevant ist. Ziel ist es aufzuzeigen, welche Bedeutung Wissenschaft für unterschiedliche Akteure hat, aber auch zu diskutieren, wo sich wissenschaftliche Arbeit noch verbessern und besser nutzbare Erkenntnisse sammeln kann.
Anknüpfend an dieses Leitmotiv des Jubiläums hat Südwind auch einen Film veröffentlicht, der hier angeschaut werden kann: https://youtu.be/-gVNOiTkA78. Die Aktivitäten der Organisation im Jubiläumsjahr werden finanziell von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Stadt Bonn unterstützt Jahrespartner
Seit dem Jahr 2000 lädt die Stadt Bonn jedes Jahr eine in Bonn ansässige internationale Organisation zu einer Jahrespartnerschaft ein. Die Organisation hat die Möglichkeit, sich und ihre Themenfelder in einer Reihe von öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen zu präsentieren. Die Stadt unterstützt diese Veranstaltungen mit umfangreichen Serviceleistungen als Beitrag zu einer vertieften internationalen wie kommunalen Zusammenarbeit. Weitere Informationen unter www.bonn.de/jahrespartnerschaft.
Hintergrund Südwind
Südwind setzt sich für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit ein – weltweit. Die Organisation recherchiert, deckt ungerechte Strukturen auf, macht sie öffentlich und bietet Handlungsalternativen. Südwind verbindet entwicklungspolitische Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit und trägt seit 30 Jahren Forderungen in Kampagnen, Gesellschaft, Unternehmen und Politik. Weitere Informationen unter www.suedwind-institut.de.
Quelle: SÜDWIND e.V., 26.04.2021