KfW Research | Klimaneutral bis 2050: eine große Transformationsaufgabe für die deutsche Industrie

Das deutsche und europäische Ziel der Klimaneutralität macht einen Strukturwandel hin zu einer klimaneutralen Industrie in Deutschland bis 2050 erforderlich. Vorliegende Klimaschutzszenarien zeigen, dass die Transformation technisch möglich ist. Zentrale Bausteine sind die Verbesserung der Energieeffizienz, der Ausbau der Kreislaufwirtschaft, die Elektrifizierung auf Basis Erneuerbarer Energien, der Einsatz von Biomasse und grünem Wasserstoff sowie die CO2-Abscheidung und -Speicherung bzw. Nutzung. Die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität sind allerdings groß: Insbesondere in den Grundstoffindustrien wie Stahl und Chemie sind grundlegende Umstellungen der Produktionsprozesse notwendig und erfordern hohe Investitionen. Viele Schlüsseltechnologien zur Dekarbonisierung müssen noch im industriellen Maßstab skaliert werden. Für den klimagerechten Umbau der Industrie werden zudem große zusätzliche Mengen an Strom aus Erneuerbaren Energien sowie klimaneutraler Wasserstoff benötigt. Der dafür notwendige Infrastruktur- aufbau muss frühzeitig vorangetrieben werden.

Bis 2030 besteht ein hoher Reinvestitionsbedarf in der treibhausgasintensiven Grundstoffindustrie. Dieses Gelegenheitsfenster gilt es zu nutzen, um den notwendigen Strukturwandel Richtung Klimaneutralität voranzutreiben. Da viele Schlüsseltechnologien zur Dekarbonisierung der Industrie gegenwärtig deutliche Kostennachteile gegenüber den herkömmlichen fossilen Technologien aufweisen, bedarf es für deren Marktdurchdringung eine politische Rahmensetzung und wirtschaftliche Anreize. Neben einer kontinuierlichen Innovations- und Investitionsförderung ist vor allem ein verlässliches und ansteigendes CO2- Preissignal notwendig. Ein wirksamer Carbon-Leakage-Schutz insbesondere für energieintensive und im internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen ist für die Akzeptanz der Transformation essenziell.

Der klimagerechte Umbau der Wirtschaft bietet zugleich beträchtliche Chancen für zukünftige Wertschöpfung und Beschäftigung. Dies gilt insbesondere für den Export von klimafreundlichen Technologien, denn neben Europa bekennen sich immer mehr Industrieländer zur Klimaneutralität. Als zweitgrößter Exporteur von Klimaschutzgütern nach China hat Deutschland hier eine gute Ausgangsposition.

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Quelle: KfW Research, Anke Brüggemann, 03.03.2021