Das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist Projektpartner in dem bundesweiten Verbundforschungsvorhaben DINA, das sich mit den Auswirkungen auseinandersetzt, die die landwirtschaftliche Nutzung im Umkreis von Naturschutzgebieten auf Insekten hat.
Schlüsselbegriffe sind Landnutzung, Artenvielfalt, Naturschutzgebiete.
Die 2017 publizierte Krefelder Insektenstudie konnte überdeutlich zeigen, dass die sogenannte Fluginsekten-Biomasse einen drastischen Bestandseinbruch erlitt. Damit gelangte der Begriff der Biodiversität zunehmend ins öffentliche Bewusstsein und damit auch die Einsicht, die Artenvielfalt zu schützen, um sie zu erhalten.
Dieses Ziel lässt sich nur verfolgen, wenn zwei weitere Nöte der Gegenwart mitgesehen werden: der Klimaschutz und die Ernährungssicherung durch die Landwirtschaft. Diese drei miteinander verflochtenen Faktoren bilden das gemeinsame Fundament für jegliche zukünftige nachhaltige Landnutzung.
Der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt findet vor allem in der Agrarlandschaft statt. Um diesen Rückgang zu stoppen, ist eine solide Datengrundlage erforderlich: Im Rahmen des DINA-Projektes werden großflächig Daten zur Insektenvielfalt in und um 21 ausgewählte Naturschutzgebieten gesammelt. Die ausgewählten Naturschutzgebiete grenzen alle an landwirtschaftliche Nutzflächen. Es werden sogenannte Malaisefallen (Insektenfallen) verwendet und zudem werden die Insekten mit einem DNA-Metabarcoding- Ansatz identifiziert.
Aus den Erkenntnissen der Auswertungen von Einträgen der Pflanzenschutzmittel, der Vegetationsuntersuchungen, sogar von Baumrinden, sowie der geo-räumlichen und ökotoxikologischen Analysen tragen die Wissenschaftler zur Erforschung der möglichen Faktoren des Insektenrückgangs bei. Ziel ist, den Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung auf die Artenvielfalt der Insekten einzuschätzen. Möglichkeiten zum Schutz der Biodiversität durch Naturschutzgebiete werden abgeleitet.
Dieses wegweisende Forschungsprojekt beinhaltet nicht nur einen interdisziplinären, sondern auch einen transdisziplinären Dialogprozess. In letzterem werden alle gesellschaftlich relevanten Interessensgruppen wie auch Behörden, politische Vertreter und Landwirte eingebunden, um zu einem gemeinsamen Verständnis der notwendigen Erhaltungsziele zu kommen und entsprechende gemeinschaftliche Handlungswege zu gehen. Das Engagement dieser Stakeholder kombiniert mit wissenschaftlichen Ergebnissen münden in Form von evidenzbasierten Politikempfehlungen.
Mit sieben Projektpartnern und unter der Leitung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) begleitet das IZNE dieses Forschungsvorhaben zunächst mit einer Stakeholder-Analyse: Relevante Stakeholder-Gruppen werden identifiziert und ihre Belange bezüglich der Biodiversität in und um den ausgewählten Arealen verstanden.
Ebenfalls gewertet werden in wie weit sich Naturschutzgebietsverordnungen auf die Belange der Stakeholder auswirken. Darüber hinaus werden eine qualitative (bezogen auf die ausgewählten Projektgebiete) und eine quantitative Studie (geografisch bezogen auf deutschlandweite 100 Naturschutzgebiete) vom IZNE durchgeführt. Die qualitative Studie wird komplementiert durch einen semi-strukturierten Fragebogen, welcher an die identifizierten „Key-Stakeholder“ adressiert ist. Experteninterviews und Literaturrecherche runden den Projektteil des IZNE ab. In einem abschließenden partizipativen Prozess werden Richtlinien für ein integriertes Stakeholder-Management entwickelt. Dieses wird mit den Erkenntnisgewinnen der Projektpartnern in Handlungsstrategien integriert, um den weiteren Rückgang der Insektenvielfalt zu stoppen und um eine Optimierung der Naturschutzgebietsplanung und angrenzender Landnutzung zu erlangen.
Ausführlichere Informationen: Insektenschutz | DINA www.dina-insektenforschung.de (dina-insektenforschung.de) und Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen (DINA) | Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) (h-brs.de)
Quelle: Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS), Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), Angela Turck, 10.03.2021