GIZ | Weltfrauentag: Aufklärung über Frauenrechte in Afghanistan

In kleinen Schritten zu einem neuen Frauenbild. Wie afghanische Frauen ihre Rechte in der Gesellschaft durchsetzen.

Afghanische Frauen dabei unterstützen, ihre Rechte durchzusetzen und dabei nach und nach das gesellschaftliche Bewusstsein Afghanistans ändern – die „Gender Focal Points“ haben sich viel vorgenommen. Gender Focal Points, zu Deutsch etwa Ansprechpartnerinnen für Frauen und Mädchen, beraten hilfesuchende Frauen und Mädchen in ihren Gemeinden bei juristischen Fragen und klären sie über ihre Rechte auf. 119 dieser ehrenamtlichen Ansprechpartnerinnen sind in 115 Gemeinden im Norden Afghanistans tätig. Sie sind Afghaninnen und verstehen die kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse gut. Die Ansprechpartnerinnen unterstützen bei familiären Streitigkeiten, aber auch bei schweren Fällen wie häuslicher Gewalt, Zwangsehen und Vergewaltigung.

Frauenrechte stärken, auch während der Pandemie

Besonders während des Lockdowns nahm die Gewalt gegen Frauen in Afghanistan weiter zu. Da das soziale Leben eingeschränkt war, hatten Frauen noch weniger Möglichkeiten, Fälle anzuzeigen. Die Vertrauenspersonen versuchen deshalb auch während der Corona-Pandemie, Frauen und Mädchen zu erreichen. Allein im Dezember 2020 haben sie trotz erschwerter Bedingungen mehr als 440 Hilfsanfragen von Frauen betreut – sowohl durch persönliche Gespräche als auch per Telefon. So können sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Klientinnen beibehalten. Denn diese sind meist verunsichert und wissen oft nicht, an wen sie sich in Notlagen wenden können: „Die Situation für Frauen ist nicht einfach. Die meisten kennen ihre Rechte nicht. Ihre Familien, die Gesellschaft und auch sie selbst denken, dass ein Mädchen von Geburt an nur zu Hause hocken, heiraten und Kinder kriegen soll. Durch unsere Arbeit ändern wir diese Einstellung allmählich“, betont die Frauenrechtlerin Sakina Nejrabi. Das nötige Wissen erhalten die Gender Focal Points in Weiterbildungen und Workshops, die die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH organisiert. Zusätzlich sind die Frauen stets im Austausch mit lokalen Vertreter*innen des Frauenministeriums, juristischen Institutionen oder der Polizei. Nur wenn alle mit den Frauen und ihren Ansprechpartnerinnen kooperieren, können sie ihre Rechte in der Gesellschaft auch durchsetzen.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen war in dem zentralasiatischen Land bereits vor der Corona-Pandemie weit verbreitet: Laut Vereinten Nationen haben fast 90 Prozent der afghanischen Frauen in ihrem Leben mindestens eine Form von physischer, sexueller oder psychischer Gewalt erlebt. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und gemeinsam mit dem afghanischen Justizministerium fördert die GIZ seit 2003 die Rechtsstaatlichkeit im Land. Dazu gehört seit 2016 auch die Arbeit der lokalen Gender Focal Points.

Weitere Informationen

Quelle: Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), 05.03.2021