Zur “Europäischen Woche der Abfallvermeidung” hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner ein Eckpunktepapier vorgelegt, um Lebensmittelabfälle mit einer gesamtgesellschaftlichen Strategie zu reduzieren.
Die nationale “Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung” wird Länder, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucher einbeziehen. Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle zu verringern. So sehen es auch Koalitionsvertrag und die Agenda 2030 der Vereinten Nationen vor.
In Deutschland entstehen rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr, wobei rund 61 Prozent in den privaten Haushalten und je rund 17 Prozent von Industrie und Großverbrauchern verursacht werden. In privaten Haushalten werden pro Kopf und Jahr 55 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Werden diese Lebensmittelabfälle vermieden, könnten in Deutschland einer Studie zufolge pro Jahr rund 30 Milliarden Euro eingespart werden.
Handlungsfelder der Strategie gegen Lebensmittelabfälle
Angesichts der anfallenden Mengen an Lebensmittelabfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Deutschland, sind Maßnahmen an verschiedenen Stufen essentiell. Zunächst bedarf es verlässlicher Daten und verschiedener Indikatoren, um beurteilen zu können, ob die eingesetzten Maßnahmen wirksam sind. Es wird eine Plattform mit allen Interessensgruppen etabliert, um sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. In sektorbezogenen Runden Tischen werden mit den Lebensmittelunternehmen konkrete Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung festgelegt. Ein ressort- und länderübergreifendes Steuergremium aus Bund und Ländern identifiziert im Laufe des Prozesses Handlungsfelder und setzt gegebenenfalls neue Schwerpunkte.
Beispielsweise sollen Produktionsbetriebe verantwortungsvoll mit ihren Agrarrohstoffen umgehen und durch transparente und verbesserte Produktionsabläufe, Lebensmittelabfälle reduzieren. Das Problem der Lebensmittelverschwendung wird mehr und mehr Verbrauchern bewusst, sie sind bereits sensibilisiert. Im nächsten Schritt strebt die Strategie Verhaltensänderungen bei jedem einzelnen Verbraucher an. Dazu soll die bereits etablierte Initiative des Bundesernährungsministeriums (BMEL) “Zu gut für die Tonne!” ausgebaut werden. Insbesondere Soziale Medien spielen dabei künftig eine Rolle. Auch soll Ernährungsbildung in Ausbildungs- und Fortbildungsprogramme von Lebensmittelunternehmen und in den Schulunterricht integriert werden. Schließlich sieht die Strategie vor, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen – sei es durch transparente Datenerfassung über die Lebensmittel-Lieferketten oder durch intelligente Verpackungen. Konkret beabsichtigt das BMEL zum Beispiel im Rahmen seines Innovationsprogramms ein Projekt der Tafel Deutschland e.V. zu fördern, welches mit Hilfe der Digitalisierung das Abgabesystem zwischen Handel und Tafeln verbessern soll.
Umsetzungsstart der Strategie
Aus dem vorgelegten Eckpunktepapier wird nun gemeinsam mit Ländern und Verbänden die nationale Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung erarbeitet. Sie soll dem Kabinett zu Beginn 2019 vorgelegt werden. Die deutliche Reduzierung der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfordert gemeinsame Anstrengungen aller Akteure. Die Strategie gibt für diesen gesamtgesellschaftlichen Prozess den Rahmen vor und soll ab 2019 durch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Im Februar starten beispielsweise die Dialogforen in der Außer-Haus-Verpflegung, weitere werden bereits vorbereitet. Die erarbeiteten Zielvereinbarungen, Maßnahmen und Fortschritte werden dann auf der zentralen Plattform der Strategie www.lebensmittelwertschaetzen.de veröffentlicht.