Wie kann ich die Energie der Sonne selbst nutzen? Ist die Dachfläche meines Hauses dafür geeignet? Wann rechnet sich eine Photovoltaikanlage? Diese und viele andere Fragen stellten mehr als 60 Bonnerinnen und Bonner am 30. Mai auf dem Infoabend „Sonnenstrom – wie mach ich´s richtig?“ im Haus der Stadtwerke.
Bei dem virulenten Thema „Sonnenstrom – wie mach ich´s richtig?“ bewährte sich das bereits mehrfach erprobte Infoabend-Konzept der Bonner Energie Agentur (BEA) einmal mehr. In der ersten Stunde führen Schautafeln und Kurzvorträge in die Fragestellung ein. Danach nutzen die Bürgerinnen und Bürger zwei weitere Stunden lang die Gelegenheit, sich in Gruppengesprächen an sogenannten Thementischen beraten zu lassen.
Selten zuvor jedoch war das Interesse an einem Thema größer. Dafür nannte BEA-Geschäftsführerin Celia Schütze in ihrer Begrüßung zwei Gründe: „Bei der Photovoltaik tut sich technisch und preislich gerade einiges, zugleich wir in diesem Bereich in Bonn aktuell ein großes Bündel Angebote für die Beratung und Umsetzung.“ Außerdem habe der Gedanke, die Energie der Sonne gewinnbringend zu nutzen, in den letzten Jahren eine neue Zielrichtung erhalten. Schütze: „Die Einspeisung und Fremdvergütung des Sonnenstroms sind heute nicht mehr so interessant, im Vordergrund steht mittlerweile die Eigennutzung. Dadurch werden auch kleinere sowie Ost- und West-Dächer interessant.“
Energiewende in die eigenen Hände nehmen
BEA-Gebäudeenergieberater Lars Klitzke sorgte mit einer kompakten Präsentation der wichtigsten Basis-Infos für einen gelungenen Einstieg in die Materie. Die Vorzeichen für eine persönliche Energiewende seien ausgezeichnet: Die Sonne scheine endlos, die Technik sei vom Campingbus bis zur Internationalen Raumstation ISS alltagstauglich, die Preise hätten seit 2006 um 67 Prozent nachgelassen und Deutschland biete als Weltmarktführer für regenerative Energie alle Möglichkeiten der Nutzung. „Worauf es jetzt bei jedem Einzelnen ankommt, ist aus den gegebenen individuellen Voraussetzungen und den am Markt verfügbaren Komponenten ein kluges Stromgewinnungssystem mit dem höchsten Effizienzgrad zu konstruieren.“
Über die konkreten Nutzungswege für den eigenen Sonnenstrom sprach Stephan Herpertz, Energieberater der Verbraucherzentrale (VZ) NRW in Bonn. Interessierte sollten sich zunächst fragen: Wofür kann und möchte ich den selbst erzeugten Strom nutzen, was möchte ich ersetzen? Denn es mache für die Auslegung des Systems (Aufbau und Größe der Anlage, ggf. Stromspeicher) und für den wirtschaftlichen Gewinn einen Unterschied, ob man die Energie im Bereich des Haushaltsstroms, für das E-Auto oder für die Wärmepumpe nutzen möchte. In diesem Zusammenhang warb Herpertz für die VZ-Sonderaktion „Solarstromcheck“: Die begehrte Vor-Ort-Beratung gibt es mit Unterstützung von BEA und SWB Energie und Wasser bis zum 31. Juli 2018 für 30 € statt 60 €. Mehr Infos unter Tel. 0228 88683805 bei der VZ NRW (3,9 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, max. 42 Cent/Minute aus dem Mobilfunknetz).
Chancen und Risiken sind gut kalkulierbar
Von den Erfahrungen des regionalen Energieversorgers SWB Energie und Wasser mit Solarstromanlagen berichtete Energieeffizienzberater Christoph Caspary. Die Stadtwerke verfügten seit 2000 über eigene Anlagen und hätten in 18 Jahren Betriebsdauer keine elementare Schäden zu verzeichnen. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher könnten diese ausschließen, wenn sie auf seriöse Hersteller und Errichter achteten, sich für qualitätvolle Komponenten entschieden, Garantien für Module und Wechselrichter einforderten, eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung sicherstellten und einen Störungs- und Notfalldienst sowie Versicherungsschutz organisierten.
An eigenen Thementischen gaben BEA, VZ Bonn und SWB nach ihren Vorträgen dann weitere Informationen. Den Staffelstab bei SWB Energie und Wasser übernahm Energieberater Markus Dosch unter dem Motto „Die Alternative: Pachten statt kaufen“. Hauseigentümerinnen und -eigentümer, die nichts mit den Installations- und Betriebsvorgängen zu tun haben wollen, interessierten sich an diesem Tisch für das Solarstromprodukt BonnPlus PV. Dosch riet ihnen, sich hierfür bei den SWB ein individuelles Angebot einzuholen, wenn man ohne Invest, Aufwand und Risiko zum Energieerzeuger werden möchte.
Gebäudeeignung mit dem Solardachkataster prüfen
Die insgesamt sieben Beratungsinseln wurden vervollständigt durch Angebote von der EnergieAgentur NRW (Oliver Geissler zur E-Mobilität und der Kombination mit Stromspeichern oder Brennstoffzelle) und der Verbraucherzentrale NRW (Hans-Jürgen Kalb zur richtigen Anbieter- und Produktauswahl, zu steuerlichen und ordnungsrechtlichen Bezügen). Außerdem gab es zwei weitere ebenfalls dicht belagerte Tische. Zum einen war dies das Angebot „Das Bonner Solardachkataster“ der Stadt Bonn. Wie Wolfgang Faßbender den Infoabend-Gästen live demonstrierte, kann das neu programmierte Solardachkataster unter www.bonn.de/@solardachkataster einfach und kostenfrei genutzt werden. Eigentümerinnen und Eigentümer können hier in einer gebäudescharfen Kartendarstellung komfortabel feststellen, ob auch das eigene Haus für die Nutzung von Solarenergie in Frage kommt. Über die Wirtschaftlichkeit gibt ein Ertragsrechner erste Auskunft. Zum anderen berichtete Markus Bolle von der Elektro-Innung aus seiner Installationspraxis. In den Fragen seiner Tischbesucherinnen und -besucher ging es beispielsweise darum, wie man die Leistungsfähigkeit der PV-Anlage optimiert, damit sie selbst bei diffusem Licht, großer Hitze oder stellenweiser Beschattung noch bis zu 70 oder gar 80 Prozent des jährlichen Stromeigenbedarfs decken kann. Bolle wies auch auf die Monitoring-Möglichkeiten sowie auf die Einbindung in die Hausautomation (Smart Home) via PC, Smartphone oder Tablet hin. Ergänzt wurde das Angebot durch einen Infostand von EUROSOLAR. Der Verein mit Sitz in Bonn ist 2018 Jahrespartner der Stadt Bonn und setzt sich für eine schnelle und dezentrale Energiewende ein.
Gegen 20 Uhr ging im Haus der Stadtwerke (Theaterstraße 24) ein hochinformativer Abend zu Ende, zu dem trotz ausgeschöpfter Anmeldeliste noch weitere wissenshungrige Besucherinnen und Besucher strömten. Wer nicht teilnehmen konnte, kann die ganzjährigen Beratungsangebote in den Büros der BEA und der VZ NRW in der Stadthaus-Loggia sowie bei SWB Energie und Wasser im Servicecenter in der Welschnonnenstraße 4 nutzen.
Weitere Informationen: www.bonner-energie-agentur.de
Quelle: Mitteilung Bonner Energie Agentur e.V., 07.06.2018