FEMNET unterstützt Gewerkschaftsforderungen für einen höheren Mindestlohn
Fünf Jahre nach Rana Plaza wurden zahlreiche Sicherheitsrisiken in den Textilfabriken Bangladeschs beseitigt, doch Arbeitsbedingungen haben sich dadurch nicht verbessert. FEMNET fordert Unternehmen zur Unterzeichnung des weiterführenden Abkommens auf. Die Gewerkschafterin Kalpona Akter berichtet bei ihrem Besuch in Deutschland über aktuelle Entwicklungen.
Vor fünf Jahren schaute die Weltöffentlichkeit nach Bangladesch, als am 24. April 2013 beim katastrophalen Fabrikeinsturz von Rana Plaza über 1.100 Menschen getötet und tausende verletzt wurden. Lokale Gewerkschaften setzen seither ihren Kampf für würdige Arbeit und den Schutz ihrer Menschenrechte vehement fort. Seit Jahren fordern Gewerkschafter_innen eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns der derzeit 5.300 Taka beträgt (etwa 52 Euro). Sie verlangen eine Verdreifachung auf 16.000 Taka (etwa 157 Euro), damit die Bezahlung endlich die nötigsten Kosten zum Überleben deckt. Den Gewerkschafter_innen drohen für ihren Einsatz Entlassung, Schikane und Gewalt. Um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen, war der Abschluss des Accord-Abkommens für Brandschutz und Gebäudesicherheit in 2013 für sie ein wichtiger Meilenstein. Über 200 Hersteller haben das Abkommen unterschrieben, mehr als 1.600 ihrer Zuliefererfabriken mit über zwei Millionen Beschäftigten wurden seit 2013 inspiziert. Somit deckt das Abkommen fast die Hälfte aller Beschäftigten des Sektors ab. Von den über 130.000 Verstößen wurden etwa 84 Prozent korrigiert.
Dennoch bleibt viel zu tun: Mitarbeitende müssen stärker geschult und funktionierende Beschwerdemechanismen etabliert werden. Neben der Konfektionierung von Bekleidung soll das Nachfolgeabkommen, der sogenannte Transition Accord, auch die Produktion von Heimtextilien abdecken. Jedoch verweigern große Herstellerunternehmen wie der IKEA-Konzern bislang ihre Unterstützung. „Die Erfahrung von 2013 verdeutlicht ganz klar, dass die Forderungen der Gewerkschaften häufig erst durch internationalen Druck Beachtung finden. Damit die Hersteller sich zu ihrer Verantwortung für ihre Zulieferer bekennen, ist Transparenz ein wichtiger Faktor. Deshalb fordern wir die Offenlegung ihrer Lieferketten“ erklärt Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende der Frauenrechtsorganisation FEMNET. FEMNET ruft zur Solidarisierung mit den mutigen Gewerkschafter_innen auf und fordert von IKEA und allen betroffenen Unternehmen die Unterzeichnung des Transition Accords.
Ein Video mit Kalpona Akter (Aktivistin) sowie weitere Hintergrundinformationen finden Sie auf unserer Webseite: https://www.femnet-ev.de/index.php/themen/nachrichten-aus-bangladesch/nachrichten-aus-bangladesch.
Quelle: Pressemitteilung FEMNET e.V., 13.04.2018