[:en]Liebe Frau Janetscheck, Sie untersuchen am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) unter anderem wie die Umsetzung der Agenda 2030 am besten gelingen kann. Haben Sie schon eine Idee?

Hannah Janetschek: Am besten kann die Umsetzung gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen, um gemeinsam diese Herausforderung eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels zu vollziehen. Staatliche Akteure können steuern und Anreize setzen, um Verhalten zu ändern, sie können aber auch intern einen ressortübergreifenden Ansatz stärken. Die Wissenschaft kann durch gesellschaftspolitisch relevante Forschung Wissen produzieren, das informierte, politische Entscheidungsfindung möglich macht. Wissenschaft und Zivilgesellschaft werden immer stärker auch die Aufgabe haben, die Knackpunkte in der Umsetzung der Agenda 2030 wieKonflikte zwischen einigen Zielen, die sowohl Verlierer als auch Gewinner habenwerden zu identifizieren und zu kommunizieren.

Auch der Privatwirtschaft kommt eine wichtige Rolle zu, sowohl in der Bereitstellung von finanzieller Kapazitäten zur Erreichung der Agenda als auch im Anpassen der eigenen Produktionsstandards an die Kriterien nachhaltiger Entwicklung. Lego hat zum Beispiel vor einigen Tagen verkündet, künftig alle Legosteine aus Zuckerrohr produzieren zu wollen. Das ist natürlich eine gute Initiative, um dem Plastikmüll mit seinen Herausforderungen zu reduzieren. Bei der Umsetzung muss man schauen, wo und wie das Zuckerrohr angebaut wird, ob wir in diesen Gegenden ausreichend Boden- und Wasserressourcen haben und auch sicherstellen, dass das Mehr an Zuckerrohrproduktion nicht in Konkurrenz zu dringend notwendigen Lebensmitteln steht.

Abschließend kann natürlich jede/r einzelne durch die Anpassung des eigenen Konsums einen Beitrag leisten.

Ein anderer Ihrer Forschungsschwerpunkte ist die verantwortungsvolle Nutzung von z.B. Wasser oder Land.  Was kann jeder einzelne tun, um nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen?

Hannah Janetschek: Wir können alle im Kleinen etwas verändern, um zum großen Ganzen beizutragen. Es ist nicht egal, wie und was wir konsumieren. bei uns in Deutschland ist die Problematik von knappen Wasser- und Bodenressourcen im Alltag nicht so präsent wie in anderen Ländern. Da wir aber in einer globalisierten Welt leben, sind unsere Nahrungsmittel, Konsumgüter wie Kosmetika und auch Textilien mit Rohstoffen und Ressourcen verknüpft, die anderswo für die Ernährung der Bevölkerung fehlen. Ich selbst versuche das regelmäßig zu hinterfragen und nur Notwendiges zu konsumieren und vor allem auf die Qualität zu achten. Beim Kleider- und Kosmetikkauf sind mir Gütesiegel für faire und nachhaltige Produktionsbedingungen wichtig. Bei Lebensmitteln achte ich auf lokalen und nachhaltigen Anbau. Es geht mir nicht um eine völlige Einschränkung und Verzicht, aber man muss sich diese Fragen der Qualität und Menge des eigenen Konsums stellen.

Sie waren auch an der Entwicklung eines Online-Tools beteiligt, das mit ein paar Klicks die Zusammenhänge zwischen den nationalen Plänen für das Klimaabkommen und den Sustainable Development Goals (SDGs) der Agenda 2030 für jeden visualisiert. Wie kamen Sie auf diese Idee und wofür braucht man ein solches Tool?

Hannah Janetschek: Wir leben in einem digitalen, globalen Zeitalter, in dem die Masse an Informationen enorm ist und damit auch sehr unübersichtlich. Gleichzeitig beobachten wir, dass Staaten gemeinsam Verbesserung erreichen möchten. Da lag es für uns nah, mehr Transparenz herzustellen und diese Fülle an Informationen systematisch und einfach zugänglich aufzubereiten. Die Visualisierung der Dokumente im NDC-SDG Connections Tool ist in den vergangenen drei Monaten sehr positiv aufgenommen worden. Sowohl NGOs, Regierungsmitglieder als auch wissenschaftliche Partner haben sich bei uns gemeldet, um diese Arbeit gemeinsam fortzusetzen und unsere Initiative zu unterstützen. Das zeigt, dass dieser systematische Zugang wichtig ist und die Informationsverbreitung genauso weiterbringt wie die Entwicklung weiterer Forschungsfragen und Politikmaßnahmen.

Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?

Hannah Janetschek: Am Morgen motiviert mich die Vision einer Welt, in der auch meine Enkelinnen und Enkel ein gutes Leben führen können.

Am Abend beschleicht mich häufig das Gefühl, dass wir immer noch zu bequem und zu zögerlich sind, um weitreichenden und schnellen Wandel zu erreichen.

Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?

Hannah Janetschek: Wir haben die Vision der 2030 Agenda erreicht, wie können wir sicherstellen, dass wir von ihr nicht mehr abrücken?

 

 

Online Tool: NDC-SDG Connections

Das unter anderem von Hannah Janetscheck in Zusammenarbeit mit dem Stockholm Environment Institute (SEI) entwickelte Online Tool „NDC-SDG Connections“ macht durch eine umfassende Datenanalyse und -visualisierung mögliche Synergien zwischen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und dem Pariser Klimaabkommens sichtbar. Damit werden erstmals Chancen für eine kohärente Politik für eine klimagerechte und nachhaltige Entwicklung frei zugänglich und auf Basis wissenschaftlicher Forschungen mit wenigen Klicks aufgezeigt.

https://klimalog.die-gdi.de/ndc-sdg/

Mehr zum Tool in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=_sTeQiPk1zY

 

Jetzt abstimmen!

Die NDC-SDG Connections sind für einen UN SDG ACTION AWARD nominiert. Geben Sie dem Tool hier Ihre Stimme bei den Peoples Choice Awards: http://sdgactioncampaign.org/sdg-action-awards-2018-finalists/ndc-sdg-connections/

 

Das Interview führte Astrid Dirksen
[:de]Liebe Frau Janetscheck, Sie untersuchen am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) unter anderem wie die Umsetzung der Agenda 2030 am besten gelingen kann. Haben Sie schon eine Idee?

Hannah Janetschek: Am besten kann die Umsetzung gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen, um gemeinsam diese Herausforderung eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels zu vollziehen. Staatliche Akteure können steuern und Anreize setzen, um Verhalten zu ändern, sie können aber auch intern einen ressortübergreifenden Ansatz stärken. Die Wissenschaft kann durch gesellschaftspolitisch relevante Forschung Wissen produzieren, das informierte, politische Entscheidungsfindung möglich macht. Wissenschaft und Zivilgesellschaft werden immer stärker auch die Aufgabe haben, die Knackpunkte in der Umsetzung der Agenda 2030 wieKonflikte zwischen einigen Zielen, die sowohl Verlierer als auch Gewinner habenwerden zu identifizieren und zu kommunizieren.

Auch der Privatwirtschaft kommt eine wichtige Rolle zu, sowohl in der Bereitstellung von finanzieller Kapazitäten zur Erreichung der Agenda als auch im Anpassen der eigenen Produktionsstandards an die Kriterien nachhaltiger Entwicklung. Lego hat zum Beispiel vor einigen Tagen verkündet, künftig alle Legosteine aus Zuckerrohr produzieren zu wollen. Das ist natürlich eine gute Initiative, um dem Plastikmüll mit seinen Herausforderungen zu reduzieren. Bei der Umsetzung muss man schauen, wo und wie das Zuckerrohr angebaut wird, ob wir in diesen Gegenden ausreichend Boden- und Wasserressourcen haben und auch sicherstellen, dass das Mehr an Zuckerrohrproduktion nicht in Konkurrenz zu dringend notwendigen Lebensmitteln steht.

Abschließend kann natürlich jede/r einzelne durch die Anpassung des eigenen Konsums einen Beitrag leisten.

Ein anderer Ihrer Forschungsschwerpunkte ist die verantwortungsvolle Nutzung von z.B. Wasser oder Land.  Was kann jeder einzelne tun, um nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen?

Hannah Janetschek: Wir können alle im Kleinen etwas verändern, um zum großen Ganzen beizutragen. Es ist nicht egal, wie und was wir konsumieren. bei uns in Deutschland ist die Problematik von knappen Wasser- und Bodenressourcen im Alltag nicht so präsent wie in anderen Ländern. Da wir aber in einer globalisierten Welt leben, sind unsere Nahrungsmittel, Konsumgüter wie Kosmetika und auch Textilien mit Rohstoffen und Ressourcen verknüpft, die anderswo für die Ernährung der Bevölkerung fehlen. Ich selbst versuche das regelmäßig zu hinterfragen und nur Notwendiges zu konsumieren und vor allem auf die Qualität zu achten. Beim Kleider- und Kosmetikkauf sind mir Gütesiegel für faire und nachhaltige Produktionsbedingungen wichtig. Bei Lebensmitteln achte ich auf lokalen und nachhaltigen Anbau. Es geht mir nicht um eine völlige Einschränkung und Verzicht, aber man muss sich diese Fragen der Qualität und Menge des eigenen Konsums stellen.

Sie waren auch an der Entwicklung eines Online-Tools beteiligt, das mit ein paar Klicks die Zusammenhänge zwischen den nationalen Plänen für das Klimaabkommen und den Sustainable Development Goals (SDGs) der Agenda 2030 für jeden visualisiert. Wie kamen Sie auf diese Idee und wofür braucht man ein solches Tool?

Hannah Janetschek: Wir leben in einem digitalen, globalen Zeitalter, in dem die Masse an Informationen enorm ist und damit auch sehr unübersichtlich. Gleichzeitig beobachten wir, dass Staaten gemeinsam Verbesserung erreichen möchten. Da lag es für uns nah, mehr Transparenz herzustellen und diese Fülle an Informationen systematisch und einfach zugänglich aufzubereiten. Die Visualisierung der Dokumente im NDC-SDG Connections Tool ist in den vergangenen drei Monaten sehr positiv aufgenommen worden. Sowohl NGOs, Regierungsmitglieder als auch wissenschaftliche Partner haben sich bei uns gemeldet, um diese Arbeit gemeinsam fortzusetzen und unsere Initiative zu unterstützen. Das zeigt, dass dieser systematische Zugang wichtig ist und die Informationsverbreitung genauso weiterbringt wie die Entwicklung weiterer Forschungsfragen und Politikmaßnahmen.

Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?

Hannah Janetschek: Am Morgen motiviert mich die Vision einer Welt, in der auch meine Enkelinnen und Enkel ein gutes Leben führen können.

Am Abend beschleicht mich häufig das Gefühl, dass wir immer noch zu bequem und zu zögerlich sind, um weitreichenden und schnellen Wandel zu erreichen.

Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?

Hannah Janetschek: Wir haben die Vision der 2030 Agenda erreicht, wie können wir sicherstellen, dass wir von ihr nicht mehr abrücken?

 

 

Online Tool: NDC-SDG Connections

Das unter anderem von Hannah Janetscheck in Zusammenarbeit mit dem Stockholm Environment Institute (SEI) entwickelte Online Tool „NDC-SDG Connections“ macht durch eine umfassende Datenanalyse und -visualisierung mögliche Synergien zwischen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und dem Pariser Klimaabkommens sichtbar. Damit werden erstmals Chancen für eine kohärente Politik für eine klimagerechte und nachhaltige Entwicklung frei zugänglich und auf Basis wissenschaftlicher Forschungen mit wenigen Klicks aufgezeigt.

https://klimalog.die-gdi.de/ndc-sdg/

Mehr zum Tool in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=_sTeQiPk1zY

 

Jetzt abstimmen!

Die NDC-SDG Connections sind für einen UN SDG ACTION AWARD nominiert. Geben Sie dem Tool hier Ihre Stimme bei den Peoples Choice Awards: http://sdgactioncampaign.org/sdg-action-awards-2018-finalists/ndc-sdg-connections/

 

Das Interview führte Astrid Dirksen[:]