SÜDWIND: Privatinvestitionen für das Klima?

Klimapolitik im Kontext der Agenda 2030

Es ist mittlerweile unumstritten, dass Privatinvestitionen eine wichtige Rolle spielen werden, wenn es um die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) und insbesondere um den Klimaschutz in Entwicklungsländern geht. Doch auch nach der Klimakonferenz in Bonn wird klar, dass es um mehr gehen muss, als das vielfach zitierte 100 Mrd. US-Dollar-Ziel. Die Beteiligung des Privatsektors bei der Finanzierung von Entwicklung und Klimaschutz läuft derzeit fast ausschließlich auf die Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen für private Investitionen hinaus. Davon profitieren vor allem die großen, in der Regel internationalen Unternehmen. Wie eine neue SÜDWIND-Studie zeigt, werden soziale und ökologische Risiken für die Empfängerländer der Investitionen viel zu wenig berücksichtigt.

Beispielhaft für einige Sektoren zeigt die Studie, dass Privatinvestitionen auch dazu beitragen können, Entwicklung und Klimaschutz voranzubringen. Doch Irene Knoke, die Autorin der Studie, betont auch die „sozialen und ökologischen Risiken bei zu viel Zufluss von Privatkapital, insbesondere dann, wenn staatliche Institutionen und die Regierungsführung schwach sind“. Zahlreiche Beispiele vor allem bei der massiven Ausweitung der kommerziellen Landwirtschaft in vielen Regionen der Erde haben das in den letzten Jahren mehr als deutlich vor Augen geführt. „Der massive Ausbau von Soja, Palmöl oder anderen Cash crops hat nicht nur erhebliche ökologische Kosten und die Vernichtung wichtiger Ökosysteme mit sich gebracht. Vielerorts sind auch gewaltsame Vertreibungen und Landraub mit solchen Investitionen verbunden“ führt Irene Knoke weiter aus.

Um soziale und ökologische Risiken für die Empfängerländer der Investitionen und für die Bevölkerung zu minimieren, fordert Knoke eine verbindliche Umsetzung internationaler Umwelt- und Sozialstandards für Investitionen wie die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Darüber hinaus sollten sich auch Privatinvestitionen stärker in nationale Umwelt- und Entwicklungsstrategien einpassen. Über einen gesamtgesellschaftlichen Konsens müssen Sektoren identifiziert werden, die besonders für die Anpassung an den Klimawandel und Armutsreduktion relevant sind.

Wenn die Bedeutung von privaten Investitionen nun so stark hervorgehoben wird, müssen auch die staatlichen Institutionen gestärkt werden, um Investitionen im Sinne der gesetzten Prioritäten für Klimaschutz und Erreichung der SDG zu lenken. Nicht zuletzt sollten lokale Potenziale stärker in den Mittelpunkt rücken. „Hierfür muss auch eine Finanzierung verstärkt für kleine und mittelgroße Projekte bereitgestellt werden, die insbesondere heimische kleine und mittlere Unternehmen einbinden“, so Knoke. Damit können oft größere Effekte für die Erreichung verschiedener SDG erzielt werden als mit dem Versuch, mit möglichst großen Unternehmen oder kapitalstarken Investoren möglichst viel privates Kapital zu hebeln.

Die Studie, die von Engagement Global im Auftrag des BMZ und von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert wurde, bildet den Abschluss der SÜDWIND-Reihe zur Rolle des Privatsektor für die Erreichung der Agenda 2030 und der SDG.

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Quelle: Pressemitteilung SÜDWIND, 11.12.2017