[:en]Crncic, Zeljko (DIE): From debating social justice to proposed solutions – 10 years of the Managing Global Governance programme[:de]Crncic, Zeljko (DIE): Von Gerechtigkeitsdebatten zu Lösungsvorschlägen – 10 Jahre Managing Global Governance Programm[:]

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So far, 2017 has been a year of turbulent events. Diplomatic tensions, wars and global problems such as global warming and economic inequality have featured on the agenda. In view of this situation, it is encouraging to know that the 2030 Agenda exists as a common reference point in the relationships between states.

During faltering dialogue processes in particular, networks such as Managing Global Governance (MGG), a platform maintained by the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in co-operation with partner institutions, become all the more relevant in the discussion of global problems and inequalities, as well as in the development of solutions. One key discussion – which is also the focus of our MGG alumni and partner meeting this week – is therefore the question of global justice.

Global justice, what does it mean?

The political and economic relations between states are often characterised by great inequality. The countries of the South often complain – justifiably – of significant grievances such as unequal market access or the environmentally-detrimental extraction of resources by multinational companies and the repatriation of profits to other countries.

For this reason, under the banner of global justice a number of academics and activists are calling for global inequality to be overcome. Prominent representatives of this position include: the philosopher John Rawls (Harvard University), who died in 2002; the economist, philosopher and Nobel Prize winner Amartya Sen (Harvard University) as well as Martha Nussbaum, philosopher and Professor of Law and Ethics (University of Chicago). Nussbaum worked to further develop Sen’s Capability Approach for measuring human development and drew up a list with ten capabilities that constitute components of a good life. These include physical integrity, the ability to live a self-planned life and the opportunity for freedom of speech.

The 2030 Agenda enables – and necessitates – a specification of the justice debate beyond academic discourse.

Specific, common steps

The realisation of global justice often fails due to a lack of co-operation between representatives of different institutions. One specific project, which has been in place for ten years and seeks to rectify this defect, is the Managing Global Governance (MGG) dialogue platform. MGG was launched in 2006 by the BMZ together with the DIE and what was then the InWEnt (now GIZ), commencing at the DIE in early 2007 under the name Global Governance School.

The programme brings together academics and scientists as well as representatives of political institutions from Germany and six emerging nations (Mexico, Brazil, South Africa, India, Indonesia and China), meeting regularly in different formats. These include the MGG Academy, which brings together young junior leaders from the aforementioned countries and Germany/Europe in Bonn, over a period of nearly four months. After an academic phase, the participants develop a project that offers solutions for existing problems. In the manner of the 2030 Agenda, the junior executives attempt to develop ideas, for example for sustainable tourism. In addition, the network also offers further formats, for example where the network members work to introduce voluntary production standards in the partner countries.

From 20 to 22 November the network is celebrating ten years of its existence with a major alumni and partner conference in Bonn. Over 150 guests will have the opportunity to discuss issues relating to the 2030 Agenda and global justice in a range of different formats. For example, a panel discussion will introduce an alternative justice concept from Egypt, followed by a discussion of the concept from various different aspects. The participants will cover the 2030 Agenda and the concept of global justice on specific projects from their own areas of work, such as the setting of standards and norms in the production of goods or intergovernmental co-operation. In this they will be able to draw on extensive resources, as the majority of perspectives are themselves covered by the expertise from the MGG network.

The subject of global justice is an ideal. However, with the resolution of the 2030 Agenda there is a chance to call for, examine and implement specific measures within this scope. The personal exchange of knowledge, joint learning and the formulation of recommendations for action for relevant actors, as practiced by MGG in its network for the past ten years, contributes here to the specification of these objectives – and consequently a step forward from debate towards action.

Source: Website German Development Institute (DIE), 20.11.2017[:de]

2017 war bisher von turbulenten Ereignissen geprägt. Diplomatische Spannungen, Kriege und globale Probleme, wie die Erderwärmung oder die ökonomische Ungleichheit waren auch weiterhin an der Tagesordnung. Angesichts dieser Lage ist es ermutigend, die Agenda 2030 als gemeinsamen Referenzpunkt in den zwischenstaatlichen Beziehungen zu wissen.

Insbesondere während stockender Dialogprozesse werden Netzwerke, wie Managing Global Governance (MGG), eine Plattform, die das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik mit Partnerinstitutionen unterhält, bei der Diskussion globaler Probleme und Ungleichheiten sowie bei der Erarbeitung von Lösungen umso relevanter. Eine wichtige Diskussion, die auch im Zentrum unseres MGG Alumni- und Partnertreffens diese Woche steht, ist daher die Frage nach globaler Gerechtigkeit.

Globale Gerechtigkeit, was heißt das?

Die politischen und ökonomischen Beziehungen zwischen Staaten sind oft von großer Ungleichheit geprägt. Die Länder des Südens beklagen oft zu Recht schwere Missstände wie ungleiche Marktzugänge oder den umweltbelastenden Ressourcenabbau durch multinationale Konzerne und den Abfluss der Gewinne in andere Länder.

Aus diesem Grund fordern einige Wissenschaftler und Aktivisten unter dem Begriff der Globalen Gerechtigkeit eine Überwindung der weltweiten Ungleichheit. Zu den prominenten Vertretern werden u.a. gezählt: der 2002 verstorbene Philosoph John Rawls (Harvard University); der Wirtschaftswissenschaftler, Philosoph und Nobelpreisträger Amartya Sen (Harvard University) sowie Martha Nussbaum, Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik (University of Chicago). Nussbaum entwickelte den Sens Capability-Ansatz zur Messung menschlicher Entwicklung weiter und legte eine Liste mit zehn Befähigungen vor, die zu einem guten Leben gehören. Dazu zählen u.a. die physische Unversehrtheit, die Möglichkeit ein selbst geplantes Leben zu führen, aber auch die Möglichkeit der Redefreiheit.

Die Agenda 2030 erlaubt – und erfordert – eine Konkretisierung der Gerechtigkeitsdebatte jenseits des wissenschaftlichen Diskurses.

Konkrete gemeinsame Schritte

Oft scheitert die Umsetzung von globaler Gerechtigkeit an mangelnder Zusammenarbeit zwischen Vertretern unterschiedlicher Institutionen. Ein konkretes Projekt, das seit zehn Jahren besteht und diesen Mangel zu beheben sucht, ist die Dialogplattform Managing Global Governance (MGG). MGG wurde 2006 vom BMZ gemeinsam mit dem DIE und der damaligen InWEnt (heute GIZ) begonnen und startete im DIE Anfang 2007 unter dem Namen „Global Governance School“.

Das Programm bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter politischer Institutionen aus Deutschland und sechs aufstrebenden Staaten (Mexiko, Brasilien, Südafrika, Indien, Indonesien und China) regelmäßig in verschiedenen Formaten zusammen. Zu diesen gehört die MGG Academy, die über einen Zeitraum von fast vier Monaten junge Nachwuchsführungskräfte aus den genannten Staaten und Deutschland/Europa in Bonn zusammenführt. Hier entwickeln die Teilnehmenden, nach einer akademischen Phase, ein eigenes Projekt, das Lösungen für bestehende Probleme bietet. In Anlehnung an die Agenda 2030 versuchen die Nachwuchsführungskräfte z.B. Ideen für nachhaltigen Tourismus zu entwickeln. Darüber hinaus bietet das Netzwerk weitere Formate an, in denen sich Mitglieder des Netzwerks z.B. für die Einführung freiwilliger Produktionsstandards in den Partnerländern einsetzen.

Vom 20. bis 22. November feiert das Netzwerk sein zehnjähriges Bestehen mit einer großen Alumni- und Partnerkonferenz in Bonn. Die über 150 Gäste werden die Gelegenheit nutzen, um die Fragen der Agenda 2030 und der globalen Gerechtigkeit in verschiedenen Formaten zu erörtern. In einer Podiumsdiskussion werden sie z.B. ein alternatives Gerechtigkeitskonzept aus Ägypten kennenlernen, um dann den Begriff unter verschiedenen Perspektiven zu diskutieren. Die Beteiligten werden die Agenda 2030 und den Begriff der globalen Gerechtigkeit auf konkrete Projekte aus den eigenen Arbeitsfeldern, wie die Setzung von Standards und Normen bei der Güterproduktion oder die zwischenstaatliche Kooperation behandeln. Dabei werden sie aus dem Vollen schöpfen, denn die meisten Perspektiven werden durch die Expertise aus dem MGG-Netzwerk selbst abgedeckt.

Das Thema der globalen Gerechtigkeit ist ein Ideal. Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 besteht jedoch die Chance, konkrete Maßnahmen auf diesem Weg einzufordern, zu überprüfen und umzusetzen. Der persönliche Austausch von Wissen, das gemeinsame Lernen und die Formulierung von Handlungsempfehlungen für relevante Akteure, wie es MGG seit zehn Jahren durch sein Netzwerk praktiziert, ist hier ein Beitrag zur Konkretisierung dieser Ziele und somit ein Schritt von der Debatte zum Handeln.

Quelle: Website Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 20.11.2017[:]