Für die Umsetzung der „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ (SDG) besteht ein hoher Bedarf an Investitionen. Angesichts knapper Kassen setzt die Politik stark auf private Unternehmen und Investoren. Mittels Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sollen Armut und Hunger bekämpft und weitere Ziele erreicht werden. SÜDWIND zeigt mit zwei aktuellen Fact Sheets auf, dass das Engagement des Privatsektors aber kein Eigenläufer zur Erreichung der SDG ist, sondern vielmehr in entsprechende Bahnen gelenkt werden muss.
Das Fact Sheet „Der Privatsektor und Ernährungssicherheit“ untersucht, welche Rolle der Privatsektor bei Erreichung von SDG 2 spielen kann, das sich auf die Fragen von Hunger und Ernährungssicherheit bezieht. Noch immer leidet laut Schätzungen der Welternährungsorganisation jeder neunte Mensch an chronischer Unterernährung. Der größte Hunger herrscht paradoxerweise dort, wo Nahrungsmittel angebaut werden. Die wenigen multinationalen Großkonzerne, die den Nahrungsmittelmarkt weltweit dominieren, haben das Problem bislang nicht lösen können. Denn die Ursachen von Hunger und Unterernährung sind vielschichtig. Die einseitige Konzentration auf groß-industrielle Produktion für den Export trägt jedoch nicht dazu bei, diese zu bekämpfen. Notwendig ist ein Strukturwandel in der Landwirtschaft von Entwicklungs- und Schwellenländern. „Im Zentrum eines solchen Wandels kann nicht der Profit der Großkonzerne stehen, er muss Ernährung als ein Menschenrecht und die Bedürfnisse von kleinen und mittleren ProduzentInnen in den Mittelpunkt stellen“ meint Dr. Pedro Morazán, Autor des Fact Sheets.
Das Fact Sheet „Der Privatsektor und Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern“ beleuchtet den Energiemarkt. Energie gilt als Motor der Industrialisierung und von Entwicklung. Dass erneuerbare Energien Voraussetzung für die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung sind, zeigt sich auch darin, dass ihnen eines der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG 7) gewidmet wurde. Noch immer aber haben viele Menschen in Entwicklungsländern keinen Zugang zu Energie. Verbesserungen der Energieversorgung in einigen Schwellenländern beruhen noch immer stark auf fossilen Energieträgern wie Kohle oder Erdöl. Um den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen, versuchen nationale und internationale Akteure Investitionen aus der Privatwirtschaft zu mobilisieren. Gerade bei Großinvestitionen zum Beispiel in Wind-, Sonnen oder Wasserkraftprojekten kommt es aber immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen, Landnutzungskonflikte oder Vertreibungen. „Das Potenzial zur Gewinnung erneuerbarer Energien durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist gerade in Afrika riesig und das Engagement des Privatsektors dringend nötig“, meint Irene Knoke, Autorin des Fact Sheet. „Damit aber auch die ärmere Bevölkerung von Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit profitiert, muss die Stärkung klein- und mittelständischer Unternehmen vor Ort sowie von Genossenschaften und Kommunen in den Vordergrund gerückt werden.“
Die Fact Sheets wurden von Engagement Global im Auftrag des BMZ und von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert. Sie stehen hier zum Download/zur Bestellung bereit.
Quelle: Pressemitteilung SÜDWIND, 13.10.2017