Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen und dieselben Chancen und Rechte für Frauen und Männer durchzusetzen, dauert es beim derzeitigen Tempo noch 170 Jahre. Das stellte der Global Gender Gap Report im letzten Jahr fest. Dabei ist die wirtschaftliche Stärkung von Frauen nicht nur ein moralischer Imperativ sondern auch ökonomisch längst überfällig. Die Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt könnte das globale BIP bis 2025 um 28 Billionen US-Dollar erhöhen. Welche Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene dringend notwendig sind diskutierten gestern auf Einladung des Deutschen Komitees für UN Women Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft auf dem Internationalen Symposium „Frauen in einer sich verändernden Arbeitswelt“. Das Gutachten der Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung verdeutlichte: Frauen und Männer brauchen die gleichen Verwirklichungschancen.
Das sind die statistisch nachweisbaren Indikatoren für bisher nicht erreichte Gleichstellung in Deutschland:
- Sorgearbeitslücke (Gender Care Gap): Frauen leisten 52% mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer, also anderthalb Mal so viel.
- Einkommenslücke (Gender Pay Gap): Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst erwerbstätiger Frauen ist um 21% geringer als der erwerbstätiger Männer.
- Rentenlücke (Gender Pension Gap): Die Alterssicherungsleistungen von Frauen sind um 53% geringer als die von Männern.
- Lebenseinkommenslücke (Gender Lifetime Earnings Gap): Frauen hatten im Jahr 2016 ein um 49% geringeres Gesamterwerbseinkommen im Lebensverlauf als Männer.
Das muss sich ändern:
Frauen müssen für gleichwertige Arbeit gleich bezahlt werden. Branchen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, wie zum Beispiel in der Pflege, benötigen eine finanzielle Aufwertung. Private Sorgearbeit von Männern und Frauen muss neu definiert und bewertet werden. Das beinhaltet die Abkehr von der ausschließlichen Orientierung an Familienernährer-, Zuverdienst- und Doppel-Vollzeitmodellen zugunsten eines Erwerb-und-Sorge-Modells.
Für Politik und Wirtschaft gilt es die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass eine partnerschaftliche Verteilung der Erwerbs-und Sorgearbeit für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv ist. Ein Wahlarbeitszeitgesetz wäre von hoher Priorität, um gesicherte Ein-und Ausstiegsmodelle, flexible Arbeitszeiten und mobile Arbeit oder Homeoffice zu ermöglichen. Zudem gilt es Gesetze wie das Entgelttransparenzgesetz zu verbessern und die Lohnlücke zu schließen.
In vier interaktiven Workshops „Digitalisierung und digitale Kluft zwischen den Geschlechtern“, „Arbeitnehmer*innenrechte und der informelle Arbeitsmarkt“, „Situation von Migrantinnen und weiblichen Geflüchteten“ und „Genderstereotype und soziale Normen“ wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet, um Frauen in einer sich verändernden Arbeitswelt zu stärken.
Wichtige Links:
Weitere Informationen zu den Ergebnissen des Symposiums, Präsentationen und Fotos sind in Kürze hier zu finden: http://bit.ly/2sXgnBi
Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung und Gutachten der Sachverständigenkommission: http://bit.ly/2swRA6g
Quelle: Pressemitteilung UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V., 07.07.2017