Vor 10 Jahren nahmen die Menschen in Ocote Tuma ein Wasserkraftwerk in Betrieb. Seitdem haben sie Strom – und ihr Leben hat sich völlig verändert.
Licht am Abend, ein Kühlschrank für verderbliche Lebensmittel und Strom für die medizinischen Geräte beim Arzt: Was vielen Menschen selbstverständlich scheint, war es in Ocote Tuma lange nicht. Das Dorf liegt im Norden Nicaraguas, rund sechs Autostunden von der Hauptstadt Managua entfernt. Bis 2007 lebten die Menschen dort ohne Strom – so wie jeder fünfte Bewohner des mittelamerikanischen Landes.
Ein kleines Wasserkraftwerk, das die Gemeinde und die Zentralregierung bauen ließen, hat Vieles verändert. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützte sie dabei im Auftrag der Generaldirektion für internationale Zusammenarbeit des niederländischen Außenministeriums. Hinter dem Projekt steht das Partnerschaftsprogramm „Energising Development“ (EnDev). Finanziert wird dieses Programm von Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien, der Schweiz und Schweden. Es eröffnet Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika Zugang zu nachhaltiger Energie.
Wie vielfältig ein Stromanschluss das tägliche Leben von Menschen verändert, sieht man in Ocote Tuma: Dort ergeben sich für viele Bewohner neue wirtschaftliche Chancen, etwa weil Handwerker mit elektrischem Gerät arbeiten und Ladenbesitzer gekühlte Lebensmittel verkaufen können. Das Bildungsangebot hat sich ebenfalls verbessert, denn Unterricht in der Dorfschule ist jetzt zu jeder Tageszeit möglich. Mehr als 300 Schüler aus acht Gemeinden erhalten hier Unterricht. An Wochenenden werden für bis zu 20 Teilnehmer auch Computerkurse angeboten.
All das hat sich herumgesprochen: Viele Menschen aus der Gegend sind in das Dorf gezogen. Lebten 2007 nur 17 Familien in Ocote Tuma, sind es heute mehr als 70. Weitere Menschen kommen, um sich in der Gesundheitsstation behandeln zu lassen. Die Leistungen der Gesundheitsstation nutzen am Tag rund 120 Menschen aus umliegenden Gemeinden. Ocote Tuma ist zu einem Anziehungspunkt für die ganze Region geworden – so sehr, dass das Dorf schon über den Bau eines zweiten Wasserkraftwerks nachdenkt. Denn die Turbine produziert derzeit nur rund 13 Kilowattstunden Strom. Mit dieser Strommenge kann man zeitgleich beispielsweise dreizehn Kühlschränke laufen lassen – was für die wachsende Dorfgemeinschaft nicht viel ist. Deshalb gibt es eine Gebührenordnung und klare Regeln, wann Strom gespart und Geräte mit hohem Verbrauch ausgeschaltet werden müssen.
In Nicaragua und Honduras wurden insgesamt mehr als 25 dieser Kleinstwasserkraftanlagen gefördert und etwa 10.000 Solarsysteme für Wohnhäuser mit lokalen Partnern eingerichtet. Weltweit hat die GIZ dazu beigetragen, dass zwischen 2010 und 2015 insgesamt 3,4 Millionen Menschen mit Licht und Strom versorgt wurden.
Quelle: Meldung GIZ, 27.07.2017