RNE: Die Politik kann sich mehr trauen! – Umfrage zum Umweltbewusstsein

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In der aktuellen Umfrage zum Umweltbewusstsein geben sich die Deutschen aufgeschlossen für eine Verkehrswende und einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Für die Verantwortlichen in Kommunen, Land und Bund ergebe sich daraus ein Auftrag, erklärt Studienmacher Gerd Scholl.

Für Städte und Kommunen, auch für die Länder und die Bundesregierung stecken in der aktuellen Umfrage zum Umweltbewusstsein der Deutschen eindeutige Handlungsempfehlungen. Denn: Würden umweltbezogene, soziale und ökonomische Ziele zugleich ernst genommen, sei dies mit „mehr Gesundheit für die Menschen“ verbunden. Das sagen 84 Prozent der Befragten. Viele erwarten auch „eine Zunahme von Lebensqualität“ (81 Prozent) und „mehr Verbundenheit mit der Natur“ (76 Prozent). Und 58 Prozent meinen, dass sie auch zu  „mehr Gemeinschaft der Menschen untereinander“ führt. SPD-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärt denn auch:  „Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Es ist das erste Mal, dass in der alle zwei Jahre im Auftrag von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt erscheinenden repräsentativen Studie detailliert untersucht wurde, was sich die Deutschen von einer nachhaltigen Entwicklung versprechen. Dahinter steckt die Frage, ob die Bevölkerung die Aufgaben mitträgt, die sich aus der globalen Agenda 2030 und der erst im Januar entsprechend neu aufgelegten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ergeben. Für Studienmacher Gerd Scholl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) steht fest: „Die Politik kann sich mehr trauen!“

Gerne zu Fuß unterwegs

Das große Thema für die Menschen sei neben Ernährungsfragen die Mobilität, erklärt er. So sei das Auto für die meisten noch immer das wichtigste Verkehrsmittel. 70 Prozent der Befragten nutzen es mehrmals in der Woche. Doch kann sich die große Mehrheit vorstellen, unter bestimmten Bedingungen häufiger zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder sich in Bus und Bahn zu setzen. Die Voraussetzung: Es gibt eine gute Alternative.

Entsprechend stoße eine Stadt- und Regionalentwicklung, die das Auto leichter verzichtbar macht, bei 91 Prozent der Befragten auf Akzeptanz, 79 Prozent hielten einen Mobilitätswandel auch in ihrer Gemeinde für wünschenswert, erklärt Scholl. Er ist sich sicher: „Tempo 30 würde in bestimmten Zonen auf Akzeptanz stoßen.“ Bislang sorgten Geschwindigkeitsbegrenzungen zumeist für einen Aufschrei. Scholl sieht  eine Wende.

Und er wehrt sich gegen Kritik, dass Umfragen so eine Sache seien, dass niemand prüfe, ob stimmt, was die Befragten sagen und dass die Studie nicht das reale Verhalten abbilde. Es sei „nichts Neues“, dass Menschen schon mal ankreuzten, was ihrer Ansicht nach erwartet wird. Das sei auch aus anderen Studien bekannt, etwa zum Fleischverzehr. Dabei zeige sich aber durchaus, wie sich die gesellschaftliche Debatte ändert.

Der Wille zählt

Das sagt auch Harry Lehmann, der die Studie von Seiten des Umweltbundesamtes verantwortet hat. 80 Prozent der Deutschen fühlen sich laut der Umfrage durch Straßenlärm gestört, die Autoabgase kommen noch oben drauf. Lehmann: „Der Wille zum Autoverzicht ist da, das reale Tun noch nicht.“ Aus Bewusstseinsänderungen ließen sich wichtige Rückschlüsse und Handlungsfelder für die Politik ziehen, sagt denn auch Umweltministerin Hendricks.

Bleibt ein Problem: 37 Prozent der Befragten sehen derzeit ein Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Bei Menschen mit geringem Einkommen und geringem Bildungsstand stünden „persönliche Sorgen im Vordergrund“, heißt es in der Studie. Hendricks warnt davor, dass Umweltschutz als „Elitethema“ abgestempelt werden könnte. Sie fordert: „Wir sollten gerade in Städten und Gemeinden den Umweltschutz stärker an denen ausrichten, die ohnehin schon benachteiligt sind.“

Auf einen Blick: So sehen die Deutschen den Umweltschutz

Fünf wichtige Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudie 2016, für die 4000 Menschen befragt wurden:

1. Umwelt- und Klimaschutz ist für die Deutschen derzeit das drittwichtigste gesellschaftliche Problem. Auf Platz 2 stehen Kriminalität, Frieden, Sicherheit. An Platz 1: Zuwanderung und Migration.

2. Bedrohlichstes Umweltproblem für die Deutschen: Plastikmüll in den Meeren. Es folgen die Abholzung von Wäldern und das Artensterben. Auf Rang vier: Klimawandel.

3.  „Wir können unsere  Umweltprobleme nur dadurch lösen, dass wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise grundlegend umgestalten“ – dem stimmen 81 Prozent zu.

4. 29 Prozent der Deutschen kaufen immer oder sehr häufig Bio-Produkte, 2014 waren es noch 20 Prozent. Und: Vier Prozent ernähren sich heute vegetarisch oder vegan, 25 Prozent essen nur einmal pro Woche oder noch seltener Fleisch.

5. In sozial benachteiligten Quartieren sind Umweltbelastungen besonders hoch: 40 Prozent der Befragten mit kleinem Einkommen fühlen sich durch Lärm besonders belastet, aber nur 27 Prozent mit hohem Einkommen.

Quelle: Meldung Rat für Nachhaltige Entwicklung, 05.05.2017

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In der aktuellen Umfrage zum Umweltbewusstsein geben sich die Deutschen aufgeschlossen für eine Verkehrswende und einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Für die Verantwortlichen in Kommunen, Land und Bund ergebe sich daraus ein Auftrag, erklärt Studienmacher Gerd Scholl.

Für Städte und Kommunen, auch für die Länder und die Bundesregierung stecken in der aktuellen Umfrage zum Umweltbewusstsein der Deutschen eindeutige Handlungsempfehlungen. Denn: Würden umweltbezogene, soziale und ökonomische Ziele zugleich ernst genommen, sei dies mit „mehr Gesundheit für die Menschen“ verbunden. Das sagen 84 Prozent der Befragten. Viele erwarten auch „eine Zunahme von Lebensqualität“ (81 Prozent) und „mehr Verbundenheit mit der Natur“ (76 Prozent). Und 58 Prozent meinen, dass sie auch zu  „mehr Gemeinschaft der Menschen untereinander“ führt. SPD-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärt denn auch:  „Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Es ist das erste Mal, dass in der alle zwei Jahre im Auftrag von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt erscheinenden repräsentativen Studie detailliert untersucht wurde, was sich die Deutschen von einer nachhaltigen Entwicklung versprechen. Dahinter steckt die Frage, ob die Bevölkerung die Aufgaben mitträgt, die sich aus der globalen Agenda 2030 und der erst im Januar entsprechend neu aufgelegten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ergeben. Für Studienmacher Gerd Scholl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) steht fest: „Die Politik kann sich mehr trauen!“

Gerne zu Fuß unterwegs

Das große Thema für die Menschen sei neben Ernährungsfragen die Mobilität, erklärt er. So sei das Auto für die meisten noch immer das wichtigste Verkehrsmittel. 70 Prozent der Befragten nutzen es mehrmals in der Woche. Doch kann sich die große Mehrheit vorstellen, unter bestimmten Bedingungen häufiger zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder sich in Bus und Bahn zu setzen. Die Voraussetzung: Es gibt eine gute Alternative.

Entsprechend stoße eine Stadt- und Regionalentwicklung, die das Auto leichter verzichtbar macht, bei 91 Prozent der Befragten auf Akzeptanz, 79 Prozent hielten einen Mobilitätswandel auch in ihrer Gemeinde für wünschenswert, erklärt Scholl. Er ist sich sicher: „Tempo 30 würde in bestimmten Zonen auf Akzeptanz stoßen.“ Bislang sorgten Geschwindigkeitsbegrenzungen zumeist für einen Aufschrei. Scholl sieht  eine Wende.

Und er wehrt sich gegen Kritik, dass Umfragen so eine Sache seien, dass niemand prüfe, ob stimmt, was die Befragten sagen und dass die Studie nicht das reale Verhalten abbilde. Es sei „nichts Neues“, dass Menschen schon mal ankreuzten, was ihrer Ansicht nach erwartet wird. Das sei auch aus anderen Studien bekannt, etwa zum Fleischverzehr. Dabei zeige sich aber durchaus, wie sich die gesellschaftliche Debatte ändert.

Der Wille zählt

Das sagt auch Harry Lehmann, der die Studie von Seiten des Umweltbundesamtes verantwortet hat. 80 Prozent der Deutschen fühlen sich laut der Umfrage durch Straßenlärm gestört, die Autoabgase kommen noch oben drauf. Lehmann: „Der Wille zum Autoverzicht ist da, das reale Tun noch nicht.“ Aus Bewusstseinsänderungen ließen sich wichtige Rückschlüsse und Handlungsfelder für die Politik ziehen, sagt denn auch Umweltministerin Hendricks.

Bleibt ein Problem: 37 Prozent der Befragten sehen derzeit ein Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Bei Menschen mit geringem Einkommen und geringem Bildungsstand stünden „persönliche Sorgen im Vordergrund“, heißt es in der Studie. Hendricks warnt davor, dass Umweltschutz als „Elitethema“ abgestempelt werden könnte. Sie fordert: „Wir sollten gerade in Städten und Gemeinden den Umweltschutz stärker an denen ausrichten, die ohnehin schon benachteiligt sind.“

Auf einen Blick: So sehen die Deutschen den Umweltschutz

Fünf wichtige Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudie 2016, für die 4000 Menschen befragt wurden:

1. Umwelt- und Klimaschutz ist für die Deutschen derzeit das drittwichtigste gesellschaftliche Problem. Auf Platz 2 stehen Kriminalität, Frieden, Sicherheit. An Platz 1: Zuwanderung und Migration.

2. Bedrohlichstes Umweltproblem für die Deutschen: Plastikmüll in den Meeren. Es folgen die Abholzung von Wäldern und das Artensterben. Auf Rang vier: Klimawandel.

3.  „Wir können unsere  Umweltprobleme nur dadurch lösen, dass wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise grundlegend umgestalten“ – dem stimmen 81 Prozent zu.

4. 29 Prozent der Deutschen kaufen immer oder sehr häufig Bio-Produkte, 2014 waren es noch 20 Prozent. Und: Vier Prozent ernähren sich heute vegetarisch oder vegan, 25 Prozent essen nur einmal pro Woche oder noch seltener Fleisch.

5. In sozial benachteiligten Quartieren sind Umweltbelastungen besonders hoch: 40 Prozent der Befragten mit kleinem Einkommen fühlen sich durch Lärm besonders belastet, aber nur 27 Prozent mit hohem Einkommen.

Quelle: Meldung Rat für Nachhaltige Entwicklung, 05.05.2017

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