EUROSOLAR: Bürgernah und dezentral – Stadtwerke investieren in kommunale Energiewende

Gestern Nachmittag ging die 11. Stadtwerke-Konferenz von EUROSOLAR, die dieses Jahr in Kooperation mit den Stadtwerken Schwäbisch Gmünd stattfand, erfolgreich zu Ende. Rund 100 Fachbesucher aus der ganzen Republik tauschten sich zu den aktuellen Chancen sowie Herausforderungen für Stadtwerke und Kommunen in der Energiewende aus.

Denn bei einer dezentralen Energiewende kommt den Stadtwerken als lokalen Akteuren eine tragende Rolle zu, da Erneuerbare Energien lokal anfallen und dort genutzt werden können. Doch EEG 2017 und Strommarktgesetz hindern Stadtwerke und kommunale Unternehmen oft an der Entwicklung innovativer Projekte. Im Fokus der Vorträge stand deshalb neben der Konvergenz der Energiemärkte, der Digitalisierung und der kommunalen Daseinsvorsorge vor allem der viel diskutierte Mieterstrom.

Er kann bei verschiedenen Zielgruppen Anreize schaffen, um eine verbrauchsnahe und naturverträgliche Direktversorgung umzusetzen: bei kommunalen Stadtwerken, Energiegenossenschaften, Akteuren der öffentlichen Wohnungswirtschaft sowie privaten Vermietern und Mietern. Doch die Modelle, die ein gewaltiges Potential für eine erfolgreiche und sozial ausgeglichene Energiewende darstellen, werden bisher durch den gesetzlichen Rahmen erschwert. „Der aktuelle Regierungsentwurf zum Mieterstromgesetz wird der Herausforderung nicht gerecht“, so EUROSOLAR-Vizepräsident Dr. Fabio Longo. „Der doppelte Deckel auf Solar und Mieterstrom würgt die kostengünstige und soziale Energiewende ab.“

Digital, regional und flexibel

Nach der Begrüßung durch Richard Arnold, Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd und Margit Conrad, StM a.D. aus dem Vorstand EUROSOLAR sprach zum Auftakt der Konferenz Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: In der landespolitischen Strategie der Schwaben spielen kommunale Energieversorger eine wichtige Rolle. Im Anschluss stellte Rainer Steffens, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Gmünd seine Zuhörer vor die Frage: „Schwäbisch Gmünd ohne Ihre Stadtwerke? Win-win oder lose-lose?“ Im Rahmen seines Vortrags hob Steffens die Rolle der Stadtwerke für eine umweltfreundliche und bürgernahe Versorgungsstruktur hervor: „Die Stadtwerke haben in der künftigen Energieversorgung eine Schlüsselposition, weil die Energiewende zum übergroßen Teil in den Verteilernetzen stattfindet. Zudem ist den Bürgern mehrheitlich nicht präsent, was jeder einzelne zum Gelingen der Energiewende beitragen kann. Als kommunaler Versorger sehen wir uns bei unseren Kunden in der Pflicht, hierbei zu unterstützen.“

Unter der Überschrift „Konvergenz der Energiemärkte – Flexible Erzeugung von Strom und Wärme“ erläuterten Martin Willige von Ritter XL Solar und Bene Müller von solarcomplex das rentable Zusammenwirken von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und Solarthermie. Am Nachmittag tauschten Dr. Holger Krawinkel von MVV-Energie, Alexander Woitas von Lumenaza und Dr. Armin Keinath von Caterva ihre Ideen zu digitalen Geschäftsmodellen aus. Hier standen vor allem intelligent vernetzte Stromspeicher im Zentrum des Interesses. Nach der Podiumsdiskussion über die Frage „Wie können Städte und Kommunen von der Energiewende profitieren?“ forderte Longo: „In der dezentralen Energiewende sind die Stadtwerke die wichtigsten Player. Die politischen Rahmenbedingungen müssen mit einer Neuen Energiemarktordnung endlich die Weichen in diese Richtung stellen.“

Mieterstrom und Bürgerprojekte

Im Fokus des zweiten Tages standen Mieter und Bürger. Am Morgen erörterten Florian Henle von Polarstern, Felix Gudat von den Stadtwerken Heidelberg und Florian Dahl von ABO Wind innovative Geschäftsmodelle, Strategien und Praxisbeispiele zum Thema Mieterstrom. Gerade in Mietshäusern, aber auch in Nachbarschaften und Quartieren kann ein riesiges Potential für eine schnelle Energiewende besonders günstig und sozial gerecht erschlossen werden.

Im zweiten Teil diskutierten Referenten und Publikum über Projekte mit Bürgerbeteiligung unter dem EEG 2017. „Wie kann man den gesetzlichen Rahmen nutzen, um die Planung von kleinen Solarparks für Stadtwerke und Genossenschaften voranzutreiben?“, fragte IBC Account-Manager Michael Greif. Christian Schmidt von Sterr-Kölln & Partner zeigte verschiedene Perspektiven auf, während Christian Münch von BayWa r.e. Solar Energy Systems die Online-Planung privater Photovoltaik-Anlagen erklärte.

Die erfolgreiche 11. Stadtwerke-Konferenz fand ihren Ausklang mit dem Fazit von Dr. Axel Berg, dem Vorsitzenden des Vorstands von EUROSOLAR. Er lobte die angeregten Diskussionen, die Zusammenarbeit der Konferenzteilnehmer und den Willen der Stadtwerke, die dezentrale Energiewende voranzutreiben.

Weitere Informationen: www.stadtwerke-konferenz.eurosolar.de

Quelle: Pressemitteilung EUROSOLAR, 11.05.2017