DLR unterstützt das UN World Food Programme (WFP) durch satellitengestützte Risikokartierungen
Jährlich sterben mehr Menschen an Hunger als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. Täglich haben 795 Millionen Menschen auf der Welt, jeder Neunte, nicht genug zu essen. Auch durch die Folgen des Klimawandels verschärft sich die präkere Lage – Ernteausfälle aufgrund von extremen Dürreperioden oder Überschwemmungen sind nur ein Beispiel. Doch wo sind wann welche Schäden zu erwarten? Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt nun – gefördert durch das Auswärtige Amt – das UN World Food Programme (WFP) bei der Risikokartierung und Früherkennung von kritischen Entwicklungen im Rahmen der weltweiten Bekämpfung von Hunger. Ziel des neuen Projekts ist es, das WFP dabei zu unterstützen, in einem “Spatial Risk Calendar” (SPARC) räumlich oder zeitlich wiederkehrende Umweltrisiken frühzeitig aufzudecken und genauer zu prognostizieren, um daraus geeignete Hilfsmaßnahmen und Strategien ableiten zu können.
Dazu bringt das DLR seine besondere Erfahrung und sein technisches Know-How auf dem Gebiet der Fernerkundung ein. Experten des Earth Observation Center (EOC) des DLR werden die bisher von der UN genutzten Daten und Modelle analysieren, mit hochaufgelösten Satellitenbildern abgleichen und wissenschaftliche Untersützung zur Weiterentwicklung des Systems einbringen. Am 18. und 19. April 2017 wurde das gemeinsame SPARC-Projekt mit einem zweitägigen Kickoff-Meeting in der Zentrale des WFP in Rom offiziell auf den Weg gebracht. Das Projekt läuft mit einer Förderung des Auswärtigen Amtes bis Januar 2018. Die verbesserten Risikokarten und -kalender sollen beim WFP dann operationell zum Einsatz kommen. Das WFP ist die führende humanitäre Hilfsorganisation der Welt und unterstützt jährlich mehr als 80 Millionen Kinder und Erwachsene in rund 80 Ländern – mit dem strategischen Ziel „Zero Hunger“, dem Ende des weltweiten Hungers bis zum Jahr 2030.
Hochaufgelöste Satellitendaten von Sentinel-2
Risikokalender und -karten dienen dem Überblick. Im Fall von SPARC werden weltweite Umweltveränderungen beobachtet und ihre Muster sowie Risikofaktoren im Monats- und Jahresverlauf erfasst. Im Fokus stehen Vegetation, Dürre, Landnutzungsänderungen sowie Erosion und Bodendegradation. Die Entwicklung dieser Umweltparameter hat unmittelbaren Einfluss auf die Ernährungsversorgung. Sind beispielsweise landwirtschaftliche Nutzflächen von Starkregen betroffen, können wertvolle Humusschichten so weit abgetragen werden, dass der Boden unfruchtbar wird. Risikokartierungen hierzu können von Erosion besonders bedrohte Böden sowie das Auftreten und den Zeitpunkt von Extremwetterlagen erfassen.
Für die Modellberechungen von SPARC werden unterschiedliche Satellitentypen zum Einsatz kommen. Solche, die ein tägliches Bild der Erde in einer relativ groben räumlichen Auflösung von 300 bis 500 Meter liefern, sowie Satelliten, die im Wochen- oder Zweiwochenrhythmus mit einer höheren Auflösung von 10-20 Meter auch Feldstrukturen erkennen lassen. Dazu nutzen die DLR-Experten neben den amerikanischen Landsat-Satelliten vor allem auch die Satelliten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus: Sentinel-2B ist erst vor wenigen Wochen gestartet und zusammen mit seinem seit zwei Jahren im Orbit tätigen Zwilling Sentinal-2A für den humanitären Einsatz wie geschaffen. Die Satelliten beobachten Veränderungen der Landoberfläche und der Vegetation kontinuerlich im Fünf-Tage-Takt.
Fruchtbare Zusammenarbeit
Das aktuelle Projekt zur humanitären Risikokartierung ist nicht die einzige Zusammenarbeit zwischen DLR und WFP. Anfang des Jahres wurde eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung geschlossen, die weitere Technologien und Innovationen für die humanitäre Hilfe einbezieht. Ein Beispiel sind Entwicklungen im Bereich automatisierte Fortbewegungsmittel. Die Zusammenarbeit mit dem WFP wird somit auch über das SPARC-Projekt hinaus anwendungsnah weiterentwickelt.
Den vollständigen Artikel mit Bildern finden Sie unter: http://www.dlr.de/dlr/presse/desktopdefault.aspx/tabid-10172/213_read-22122/#/gallery/26876
Quelle: Pressemitteilung DLR, 19.04.2017