Die Amnesty International Hochschulgruppe Bonn und FEMNET sind mit gemeinsamer Aktion am Bonner Münsterplatz
Mit Näher_innen an ratternden Maschinen machen FEMNET und die Amnesty International Hochschulgruppe Bonn auf Menschenrechtsverletzungen in der Bekleidungsindustrie aufmerksam. Die Aktion findet am Samstag, 21. Januar 2017, von 11 bis 17 Uhr auf dem Bonner Münsterplatz statt. Dazu gibt es Materialien zur Arbeits- und Menschenrechtslage in Ländern wie Indien und Bangladesch sowie Informationen über eine faire Produktions- und Konsumweise. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hängen die Organisator_innen T-Shirts mit ihren Forderungen sowie mit den Vorwürfen der Näherinnen am Stand auf.
Die Frauenrechtsorganisation FEMNET engagiert sich seit Jahren für eine menschenwürdige Produktion in der globalen Bekleidungsindustrie. Der Verein ist Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) und des CorA-Netzwerks für Unternehmensverantwortung. Einer der aktuellen Schwerpunkte ist die Situation junger Frauen in südindischen Spinnereien, die von dem Camp-Labour-System, ehemals Sumangali, betroffen sind. Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren werden zu drei Jahren Arbeit in Spinnereien verpflichtet: Sie schuften bis zu 12 Stunden im Schichtdienst, auch nachts, die Arbeitszeit ist selten durch Verträge geregelt, der Lohn liegt unterhalb des Mindestlohns für Auszubildende. Zudem übernachten die Mädchen in Hostels auf dem Fabrikgelände, haben kaum freie Tage und dürfen noch nicht einmal regelmäßig mit ihren Verwandten telefonieren.
Jüngst berichtete The New Indian Express von dem Selbstmordversuch zweier Mädchen, die nach einer gescheiterten Flucht aus einer Spinnerei in Coimbatore, im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, vom Management der Fabrik misshandelt worden waren. Das Camp-Labour-Problem wurde unlängst auch vom Bündnis für nachhaltige Textilien, in dessen Steuerungskreis FEMNET die Zivilgesellschaft vertritt, erkannt und als erste Bündnisinitiative mit weiteren Aktivitäten im Jahr 2017 verabschiedet.
Amnesty International setzt sich seit 50 Jahren weltweit für die Beachtung von Menschenrechten und die Ächtung derer Verletzungen ein. Mit Hilfe von Lobbyarbeit und dem Sammeln von Unterschriften war bisher knapp jeder dritte Fall, für den sich Amnesty eingesetzt hat, erfolgreich. Den Student_innen der Amnesty Hochschulgruppe Bonn liegt es am Herzen, auf das Schicksal der vielen namenlosen und unbekannten Arbeiterinnen in den Bekleidungsindustrien, die keine Fürsprecher_innen haben, aufmerksam zu machen. Im Vergleich zu anderen Menschenrechtsverletzungen kann hier jede_r Konsument_in durch eigenes Kaufverhalten einen Beitrag leisten, die Arbeitsbedingungen in diesen Fabriken zu verbessern. Hierfür möchte die Hochschulgruppe an diesem Tag das Bewusstsein stärken.
Weitere Informationen unter www.femnet-ev.de/moderne-sklaverei
Quelle: Pressemitteilung FEMNET, 17.01.2017